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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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dem Finger über ein Bild, das mit Barcelona II untertitelt war. „Hier, das könnte ein Straßenzug sein. Hausfassaden mit Fenstern, da so eine Art Springbrunnen. Ich bin kein Experte in abstrakter Malerei, aber wenn man sich die Bilder ein Weilchen ansieht, kann man erkennen, was gemeint ist.“
    „Hm“, brummte Katzenbaum. Er blätterte durch die Seiten.
    Rafiq stand auf und ging in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu holen. Er nickte Tal zu, der rauchend am Küchenfenster stand.
    „Lev geht’s nicht gut“, murmelte Tal, während Rafiq ein sauberes Glas aus dem Oberschrank angelte.
    Rafiq hielt mitten in der Bewegung inne.
    „Was meinst du?“
    Tal blies den Rauch durch die Nasenlöcher. „Es ist diese ganze verdammte Operation. Wir haben einfach kein Glück in der Sache, aber Lev will das nicht wahrhaben. Wahrscheinlich hat er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit wir jetzt hier sind.“
    Rafiqs Augen wurden schmal. „Hier geht’s auch um unsere eigenen Leute.“ Mühsam beherrschte er seine Stimme. „Willst du dich einfach umdrehen und nach Hause gehen?“
    „Ach jetzt komm schon.“ Tal drückte seine Zigarette aus und warf sie aus dem Fenster. „Dir geht’s nur um Carmen. Wir wissen doch beide, was da läuft.“
    „Ja was denn?“, knurrte Rafiq. „Was läuft denn? Sag’s mir.“
    Tal entblößte seine Zähne in einem schiefen Grinsen. „Ihr hattet was miteinander, und deshalb willst du nicht, dass ihr was passiert.“
    Er stieß sich vom Fensterbrett ab.
    „Das ist nicht besonders professionell. Hier steht mehr auf dem Spiel als bloß die Frage, ob deiner Freundin ein Haar gekrümmt wird.“
    Rafiqs Hand schoss vor, seine Finger schlossen sich um Tals Kehle und stießen ihn rückwärts gegen die Wand. Tals Augen weiteten sich vor Überraschung und verloren für einen Moment den Fokus, als sein Hinterkopf gegen den Fensterrahmen prallte. Rafiqs Hand zitterte, während er seinen Griff noch verstärkte. Ein gurgelndes Geräusch löste sich von Tals Lippen. Rafiq beugte sich vor. Sein Gesicht war so nah an Tal, dass er seine Atemstöße auf der Wange spürte. Tals Wimpern flackerten, während er nach Luft rang.
    „Hör zu“, stieß Rafiq hervor, „meine persönlichen Angelegenheiten stehen hier nicht zur Debatte, klar?“ Wut ließ ihn zittern. Mit der freien Hand verstärkte er seinen Griff um Tals Kehle.
    „Seid ihr verrückt geworden?“
    Wie eine Rasierklinge schnitt die Stimme in Rafiqs Realität. Er warf einen Blick über die Schulter, seine Finger lösten sich. Tal schleuderte ihn mit einem heftigen Stoß von sich, so dass Rafiq ein paar Schritte rückwärts taumelte. Katzenbaum stand in der Tür und starrte sie an.
    „Was ist los?“, schnappte er.
    Rafiq wischte sich über das Gesicht. Sein Blick blieb an Levs Augen hängen, hell und sehr klar, in denen offener Zorn funkelte. Dann drehte er sich zu Tal um. Rot zeichneten sich die Würgemale auf seiner Kehle ab.
    „Sag das nie wieder“, presste er hervor.
    „Aber es ist die Wahrheit“, murmelte Tal voll unterdrücktem Zorn. Er rieb sich den Hals. „Sonst würdest du ja nicht so empfindlich reagieren.“
    Rafiq wollte etwas erwidern, aber Katzenbaum schnitt ihm das Wort ab. Trotz seiner Behinderung wirkte er plötzlich Furcht einflößend. Die Luft im Raum atmete sich von einem Moment auf den anderen frostig.
    „Schluss jetzt“, sagte Katzenbaum. Er griff nach dem Glas und drehte den Wasserhahn auf. Dann sah er Rafiq an. „Was Carmen angeht, gibt es Neuigkeiten.“
    Rafiq spürte, dass der Zorn von ihm abfiel wie ein Mantel, der zu Asche verglimmt. Erschöpft lehnte er sich gegen die Anrichte.
    „Was?“, fragte er müde.
    „Sie hat mich angerufen. Heute Mittag, als ich noch in Paris war.“
    Rafiq starrte ihn an.
    „Es geht ihr offenbar gut“, fuhr Katzenbaum fort. „Und sie ist auf dem Weg hierher.“
    „Das ist nicht dein Ernst.“ Rafiqs Gedanken begannen sich zu drehen. „Sie hat dich angerufen?“
    „Fedorow will sich in Berlin mit einem Mann namens Viktor Kusowjenko treffen.“ Katzenbaum wischte sich über die Augen. „Das ist ein Waffenhändler, das habe ich schon überprüfen lassen. Es sieht so aus, als hätte Fedorow früher mit ihm zusammengearbeitet. Er will die Namen der Auftraggeber von Kusowjenko wissen.“
    „Du meinst, er weiß gar nicht, wer für Rosenfeldt bezahlt hat?“
    Katzenbaum nickte langsam. „Das Geschäftliche hat angeblich Kusowjenko abgewickelt.“ Ein freudloses Lächeln

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