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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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untergetaucht. Ich hatte fast gehofft, sie wären nach Übersee gegangen, weil die Königliche Polizei ihre Spur nicht wiederfand. Aber dann gab es Nachrichten über Reppenhagen aus Sizilien – ohne Mina.»
    «Von wann ist der Bericht?», fragte Weinhagen.
    «Dezember 1858.»
    Lina sah ihn erstaunt an. «Du hast mir nie etwas darüber erzählt.»
    «Nun, ich befürchtete damals schon, Mina könnte versuchen, in den Schoß der Familie zurückzukehren. Aber nichts dergleichen geschah. Ich wollte niemanden beunruhigen.»
    Weinhagen war mitten im Raum stehen geblieben. «Robert, instruiere deine Leute, dass Wilhelmina Bleibreu in Ruhrort unerwünscht ist. Und wenn sie doch in die Stadt gelangt und die Kaufmeisters oder die Jungen belästigt, dann nehmt sie fest und werft sie aus der Stadt.»
     
    Es war Samstagabend. Zita hatte ihren ersten Lohn erhalten und freute sich auf ihren freien Sonntag. Auch Hermann hatte sonntags frei, das hatte er ihr erzählt. Das Werk hielt dann mit einer Notbesetzung die Öfen unter Feuer und fuhr die Produktion am Montagmorgen wieder hoch. Zita hoffte, morgen einen schönen Nachmittag mit ihm verbringen zu können.
    Zwar hatte sie versprochen zu sparen, doch dann hatte sie beim Metzger ein Stück Suppenfleisch erstanden. Hermann besaß einen Topf, sie hoffte, dass sie auf dem kleinen Ofen eine Suppe kochen konnte. Etwas Suppengrün und eine Zwiebel hatte sie von Finchen zugesteckt bekommen. Fleischgab es bei der Witwe Heising so gut wie nie, und ein Stück Suppenfleisch für sie beide allein versprach ein Festmahl zu werden.
    Doch als sie die Tür öffnete, schnellte eine Hand hervor, zog sie hinein, und die andere legte sich um ihre Kehle. «Na, bist du stolz darauf, mich verraten zu haben?»
    Zita hatte einen Moment lang geglaubt, es sei Weingart, doch dann wurde ihr klar, dass es Hermann war.
    «Ich habe dich nicht verraten», krächzte sie, als er seinen Griff einen Moment lang lockerte.
    Er ließ los. «Und warum ist SIE hier?»
    Zita hustete. «Wen meinst du?»
    «Na, sie. Mina Bleibtreu.»
    Zita hustete noch einmal und versuchte, von ihm abzurücken, aber er hielt sie immer noch fest. «Du hast sie gesehen, hier in der Stadt?», fragte sie.
    Er nickte.
    «Hast du sie laufen sehen?»
    «Ja.» Er war verwirrt.
    «Und sie hat nicht gehinkt?»
    «Gehinkt? Wieso sollte sie hinken?»
    Zitas Hoffnung schwand. «Frau Borghoff   … als ich sie das erste Mal gesehen habe, bin ich furchtbar erschrocken. Sie   … sie ist Mina wie aus dem Gesicht geschnitten. Aber sie hat eine steife Hüfte, sie hinkt stark.»
    «Und du sahst keine Notwendigkeit, mir das zu erzählen?» Hermann schien wütend, aber er ließ sie jetzt los.
    Vorsichtshalber flüchtete Zita sich in eine Zimmerecke. «Wozu? Sie ist schließlich nicht Mina Bleibtreu.»
    «Aber die Frau, die heute Morgen mit dem Zug angekommen ist, das war Mina. Ich bin ihr gefolgt, es besteht kein Zweifel.»
    «Ich hatte keine Ahnung davon, Hermann, glaub mir! Sieist die Letzte, die ich sehen will. Sie hat mich und Tomasz bei Mathis verleumdet und dafür gesorgt, dass er Tomasz töten ließ. Glaubst du, mit der würde ich gemeinsame Sache machen?» Zita atmete tief durch. Wahrscheinlich tue ich gerade genau das, dachte sie. Vielleicht hatte Mathis seine Geliebte geschickt, um hier nach dem Rechten zu sehen. Ihr würde es noch weniger als Mathis gefallen, dass sie nun die Spionin der Bande war.
    «Wer weiß, womit Mathis dich in der Hand hat», sagte er bitter. «Wir haben doch beide am eigenen Leib erfahren, dass Angst sein bester Verbündeter ist.» Er sah sie an, und ihr kam es beinah so vor, als hätte sie einen Irren vor sich. «Geh doch. Geh zu deinen Freunden und sag ihnen, wo sie mich finden können!», schrie er.
    Zita duckte sich. «Hermann, ich schwöre dir, ich hatte keine Ahnung, dass Mina in der Stadt ist oder dass sie herkommt.» So weit konnte sie schwören. «Ich bin hier bei dir, weil ich niemanden sonst auf der Welt habe. Du darfst mich nicht wegschicken!»
    «Geh mir aus den Augen!», schrie er noch einmal und schob sie durch die Tür, die er hinter ihr zuknallte.
    Zita wurde einen Moment lang schwindelig. Sie lehnte sich an die Wand. Was sollte sie nur tun? Sie konnte Hermann einfach nicht einweihen. Sie hatte mehr als einmal darüber nachgedacht, aber dann waren da immer gleich die Bilder in ihrem Kopf von der kleinen Resi und dem, was der Greifer ihr jederzeit antun konnte, wenn er nur wollte. Tränen schossen ihr in die

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