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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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diese Dinge nicht. Außerdem gab es da noch mehr, Bilder, mit denen Hubert auch nichts anzufangen wusste. Aber sie gefielen ihm wohl irgendwie, nackte Weiber und so was.« Sie lachte. »Was man so in der Zeitung liest, sind diese alten Sachen ja eine Menge wert.«
    »Kann man so sagen«, merkte Raupach an.
    »Und dann ist er auf etwas gestoßen, was ihn dazu gebracht hat, alles wieder zurückzulegen und ganz schnell seinen Estrich zu verlegen.«
    »Erzählen Sie es uns?«
    »Hilft es Sigmar, wenn ich das einfach so ausplaudere?« Sie blickte hoffnungsvoll hoch. »Ich denk mal, früher oder später schnappen Sie meinen Jungen. Kriegt er mildernde Umstände, wenn ich Ihnen helfe?«
    »Ich sage dem Richter, dass Sie sehr kooperativ waren. Vielleicht wird er es berücksichtigen.« Raupach hielt das für fraglich. Regine Hornung war nur eine nahe Angehörige. Aussagen, die Einfluss auf das Strafmaß hatten, mussten schon von Sigmar Hornung selbst kommen.
    »Also erst mal gab es da jede Menge Orden und militärisches Zeug«, fuhr Regine fort. »Das hat Hubert kaum interessiert, er konnte ja von Glück reden, dass er nicht mehr zum Volkssturm eingezogen wurde in den letzten Kriegstagen, dabei sind ja noch viele gute Jungs draufgegangen.« Regine Hornung holte Luft. »Aber das war noch nicht alles, Herr Kommissar. In diesem Grab gab es auch Bücher, Bonbonschachteln, Teller, eine Zigarrendose.«
    »Und?«
    »Da war was draufgeschrieben oder eingraviert. Zur Erinnerung.«
    »Was denn?«, wollte Raupach wissen.
    Regine Hornung setzte sich zurecht. »Geschenk des Führers«, sagte sie bedeutsam. »Oder so etwas Ähnliches. Manchmal mit einer Unterschrift. ›Hitler‹ stand dann da.«
    Raupach und Photini schwiegen. Sie sahen sich lange an.
    »Als mein Hubert das damals gelesen hat, kam es ihm gar nicht geheuer vor. Deshalb hat er die Kisten dann wieder verschlossen und einfach seine Arbeit gemacht. Er tat ja nichts Verbotenes, wenn er dabei half, solche Sachen verschwinden zu lassen. Und letztlich war es ja besser so, das hat sich bestimmt auch der Gustav von Barth gedacht, Estrich drauf und Schwamm drüber.«
    »Woher wissen Sie das alles?«, fragte Photini.
    »Na, von Hubert. Er hat’s mir erzählt, kurz nach unserer Hochzeitsnacht neunundfünfzig. Aber dem Sigmar hat er nie was gesagt. Es sollte nicht auf den Sohn kommen, meinte er, man muss mit der Vergangenheit abschließen, so was richtet nur Unheil an.«

Regine Hornung betrachtete wieder die Wandtapete. Nicht für Geld und gute Worte wollte sie dauerhaft an so einem Ort leben, Palmen und einsame Sandstrände, was sollte sie dort? Sie konnte das Meer nicht ertragen.
    »Ich nehme an, dass er es Sigmar doch noch verraten hat«, fuhr sie fort, »kurz vor seinem Tod vor acht Jahren. Danach hat sich Sigmar plötzlich für die Villa interessiert, und als Frau von Barth und Herr Schwan dann einen Hausmeister suchten, hat er sich angeboten.«
    »Dann dauerte es ja eine ganze Weile, bis er sich entschloss, Ernst zu machen«, sagte Raupach.
    »Die Firma lief immer schlechter, und dann kamen noch Sigmars Spielschulden dazu. Es ging bergab, langsam und unaufhaltsam.« Sie machte ein betrübtes Gesicht. »Aber von diesem Tunnel hab ich wirklich nichts gewusst. Ich hab gemerkt, dass er irgendetwas Größeres vorbereitet, das schon, aber was genau, das behielt er für sich.« Sie schluckte schwer. »Und was Sie da über diese Morde erzählt haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sigmar was damit zu tun hat, das glaube ich nicht.« Sie versuchte zu lächeln. »Vielleicht schickt er mir mal eine Postkarte von der Gegend, wo er jetzt ist. Oder wo er noch hinwill.«
    »Dann müssen Sie uns sofort benachrichtigen.« Raupach stand auf. Er hörte Geräusche auf der Treppe, ein Team der Spurensicherung schien einzutreffen.
    »Können Sie uns noch mehr über diese Hitler-Geschenke erzählen?«, fragte Photini.
    »Hubert sagte, das waren, abgesehen von den Gravuren, ganz normale Gegenstände, wie man sie an Weihnachten oder zum Geburtstag verschenkt. Schöne Sachen, von guter Qualität. Mehr wusste er nicht.«
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte Raupach und verließ den Raum. Im Gang kam ihm Effie entgegen. Er klärte sie über die Situation auf. Sie mussten in Erfahrung bringen, wo sich Hornung befand und was er mit dem Schatz vorhatte. Offenbar hatte er diesbezügliche Hinweise vernichtet oder mitgenommen. Vielleicht ließen diese Geldscheine an der Tür ja Rückschlüsse zu. Thailand?

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