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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Monk. Nun, entweder haben Sie in dieser Angelegenheit Recht oder Sie täuschen sich. Falls Sie sich irren, hat es keinen Sinn, diese Sache weiterzuverfolgen, sonst beschädigen Sie womöglich den Ruf ehrbarer Männer, die nach dem Verlust geliebter Angehöriger bereits genug gelitten haben. Ich spreche insbesondere von Alan Argyll.« Er breitete beide Hände aus. »Wenn Sie andererseits Recht haben, hat er erst Havillands Tod und nun den Tod von Mary und seinem Bruder verursacht, obwohl Letzteres gewiss nicht in seiner Absicht gelegen haben kann. In diesem Fall leuchtet Ihnen doch sicher ein, dass er ein äußerst gefährlicher Mann ist und nicht davor zurückschrecken wird, auch Ihnen etwas anzutun, wenn sich ihm eine Gelegenheit bietet. Und bitte lassen Sie sich nicht zu der Annahme hinreißen, Sie könnten ihn überlisten!« Er wandte sich zu seiner Frau um. »Und was dich betrifft, meine Liebe, muss ich dir leider verbieten, dich auf diese Weise in Gefahr zu bringen.« Er lächelte – es war eine liebevolle Geste, die sein Gesicht zum Leuchten brachte, sodass keine Zweifel an seinen Gefühlen aufkommen konnten. »Oder auf irgendeine andere Weise.«
    Roses Augenbrauen schossen nach oben. »Gott im Himmel! Was glaubst du, was ich vorhabe? Dass ich in eine Kloake hinuntersteige und irgendeinen Ingenieur der Fahrlässigkeit bezichtige? Oder dass ich womöglich Alan Argyll in seiner Trauer belästige und ihm sage, dass ich ihn für einen Mörder halte? Also wirklich, Morgan, trau mir wenigstens ein bisschen Verstand zu! Mrs. Monk geht es erster Linie um die Sicherheit der Navvys, was auch für die Frau eines Abgeordneten ein berechtigtes und ehrbares Anliegen ist, vor allem, wenn der Abgeordnete dieses Thema zum Schwerpunkt seiner Arbeit gemacht hat.« Sie erhob sich und stellte sich vor ihn hin, ohne dabei ungeduldig oder ärgerlich zu wirken. »Ich werde wohltätige Aufgaben übernehmen. Mrs. Monk leistet hervorragende Dienste für die Armen und hat mit Miss Nightingale unsere Soldaten gepflegt. Könnte ich eine besser geeignete Person an meiner Seite haben, wenn es um die Versorgung von Verwundeten geht?«
    Er schaute sie irritiert an. Sie hatte sich ihm nicht widersetzt, und dennoch war er nicht gerade glücklich. Hester fragte sich, warum er solche Angst um sie hatte.
    Schließlich brach sie ihr Schweigen. »Ich verspreche Ihnen, dass wir durch unser Verhalten nirgendwo Anstoß erregen werden.« Sie wünschte sich, es würde ihr gelingen, ihn zu beruhigen. Das war auch nötig, denn ohne die Hilfe von Rose, die Argyll kannte und wusste, wovon Mary geredet hatte, hätte sie kaum Erfolgsaussichten.
    Applegate wollte noch etwas sagen, doch irgendwie wirkte er gehemmt. Wieder wandte er sich an Rose. »Sei bitte vorsichtig...«
    »Natürlich werde ich vorsichtig sein!«, erwiderte sie leicht entnervt. »Ich werde einfach ein paar Männer besuchen, die in letzter Zeit verletzt wurden und mit denen Mary möglicherweise gesprochen hat.« Sie sah Hester an. »Was könnten wir ihnen mitbringen, das nützlich wäre, aber nicht herablassend wirken würde?«
    »Ehrlichkeit«, antwortete Hester. Sie zögerte. »Und vielleicht ein etwas weniger modisches Kleid?«
    »Oh!« Errötend sah Rose an ihrem schönen Kleid hinunter. »Ja, natürlich! Dieses hier ist wohl überhaupt nicht angemessen, nicht wahr? Wenn Sie mich bitte eine Viertelstunde entschuldigen möchten? Ich werde sicher etwas Besseres finden. Morgan, bitte verbring die Zeit nicht damit, Mrs. Monk einreden zu wollen, ich würde mich für eine solche Aufgabe nicht eignen. Das würde ich als Erniedrigung empfinden. Ich mag sie und möchte einen kompetenten Eindruck machen.« Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und küsste ihn auf die Wange. »Danke, mein Lieber.«
    Morgan Applegate blinzelte, sagte aber nichts.
    Als Rose in einem weniger auffälligen Kleid zurückkehrte, schlug Hester vor, dass sie der Glaubwürdigkeit halber einen öffentlichen Omnibus statt Roses privater Kutsche nehmen sollten, auch wenn die Fahrt etwas länger dauern und beträchtlich beschwerlicher sein würde. Es war ein nasskalter Tag mit häufigen Graupelschauern, sodass sich an den Rändern der Bürgersteige und unter den Hausmauern schmutziger Schnee ansammelte, der schnell wieder schmolz und die Rinnen zum Überlaufen brachte. Kurz, nasse Füße waren unvermeidlich.
    »Natürlich!«, willigte Rose ein, auch wenn ihr Gesicht einen Moment lang Abscheu verriet. »Dann werde ich meine

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