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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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los«, knurrte Runcorn und erklomm die Stufen zur ersten Tür.
    Dieser Versuch brachte nichts ein, der zweite genauso wenig. Beim dritten dauerte es etwas länger, aber auch hier gingen sie leer aus. Der Mann, der vor die Tür trat, war sehr höflich, machte aber schnell klar, dass er in nichts hineingezogen werden wollte, was auf der Straße oder in anderen Häusern geschehen war. Niedergeschlagen zogen sie weiter. Es wäre leichter für sie gewesen, wenn er einfach geleugnet hätte, unterwegs gewesen zu sein.
    Runcorn schlug den Mantelkragen wieder hoch und warf Monk einen Blick zu, sagte jedoch nichts. Sie waren jetzt vier Türen von Havillands Haus entfernt und befanden sich auf der Straßenseite gegenüber. Monk setzte die Befragung nur noch fort, weil das seine Gewohnheit war und er sich trotzig weigerte, sich geschlagen zu geben. Die Hoffnung, etwas zu erreichen, hatte er eigentlich schon aufgegeben.
    Seite an Seite gingen sie die Stufe zur Vordertür hinauf, doch es war Runcorn, der anklopfte.
    Der Page, der ihnen öffnete, war jung und wirkte einigermaßen verwirrt. Zu dieser Stunde hatte er eindeutig nicht mehr mit Besuchern gerechnet. »Meine Herren?«, fragte er erschrocken.
    »Es ist nichts passiert«, beruhigte ihn Runcorn. »Sind Ihre Herrschaften zu Hause?«
    »Ja!« Der junge Mann blinzelte. Ihm dämmerte, dass er hätte vorsichtiger sein müssen, vor allem so spät am Abend, aber da war ihm das Wort schon entschlüpft. Er lief rot an. »Zumindest …« Ihm fiel nichts ein, was keine plumpe Lüge gewesen wäre.
    »Das müssten Mr. Barclay und Mrs. Ewart sein?« Sein Erstaunen darüber, dass es sich hier offenbar nicht um ein Ehepaar handelte, war Runcorn kaum anzumerken.
    »Ja, Sir.« Das Gesicht des Pagen war jetzt dunkelrot. Er war sichtlich in höchsten Nöten und suchte verzweifelt einen Ausweg. In diesem Moment näherte sich hinter ihm ein Mann von etwa Mitte dreißig. Er war groß und elegant gekleidet, als wäre er eben erst von einem förmlichen Empfang zurückgekehrt.
    »Was ist, Alfred?«, fragte er stirnrunzelnd. »Wer sind diese Herren?«
    »Ich weiß nicht, Sir. Ich wollte...«
    »John Barclay«, sagte der Mann knapp. »Wer sind Sie, und womit kann ich Ihnen dienen? Haben Sie sich verlaufen?«
    »Superintendent Runcorn, Mr. Barclay«, stellte sich Runcorn vor. »Und Inspector Monk von der Wasserpolizei. Verzeihen Sie die späte Störung, aber da Sie gerade heimgekommen sind, wollten wir Sie fragen, ob Sie vielleicht öfter am Abend ausfahren.«
    Barclays Augenbrauen wanderten nach oben. »Sicher. Was ist dabei? Das ist doch wohl kaum von Belang für Sie. Und was, um alles in der Welt, hat die Wasserpolizei damit zu tun? Ich war nicht einmal in der Nähe des Flusses, außer natürlich, als wir über die Brücke gefahren sind. Ist etwas geschehen? Ich habe nichts gesehen.«
    »Nicht heute Abend, Sir.« Runcorn schnatterte vor Kälte, sodass er leicht nuschelte.
    Monk nieste.
    »Ich habe zu keiner Zeit etwas gesehen, was die Polizei interessieren könnte«, entgegnete der Hausherr, jetzt etwas gereizt. »Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht helfen.« Er warf Monk einen Blick zu. »Um Himmels willen, Mann, gehen Sie heim und trinken Sie einen Grog oder sonst was! Es ist fast ein Uhr nachts!«
    Etwas an seiner Haltung störte Runcorn. Monk bemerkte das daran, dass er den Kiefer vorschob und den Kopf etwas schief hielt. »Waren Sie mit Mr. James Havilland bekannt, Sir? Er lebte vier Häuser weiter auf der anderen Straßenseite.«
    Barclays Haltung wurde steifer. »Ja, aber über höfliche Grüße ging das nie hinaus. Wir hatten wenig gemeinsam.«
    »Aber Sie kannten ihn.« Runcorn hatte die feste Absicht, das Gespräch mit Barclay entweder auf der Schwelle fortzuführen oder sich ins Innere des Hauses einladen zu lassen. Es war eine bitterkalte Nacht, und der heftige Nordostwind wehte in die Vorhalle hinein.
    »Ich habe es ihnen doch gesagt, Inspector … oder was immer Ihr Rang ist...«
    »Superintendent.«
    »Gut, Superintendent. Ich kannte ihn, wie man eben Nachbarn kennt! Man ist höflich zu ihnen, aber man verkehrt nicht gesellschaftlich miteinander, wenn die Interessen … nicht ähnlich geartet sind. Muss ich Ihnen das noch genauer erklären?«
    Ein leises Klappern von Absätzen auf dem Parkettboden der Vorhalle näherte sich, dann ging die Tür auf, und eine Frau ungefähr in Barclays Alter trat heraus. Sie war ebenfalls schlank und hatte braunes Haar, blaue Augen und gewölbte

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