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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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seinem Gesicht. Er blieb stehen und wartete, bis sein Atem sich beruhigt hatte. Seine Schulter schmerzte von der fortgesetzten Anstrengung.
    Eine Zeitlang hatte er sich gefragt, ob seine Idee wirklich so gut war. Er musste natürlich davon ausgehen, dass sie sein Haus überwachten. Die Frage war nur, wo sie sich positioniert hatten, und wie lückenlos die Überwachung funktionierte. Von der Straße führte eine einzige Zufahrt hinauf zum Grundstück. Das gesamte Plateau war so hoch gelegen, dass man es von den umliegenden Hügeln kaum einsehen konnte.
    Dann gab es den Weg durch die Kalksteinhöhlen, die labyrinthartig die gesamte Bergkette durchsetzten. Nikolaj bezweifelte, dass die Mossad-Leute davon wussten. Er nahm an, dass sich ein Überwachungsteam auf die Hauptzufahrt konzentrierte.
    Die Höhlen waren der Schlüssel. Der Ausstieg auf der anderen Seite mündete zwischen Gestrüpp und Obstbäumen. Es gab eine reale Chance, ungesehen das Haus zu erreichen.
    Nikolaj versicherte sich selbst, dass es die einzig sinnvolle Möglichkeit war. Er benötigte Kleidung, Medikamente und einen sauberen Pass. Eine Waffe und Munition. Seine Reserveidentität lag im Monroe-Hotel in Beirut, aber dorthin konnte er nicht zurück. Alles was er brauchte, befand sich in dem Haus auf der anderen Seite des Bergrückens. Er musste nur einen Weg finden, es unbemerkt zu betreten.
    Der diesseitige Einstieg in die Höhlen lag unmittelbar vor ihm. Ein unregelmäßig geformter Bogen, ein überhängender Sturz und dahinter gähnende Schwärze. Nikolaj stieg über flach wuchernde Brombeerranken und trat auf gewachsenen Stein. Im Inneren des Berges umfing ihn kühl die Dämmerung. Er musste gebückt gehen, um nicht mit dem Kopf an der Decke anzustoßen. Während er tiefer in die Höhlen vordrang, ließ er seine Hand über die Wand zu seiner Rechten gleiten, um nicht die Orientierung zu verlieren. Bald tastete er sich durch tiefe Dunkelheit.
    Nach etwa hundert Metern zweigte ein Seitentunnel ab. Die Röhre war eng und so niedrig, dass Nikolaj sich nur noch kriechend fortbewegen konnte. Auf dem letzten Stück fiel der Untergrund steil ab. Nikolaj presste sich flach auf den Boden und schob sich vorwärts, bis er mit den Händen die Kante am Ende des Kamins ertastete.
    Die Finsternis löste sich in diffuse Schatten auf. Knapp vor dem Abbruch drehte er sich, eine Übung, bei der er sich die Haut über den Rippen aufschürfte. Mit den Beinen voran schob er sich über den felsigen Abgrund. Vorsichtig verlagerte er den Körperschwerpunkt weiter nach hinten, bis nur noch seine Hände die Kante umklammerten. Dann ließ er sich fallen.
    Er landete gut drei Meter tiefer. Mit einknickenden Knien fing er den Stoß ab, dennoch jagte der Aufprall eine Schockwelle durch seine Schulter. Schwer atmend verharrte er für einen Moment. Er hatte die andere Seite beinahe erreicht.
    Der Boden stieg hier wieder leicht an. Irgendwo gluckste Wasser. Vor ihm schimmerte Tageslicht. Der Höhlenausgang war von den Kronen der Apfelbäume beschattet. Gebückt trat Nikolaj hinaus ins Freie. Auf der anderen Seite des Obsthains konnte er den Zaun erkennen und dahinter die Hauswand mit den geschlossenen Fensterläden. Die Szene wirkte friedlich, beinahe unberührt. Er tastete nach der Pistole in seinem Hosenbund. Seine Finger schlossen sich um den Griff, das kühle Metall fühlte sich beruhigend an. Zwei Schuss, dachte er und hoffte, dass er die Waffe nicht benutzen musste. Auf dem Lauf saß noch immer der Schalldämpfer. Nikolaj wollte sich in Bewegung setzen, doch im gleichen Moment schnitt ein Geräusch in seine Wahrnehmung. Er hielt inne.
    Es war nicht sehr laut, eigentlich nur ein Rascheln, das Aneinanderreiben von Zweigen und Blättern. Und ein feines Knirschen, wie Sand unter einer Stiefelsohle. Nikolaj wich in den Schatten der Bergwand zurück und lauschte. Wind flüsterte im Laub. Weit entfernt sang ein Vogel. Dann hörte er abermals das Knirschen. Wie wenn jemand sein Gewicht verlagerte. Jemand, der sich im Gebüsch auf dem Bergkamm bewegte.
    Nikolaj versuchte sich vorzustellen, wo genau der Mann sich positioniert haben mochte und vor allem, welchen Bereich er von dort oben einsehen konnte. Lautlos bewegte er sich seitwärts. Nach etwa fünfzig Metern senkte sich der Grat. Hier war alles mit Ginster bewachsen.Im Schutz der Büsche näherte sich Nikolaj der Stelle, an der er den Eindringling vermutete. Als er nur noch ein kurzes Stück entfernt war, ließ er sich flach auf

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