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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Ness
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auch.
    (Was macht er?)
    (Was macht er da mit Davy?)
    Und ich versuche diesen Gedanken zu verscheuchen, so gut ich kann.
    Weil ich ihn retten werde.
    Und sie ist damit einverstanden. Sie ist damit einverstanden, dass ich mein Leben aufs Spiel setze und in der Nacht vor dem entscheidenden Angriff zur Kathedrale gehe und ein letztes Mal versuche ihn zu retten.
    Sie ist damit einverstanden, weil ich ihr gesagt habe, dass ich ihr sonst nie mehr helfen würde, auch nicht, wenn die Raumschiffe landen, was in gut acht Wochen geschehen wird. Nie mehr, wenn ich nicht zuvor versuchen könnte, Todd zu retten.
    Aber ich glaube, es gibt nur einen Grund, weshalb sie es mir erlaubt hat: Er kann uns viel über den Feind erzählen, wenn er erst einmal hier ist.
    Mistress Coyle liebt es, alles zu wissen.
    »Du bist mutig«, sagt sie, »närrisch, aber mutig.« Sie mustert mich noch einmal von Kopf bis Fuß, ihre Miene ist undurchdringlich.
    »Was habt Ihr gesagt?«, frage ich.
    Sie schüttelt den Kopf. »Wie sehr du mir doch ähnlich bist, du störrisches Mädchen.«
    »Glaubt Ihr, dass auch ich eine Armee anführen kann?«, frage ich und muss beinahe lächeln.
    Sie wirft mir noch einen kurzen Blick zu, dann geht sie ins Lager zurück, um weitere Befehle zu erteilen und letzte Hand anzulegen bei den Vorbereitungen zum Angriff.
    Der für morgen geplant ist.
    »Mistress Coyle!«, rufe ich ihr nach.
    Sie dreht sich um.
    »Danke«, sage ich.
    Sie runzelt überrascht die Stirn. Aber sie nickt, sie nimmt meinen Dank an.
    »Bist du fertig?«, fragt mich Lee über den Wagen hinweg.
    »Fertig«, antworte ich, dann mache ich den letzten Knoten und schließe den Bügel.
    »Das ist alles«, sagt Wilf und klopft sich den Staub von den Händen. Die Fuhrwerke, elf sind es jetzt, sind alle randvoll beladen mit Vorräten, Waffen und Sprengstoff. Beinahe alles, was die Antwort besitzt, ist darauf gepackt.
    Elf Fuhrwerke sind wenig, verglichen mit einer Armee von tausend Mann oder mehr, aber das ist alles, was wir haben.
    »Bin schon längst fertig«, sagt Wilf und ahmt Mistress Coyles Tonfall nach, aber bei ihm weiß man nie so genau, ob er Spaß macht oder ob es ihm Ernst ist. »Alles ’ne Frage der Planung.«
    Und dann lächelt er ebenso hintergründig wie Mistress Coyle. Das ist so komisch, dass ich laut auflachen muss.
    Aber Lee lacht nicht. »Ja, ihr streng geheimer Plan.« Er zieht an einem Seil, um zu prüfen, ob es fest gespannt ist.
    »Ich nehme an, es hat etwas mit ihm zu tun«, sage ich. »Sie will ihn zu fassen kriegen, und wenn er erst mal aus dem Verkehr gezogen ist …«
    »Dann wird seine Armee in alle Himmelsrichtungen davonlaufen, die Stadt wird sich gegen seine Gewaltherrschaft erheben, und wir werden als Sieger aus diesem Krieg hervorgehen«, sagt Lee, aber er macht nicht den Eindruck, als wäre er davon überzeugt. »Was meinst du dazu, Wilf?«
    »Sie sagt, dasses so kommen wird«, meint Wilf achselzuckend. »Wenns nur schon vorüber wäre.«
    Mistress Coyle wird nicht müde zu behaupten, dass unser Angriff den Konflikt beenden würde, dass wir nur jetzt, zur rechten Zeit, am rechten Ort zuschlagen müssten, dass wir ihn noch vor Wintereinbruch, noch bevor die Raumschiffe landen, noch bevor er uns aufgespürt hat, stürzen könnten, wenn sich nur die Frauen in der Stadt unserer Sache anschlössen.
    »Ich weiß etwas, was ich eigentlich gar nicht wissen dürfte«, sagt Lee plötzlich.
    Wir sehen ihn beide an.
    »Sie ist mit Mistress Braithwaite am Küchenfenster vorbeigegangen«, beginnt er. »Sie haben sich darüber unterhalten, wo der Angriff morgen beginnen soll.«
    »Lee!«, rufe ich erschrocken.
    »Sag’s nicht«, bittet Wilf.
    »Wir greifen vom Hügel aus den Süden der Stadt an«, redet er weiter und lässt seinen Lärm anschwellen, sodass uns gar nichts anderes übrig bleibt, als es zu hören. »Von dem Hügel mit der Einkerbung am Gipfel, von dem die kleinere Straße mitten ins Stadtzentrum führt.«
    Wilf reißt die Augen auf. »Das hättst du nich sagen sollen. Wenn Hildy gefasst wird …«
    Aber Lee schaut nur mich an. »Wenn du in Schwierigkeiten gerätst«, sagt er, »dann lauf zu dem Hügel. Lauf dorthin und du wirst Hilfe finden.«
    Und sein Lärm sagt: Dort wirst du mich finden.
    »Und mit tief betrübtem Herzen vertrauen wir dich der Erde an.«
    Eine nach der anderen werfen wir eine Handvoll Erde auf den leeren Sarg, der rein gar nichts von den sterblichen Überresten von Mistress Forth enthält, denn sie wurde

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