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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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ging immer weiter. Bis zum Hals stand sie schon im Fluss, dann noch ein, zwei Schritte und vielleicht noch einer, und sie würde von ihrer Kleidung hinuntergezogen. Einen Moment hielt sie inne, als das Wasser über ihr zusammenschlug, dann machte sie noch einen letzten Schritt und verlor den Boden unter den Füßen.
    Zwar kam der Drang in ihr hoch, sich zu wehren, aber sie unterdrückte ihn. Nur wenn sie ganz still versank, wäre sie erlöst. Ihre Glieder wurden schwerer. Der Tod war nun ganz nah   …
    Plötzlich spürte sie, wie zwei starke Arme sie hochzogen, und als ihr Kopf wieder über Wasser war, konnte sie sich nicht mehr wehren zu atmen. Sie hustete und spuckte. Jemand hob sie hoch und trug sie an Land. Sie schlug die Augen auf undsah direkt auf den mächtigen Schnurrbart von Uli Weingart. Verzweifelt begann sie zu weinen.
    «Nun sei schon still, ich tu dir ja gar nix», sagte er grob. Er trug sie hinter eines der Kohlenlager und legte sie dort auf einen Stapel mit Säcken.
    «Bring mich um», sagte sie leise. «Du hast doch ein Messer, stich mich tot. Bitte. Ich werde ihm nie entkommen, und ich werde meine Tochter nicht retten können. Lieber will ich tot sein.»
    Aber Weingart verschwand im Dunkel und kehrte kurz darauf zurück mit trockenen Sachen, die er offenbar einer Schiffersfrau von der Wäscheleine gestohlen hatte.
    «Raus aus den nassen Kleidern», sagte er. Er selbst begann sich auszuziehen. Zita lag nur regungslos da und spürte, wie die Kälte langsam an ihrem nassen Körper hochkroch.
    Weingart, der bereits die viel zu kurze Hose und das dünne Hemd angezogen hatte, zerrte Zita Rock, Bluse, Unterhemd und Mieder vom Körper.
    «Er ist es nicht wert, dass man sich seinetwegen umbringt», knurrte er. «Du bist ihm schon einmal entkommen, und du kannst es wieder schaffen. Aber du musst warten, bis er deine Tochter hergebracht hat. Du darfst nicht ohne sie fliehen.»
    Zita starrte ihn ungläubig an. Uli Weingart, den viele, die nur die charmante Seite Kellerers kannten, für schlimmer hielten als den Bandenchef selbst. Uli, der schon so viele grausame Dinge getan, gemordet, gefoltert hatte, immer im Auftrag von Kellerer, der sich nicht selbst die Hände schmutzig machen wollte. Uli, der ihren Mann Tomasz auf dem Gewissen hatte, stellte sich gegen Kellerer?
    «Sobald sich eine Gelegenheit ergibt, werde ich dir die Kleine bringen, das verspreche ich dir. Aber du musst Geduld haben. Und du brauchst Geld.» Zita waren Bluse und Rock viel zu groß, aber die trockenen Sachen wärmten ein bisschen.
    «Ich bringe dich nach Hause», sagte er.
    «Du   … du weißt, wo ich wohne?»
    Er nickte. «Hast du wirklich geglaubt, mich mit ein paar Umwegen täuschen zu können?» Er bemerkte den Schrecken in ihren Augen. «Ja, ich weiß auch, bei wem du wohnst.»
    «Hast du Mathis von Hermann erzählt?», fragte Zita ängstlich.
    «Nein. Es reicht, dass ich einen Freund umbringen musste.»
    Zita wusste, er meinte Tomasz.
    Weingart schwieg eine ganze Weile. Dann begann er zu reden. Er sah sie nicht an dabei. «Als er mich losschickte, Tomasz zu töten, war ich noch überzeugt davon, dass es richtig war. Aber schon als ich euch fand, kamen mir Zweifel. Ja, ihr hattet ihm Geld gestohlen, um fliehen zu können, aber ihr wärt nie geflohen, wenn Mathis nicht nach Hermanns Weggang in allem und jedem einen Verräter gesehen hätte. Er schien niemandem mehr zu vertrauen außer dieser Hexe Mina. Aber ich habe Tomasz trotz meiner Zweifel getötet, weil man Mathis einfach gehorchen muss, wenn man überleben will. Es tut mir leid, Zita.»
    Zita hatte Weingart noch nie so viel Worte machen hören. Das musste etwas sein, was er schon lange mit sich herumschleppte. Was ihn immer noch beschäftigte.
    Er drehte sich zu ihr und sah ihr direkt ins Gesicht. «Eine Weile müssen wir das Spiel noch spielen, Zita. Ich bin dabei, bei jedem Raubzug etwas Geld beiseitezuschaffen. Denn wenn man weggeht von Mathis, dann muss es ganz weit weg sein. Ich will nach Amerika. Dorthin kann er mir nicht folgen. Und ich würde dich mitnehmen, dich und das Kind. Das bin ich euch schuldig nach Tomasz’ Tod.»
    Zita hatte Zweifel. «Ich weiß nicht, ob ich das noch lange durchstehen kann, Uli. Heute Abend   …»
    Er nickte. «Ich weiß, was dieses Schwein unter dem Tischmit dir getrieben hat.» Ganz vorsichtig strich er ihr über die Schulter. «Ich bin kein guter Kerl, Zita, das weiß ich. Aber ich bringe dich von hier fort, und du wirst mir nichts

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