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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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geräumig und besaß hohe Fenster, die auf die Hofseite hinausgingen. Obwohl es gut getarnt war, fand Rafiq beinahe auf Anhieb das Fach im Fußboden. Unter einem losen Stück Parkett verbarg sich ein großer Hohlraum, in dem jemand einen Stoß Papiere, mehrere Mobiltelefone und zwei Pistolen mit abgeschraubten Schalldämpfern deponiert hatte. Rafiq blätterte durch die Dokumente und fand die Klarsichthülle, die für ihn bestimmt war. Ein deutscher Personalausweis, ein paar Plastikkarten, eine davon eine EC-Karte. Außerdem ein A4-Bogen, auf den seine Legende getippt war. Er überflog die klein gedruckten Zeilen. Marco Silva lautete sein Name, Kind italienischer Einwanderer, wohnhaft in Bayreuth und von Beruf Fahrzeugschlosser. Hielt sich in Berlin auf, um seine Schwester zu besuchen. Sorgsam legte er die Papiere beiseite und griff nach einer der beiden Waffen. Kurz wog er sie in der Hand. Es war eine Glock 17, eine handliche Pistole, deren Magazin aber trotzdem siebzehn Schuss fasste. Probeweise streckte er den Arm aus, stabilisierte ihn mit der zweiten Hand und zielte in Richtung des Fensters.
    Er legte die Waffe zurück auf den Boden, dann stand er auf und schlenderte hinüber in die Küche. Er nahm den Stadtplan aus der Tasche, den er in Paris auf dem Flughafen gekauft hatte und breitete ihn auf dem Boden aus. Mit einem Bleistift markierte er den Standort der sicheren Wohnung und anschließend die Adresse, die er in mehreren der Zeitschriften gefunden hatte. Die Kunstgalerie Neuhoff im Berliner Stadtbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.
60 Mlada Boleslav | Tschechische Republik
     
    Nikolaj starrte den Hörer noch einen Moment an, dann hängte er ein. Klirrend stürzten die Münzen in den Rückgabeschacht. Was hatte das jetzt zu bedeuten?
    Er schloss für einen Moment die Augen, um sich zu konzentrieren. Ganz in der Nähe dröhnte ein Schlagbohrer. Auf der gegenüberliegenden Seite war die Straße abgesperrt, Bauarbeiter rissen den Asphalt auf. Staub und der Geruch von heißem Teer hingen in der Luft. Tiefholte er Atem; dann klaubte er das Geld aus der Lade und warf es erneut in den Schlitz. Wieder wählte er die Nummer, diesmal langsam und sorgsam darauf bedacht, keinen Fehler zu machen. Die Metalltasten unter seinen Fingerkuppen fühlten sich klebrig an. Er presste den Hörer ans Ohr und lauschte dem Klicken, das den Verbindungsaufbau signalisierte. Ein Rufzeichen ertönte. Nikolajs Nacken begann zu kribbeln. Verwählt, dachte er erleichtert. Er hatte sich einfach nur verwählt. Das Telefon klingelte weiter. Dann knackte es, ein Rascheln, der Atem eines Mannes am anderen Ende.
    „Da?“
    „Ich bin’s wieder“, sagte Nikolaj.
61 Tel Aviv | Israel
     
    Kurz vor halb Zwölf rief Daniel Augmon in Cohens Büro am King Saul Boulevard an. Daniel leitete das Überwachungsteam, das die Aufgabe hatte, alle Aktivitäten des russischen Waffenhändlers Viktor Kusowjenko in Prag zu beobachten. Cohen selbst saß in einer Besprechung, deshalb nahm Yuri Nave, sein Assistent das Gespräch an. Yuri wusste, dass Cohen fieberhaft auf Nachrichten aus Prag wartete.
    „Habt ihr was?“
    Daniel lachte. „Wir haben sogar was ziemlich Cooles. Willst du’s hören?“
    „Ja“, erwiderte Yuri.
    „Also pass auf. Wir haben gerade ein Telefonat mitgeschnitten. Alles auf Russisch. Kannst du Russisch, Yuri?“ Daniels Stimme klang verzerrt durch die gesicherte Leitung.
    Yuri versetzte die letzte Bemerkung einen Stich. Sprachen waren immer sein Handicap gewesen. Deshalb arbeitete er auch nicht in einer der Stationen in Europa, sondern hockte in diesem hässlichen Betonklotz am King-Saul-Boulevard.
    „Ein Kerl hat ihn gerade angerufen, um ein Treffen auszumachen, und zwar in Berlin. Es klang wie eine Erpressung. Der große Mann hörte sich handzahm an.“
    „Schickt es rüber“, sagte Yuri. „Wir analysieren das.“
    Er lehnte sich zurück und warf einen Blick hinüber zu der Tür, die in Cohens Büro führte.
62 Mlada Boleslav | Tschechische Republik
     
    Ein paar hundert Meter vom Hotel entfernt befand sich ein großer Einkaufskomplex mit Supermärkten, einem Baumarkt, zahlreichen kleinen Läden und Schnellrestaurants. Carmen beeilte sich mit ihren Einkäufen. Sie hatte ausgecheckt und die Zimmerschlüssel abgegeben; ihre Taschen lagen im Kofferraum des Wagens, den sie auf dem großen Parkplatz am Einkaufszentrum abgestellt hatten.
    Berlin, hatte Nikolaj zu ihr gesagt. Er würde Berlin als Treffpunkt bestimmen. Nikolaj wirkte

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