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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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wiederholte Nikolaj. Seine Stimme bekam plötzlich einen drohenden Unterton, den Rafiq an seinem Freund nicht kannte. „Ich habe den Befehl über diese Operation, und wir werden das erfolgreich durchziehen.“
    „Ach darum geht’s“, knurrte Rafiq. „Wem willst du was beweisen?“
    Nikolaj ließ sich wieder zurücksinken. „Wir reden morgen“, sagte er hart.
    Später wusste Rafiq nicht mehr genau, wie es dazu gekommen war, dass die beiden anderen sich Nikolajs Meinung angeschlossen hatten. Er war wütend, er stand kurz davor, sich aus der ganzen Aktion auszuklinken, tat es dann aber nicht. Stattdessen versuchte er Nikolaj ein letztes Mal zur Vernunft zu bringen.
    Ohne Erfolg.
    Sie warteten bis kurz nach Mitternacht. Der Himmel hatte sich zugezogen; es herrschte absolute Dunkelheit, perfekt für ihr Vorhaben. Wenigstens etwas, dachte Rafiq, während er ein letztes Mal die Sprengladung und den Zünder überprüfte. Dann packte er alles in den Rucksack und drückte ihn Khamal in die Hand.
    Er hängte sich das M-I6 über die Schulter, verstaute die beiden Ersatzmagazine und die Sprengsätze am Gürtel. Nikolaj und Carmen waren bereits fertig. Den Wagen hatten sie hinunter in die Ebene gefahren und ein Stück von der Straße entfernt abgestellt, so dass Khamal ihn leicht erreichen konnte.
    Nikolaj warf einen Blick auf die Uhr. „Null Uhr Zwanzig. Die werden gleich starten.“
    Rafiq nickte.
    „Dann los“, sagte Carmen.
    Khamal wartete aus sicherer Entfernung, bis im Lager die Scheinwerfer des Jeeps aufblendeten. Nach einigen Minuten konnte er das Motorengeräusch hören, das schnell lauter wurde. Der Wagen näherte sich, passierte die Stelle, die sie ausgewählt hatten und verschwand in der Nacht.
    Khamal sprang auf und legte die gut hundert Meter zwischen seinem Versteck und der Straße rennend zurück. Es war keine asphaltierte Straße im wirklichen Sinne, sondern nur eine Piste aus aufgeschüttetem und verdichtetem Schotter mit einer Menge Schlaglöchern. Hastig zog er sein Messer aus dem Gürtel und begann zwei Vertiefungen zu graben. Schweiß sammelte sich in seiner Halsgrube. Er wusste, dass es mindestens eine Stunde dauern würde, bis die Israelis wieder auftauchten. Dennoch war er nervös. Mit fahrigen Bewegungen zerrte er die C4-Päckchen aus seinem Rucksack, drückte die Zünder hinein und platzierte die Sprengladungen in die dafür vorgesehenen Vertiefungen. Dann deckte er den Bereich mit lockeren Steinchen ab und glättete den Boden mit der flachen Hand. Die ganze Aktion dauerte nicht länger als zehn Minuten.
    Er umklammerte den Plastikkasten mit dem behelfsmäßigen Fernzünder und ging rückwärts von der Straße ins Dunkel; so weit, dass er die Piste gerade noch erkennen konnte.
    Wie gebannt starrte er zu der Stelle, an der das Fahrzeug auftauchen musste.
    „Wie lange noch?“, flüsterte Carmen.
    Rafiq schob den Ärmel seiner Jacke hoch und schaute auf die Uhr. Die Leuchtziffern schimmerten in schwachem Grün. „Nicht mehr lange“, antwortete er im gleichen Flüsterton. „Höchstens zwanzig Minuten.“
    Im Lager flammten die Scheinwerfer des Jeeps auf. Khamals Kopf ruckte herum, als plötzlich in seinem Augenwinkel die Lichtpunkte aufglühten. Seine Finger waren rutschig vom Schweiß. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Er lauschte dem allmählich anschwellenden Motorengeräusch. Sie näherten sich der Position. Es mussten weniger als fünfzig Meter sein.
    Vierzig.
    Dreißig.
    Plötzlich war er nicht mehr sicher, wo genau er die Bomben platziert hatte. Panik loderte in ihm auf. Seine Finger glitten hektisch über den Auslöser.
    Zwanzig.
    Jetzt. Sie hatten den Punkt beinahe erreicht, oder? Er musste die Sprengladungen zünden. Er musste es jetzt tun. Keuchend legte er den Schalter um. Für einen Lidschlag geschah nichts. Khamal schloss die Augen.
    Er sah die Explosion nicht, aber er hörte sie. Eine Druckwelle schleuderte ihn nach hinten, ein sengender Hauch streifte seine Haut. Hustend richtete er sich auf die Knie. Als er wieder etwas sehen konnte, erfasste er die Silhouetten zweier Soldaten, die auf ihn zu rannten. Er hörte das abgehackte Stakkato von Schüssen. Dann verlor er die Kontrolle über seine Motorik, während eine Serie von Projektilen seinen Körper zerfetzte. Seine Wahrnehmung erlosch, wie ein glimmender Docht, den jemand im Sand zertritt.
    „Los“, brüllte Nikolaj.
    Das Echo der Explosion verhallte, sie kamen auf die Beine und begannen zu rennen, ihre Waffen im Anschlag.

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