Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
Minuten.
Von den fünf Leuten, die er auf dem Gelände hatte, überlebte nur ein Einziger die Kampfhandlungen, um sich zurückzumelden. »Sie ist weg. Irgendein Team hat ihr den Rücken gedeckt, damit sie abhauen konnte. In der ganzen Gegend funktioniert nicht ein einziger eingebetteter Sensor mehr, irgendwer hat sie ausgeschaltet. Ich hab keine Ahnung, wo sie hin ist. Und die Ellezelin-Truppen auch nicht. Die rasten total aus.«
»Das sehe ich«, murmelte Marius und schlürfte von seinem aufgeschäumten Chocoletto. Seine Exosicht zeigte ihm Bilder von Reportern am Rande des Parks. Er ähnelte einer Art historischem Schlachtfeld, mit rauchenden Kratern, zerborstenen Bäumen und brennenden, zerstörten Gebäuden. Und Menschen. Verletzte Menschen. Weinende Menschen. Davonhumpelnde Menschen. Menschen, die unter Schock standen, wie schlafwandelnd umherirrten und von Ellezelin-Paramilitärs angebrüllt wurden. Körper lagen auf dem Boden. Körperteile. Erste-Hilfe-Zonen wurden eingerichtet. Kapseln kreisten im Tiefflug über den Bäumen, und Holoprojektoren überfluteten den verwüsteten Park mit monochromem Licht und Lasergeflacker. Und noch immer wollte Kleriker Phelim keine Ambulanzkapseln erlauben.
Kleriker-Conservator Ethan würde deswegen, wegen der Opferzahlen und nicht zuletzt wegen des gewaltsamen Vorgehens unter gehörigen politischen Druck geraten. Möglicherweise ein Druck, dem er nicht standhalten konnte.
»Für einen Zivilisten ohne ein einziges Enrichment hat sie sich auffallend wacker geschlagen«, stellte er fest.
»Ich hab einen Scan von dem Team, das ihr geholfen hat.«
Marius betrachtete die Bilder, die in seiner Speicherlakune ankamen. Acht von energetischem Wabern umgebene Gestalten, die sich mit beängstigender Wildheit ihren Weg freikämpften. Drei von ihnen – zwei Männer und eine Frau – verfügten über ausgesprochen leistungsfähige Biononics, wie er feststellte. Sein U-Shadow begann die Bilder mit den Akten der Accelerators abzugleichen – was einige äußerst interessante Ergebnisse erbrachte.
»Danke«, sagte Marius. »Ich schicke Ihnen ein paar Ersatzleute zur Verstärkung. Sie sollten morgen da sein. In der Zwischenzeit denken Sie bitte daran, weshalb Sie dort sind. Nur weil sie uns diesmal entkommen ist, heißt das nicht, dass wir die Suche aufgeben. Sie haben jetzt einen Vorteil: Das Begrüßungsteam fischt wieder im Trüben, ebenso wie die meisten unserer ernsthaften Gegner.«
»Jawohl, Sir.«
Marius’ U-Shadow öffnete einen sicheren Link zu Cats Schiff. »Ich hab einen neuen Auftrag für Sie.«
»Sie meinen, nachdem ich Troblum für Sie liquidiert und Inigo aufgetrieben hab?«
»Troblum wird, wie’s aussieht, allmählich irrelevant. Und was Inigo betrifft, warte ich erst mal ab, ob er überlebt hat.«
»Ich dachte, Sie sind ein Macher, Schätzchen?«
Ein Anflug von Verärgerung huschte über Marius’ Züge. Er mochte die Art nicht, wie sie ihn reizte, und das mit voller Absicht. »Haben Sie das Gerangel auf Viotia in der Unisphäre verfolgt?«
»Ja. Nicht gerade ein Kampf der Titanen.«
»Aber ziemlich aufschlussreich. Living Dream hat Araminta gefunden. Sie konnte entkommen. Ein Team der Knight Guardians hat ihr geholfen.«
»Ach tatsächlich? Na, ich hoffe, sie haben die Schlacht gewonnen.«
Lächelnd schaute er auf das Ultra-Antriebsschiff hinunter, das er beobachtete. Cat war bemerkenswert leicht zu beeinflussen. »Besser noch, es sieht so aus, als würden sie jetzt für einen alten Freund von Ihnen arbeiten, Oscar Monroe.«
»Oscar der Märtyrer? Ich wusste nicht mal, dass der relifed worden ist.«
»Ist er, schon vor einiger Zeit. Und hat seitdem ein ruhiges und beschauliches Leben geführt. Interessante Taktik. Wer würde schon erwarten, dass er wieder auf der großen Bühne mitmischt?«
»Was ihn ideal für diskrete Operationen macht.«
»Eben. Und es gibt nur eine sehr überschaubare Zahl von Personen, für die er das tun würde. Schließlich würde er sich nur einspannen lassen, wenn es um eine gute Sache geht.«
»Brillant kombiniert, mein Bester. Niemand würde vermuten, dass er für Paula arbeitet.«
»Vergessen Sie bitte nicht, dass es unser Hauptanliegen ist, Araminta an Living Dream auszuliefern.«
»Bin auf dem Weg.«
Nachdem sich der Link geschlossen hatte, betrachtete Marius das Raumschiff, das der Delivery Man vor einigen Minuten auf dem makellosen Fels abgestellt hatte. Er kam zu dem Schluss, dass er hier nur seine Zeit
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