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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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französischen Redewendungen.
    »Nicht ganz außer Betrieb«, widersprach Raupach, da Clüsserath auf seine Zeit im Polizeiarchiv anspielte. »Sagen wir lieber, ich saß zwischen den Stühlen. Aber das ist vorbei.«
    »Kenneth Marsh ist in Bonn übrigens kein Unbekannter. Er verfügt über beste Kontakte in Diplomatenkreisen. Wir müssen diskret sein.«
    »Mal sehen, ob sich das machen lässt.« Raupach dachte an Photini. Allein das Wort »Diskretion« und Clüsseraths Art zu reden würden sie auf die Palme bringen. »Wir geben uns Mühe.« Er legte auf.
    » Bonne chance! « , wünschte Heide zum Abschied, während sich Clint Eastwood für das letzte Gefecht rüstete. Sie kannte den Film. Der Showdown zog sich lange hin.
    Auf dem Gang prallte Raupach fast mit der Krankenschwester zusammen. Sie roch sofort den Zigarettenrauch und stürmte an ihm vorbei in Heides Zimmer. »Diese Frau treibt mich in den Wahnsinn«, hörte er sie noch sagen, gefolgt von Revolverschüssen. Er mochte nicht in der Haut der Schwester stecken.
     
    RAUPACH HOLTE Photini im Präsidium ab. Wie üblich setzte sie sich ans Steuer, mit Blaulicht brauchten sie nur eine halbe Stunde nach Bonn. Auf dem letzten Stück nahm Raupach die magnetische Leuchte wieder vom Wagendach.
    »Sharon Springman ist immer noch da drin«, sagte Clüsserath zur Begrüßung. »Keine Veränderung. Marsh kam um kurz nach ein Uhr mittags von seiner Weinhandlung nach Hause. Zehn Minuten später traf die gesuchte Person mit dem Taxi ein. Marsh machte sofort auf. Wir haben den Wortwechsel an der Tür mit einem Richtmikrophon aufgezeichnet. Offenbar hielt Marsh die Frau für eine Historikerin. Sie hatte einen Termin mit ihm vereinbart, und er bat sie freundlich herein.«
    Das Haus war ein würfelförmiger, moderner Bungalow in einer Bauweise, die seit einigen Jahren weit verbreitet war, viel Beton, Stahl und Glas. Allerdings waren die Fenster so angeordnet, dass sich von der Straße aus nur wenige Einblicke ins Innere ergaben. Raupach kam das abweisende Gebäude wie ein Bunker vor.
    »Also gut«, sagte er. »Fofó und ich gehen rein.«
    Er klingelte. Erst höflich, dann, als keine Reaktion erfolgte, mehrmals hintereinander. Nichts rührte sich. Er hämmerte gegen die Tür: »Aufmachen! Polizei!«
    Das musste reichen. Raupach gab Clüsserath ein Zeichen. Der brachte seine Leute in Position.
    »Gefahr im Verzug?«, fragte Photini.
    »Schätze schon.«
    Zwei Stöße mit dem Rammbock, und die Tür gab nach.
    Photini zog ihre Waffe. Raupach bremste sie. »Das ist nicht unser Revier. Lass den Kollegen den Vortritt.«
    Sie warteten vor dem Eingang, ein Dreierteam in Zivil drang in das Haus ein. Clüsserath stand neben ihnen und leitete die Operation über Funk. Es dauerte nicht lang, und er forderte Sanitäter an.
    Marsh lag neben dem Wohnzimmertisch auf dem Teppich. »Bewusstlos«, versicherte ein Beamter, der den Mann versorgte. »Atmung normal, ein klassischer Knock-out.«
    Durch die geöffnete Terrassentür brachten zwei Polizisten, die den Garten gesichert hatten, eine Frau in Handschellen herein. Sharon Springman trug eine Jacke im Militärlook, darunter ein weißes T-Shirt, Hosen, die bis unters Knie reichten, und feste Trekkingschuhe. Sie ärgerte sich maßlos, dass sie geschnappt worden war. »Fuck!«, fluchte sie. »Hände weg!«
    Clüsserath übernahm die Vorstellungsrunde. Dann nickte er den Kölner Kollegen zu. » Voil á , Sie sind am Zug.«
    »War das hier notwendig?«, fragte Raupach.
    »Ja«, fuhr ihn Sharon Springman an.
    »Warum?«
    »Das ist meine Sache.«
    »Nein, unsere«, korrigierte Raupach.
    »Ich will mit meinem Anwalt telefonieren.«
    »Zuerst müssen wir Sie durchsuchen.«
    Photini machte sich an die Arbeit. Springman setzte sich heftig zur Wehr, gab es dann plötzlich auf und hielt still. Anhand ihrer Papiere waren ihre Personalien festzustellen. Neben ihrem Handy fand sich in den Innentaschen ihrer Jacke ein Schlüsselbund mit Dietrichen. Ein altes Buch mit schwarzem Leineneinband, die Buchstaben waren hebräisch. Und ein Ring aus Silber. Mit einem Totenkopf und gekreuzten Knochen.
    »Der gehört ihm.« Sharon Springman wies mit den gefesselten Händen auf Marsh.
    Raupach streifte Schutzhandschuhe über und betrachtete den Ring genauer. Er war aus Silber und glänzte wie frisch gereinigt. Auf der Innenseite befand sich eine Gravur. S. Ib. Wenzel 30.1.1943 H. Himmler.
    »Was ist das?«
    »Ein Ehrenring der SS«, sagte Sharon Springman gelangweilt. »Davon

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