Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
1966 Pontiac GTO gewonnen. Frechheit und Mut waren gewöhnlich alle Zutaten, deren es bedurfte.
Nach einer Weile führte die Kälte zu einer angenehmen Taubheit, und ich arbeitete mich schweigend den Bürgersteig entlang. Ein Motorengeräusch ließ mich innehalten. Ich stützte mich auf die Schneeschaufel und sah zu, wie eine lange schwarze Limousine in unsere Sackgasse bog. Sie kroch auf mich zu, und ich spürte ein Prickeln in den Fingerspitzen. Als sie auf unsere Zufahrt rumpelte, hielt ich den Atem an. Mysts Leute fuhren, soweit ich wusste, kein Auto; sie hatten sich noch nicht so sehr in die Gesellschaft integriert. Und es war helllichter Tag, um Vampire konnte es sich also auch nicht handeln.
Die Wagentür öffnete sich, und eine schlanke, drahtige Frau stieg aus. Sie sah nach Yummanii aus, doch das Prickeln von Magie um sie herum verriet sie als Magiegeborene. Als sie den Gehweg heraufkam, den ich gerade freigeräumt hatte, spannte mein Körper sich unwillkürlich an.
Pass auf, was du sagst. Pass auf, was du tust. Uleans Warnung klang beinahe scharf.
Ich nickte leicht.
»Sind Sie Cicely Waters?«, fragte die Frau mich mit heiserer Stimme. Sie trug ein knöchellanges Kleid, das fast viktorianisch angemutet hätte, wenn es nicht aus warmem lila Jersey gemacht gewesen wäre. Darüber lag ein weißer Pelzmantel, und ihre Hände steckten in elfenbeinfarbenen Wildlederhandschuhen. In der Hand trug sie eine Aktentasche, die ebenso gut aus den Anfängen des vergangenen Jahrhunderts hätte stammen können.
»Wer will das wissen?« Ich hatte nicht so unhöflich reagieren wollen, aber ihr ganzes Wesen weckte Widerstand in mir. Ihre Aura triefte vor Neugier und Energie, und ich kämpfte gegen den Impuls, nach drinnen zu laufen und die Tür zu verriegeln. Aber sie war weder Vampir noch Fee …
»Ich habe keine Zeit für Kinderspielchen. Mein Name ist Ysandra Petros, und ich komme vom Konsortium. Sie sollten mir schnellstens antworten, wenn Sie halbwegs bei Verstand sind.«
O Mist. Das Konsortium. Hatte man dort Wind von Myst und ihren Machenschaften bekommen? Geoffreys Warnung hallte in meinem Kopf wider, als gleichzeitig Panik in mir aufwallte. Ich musste sie zügig ins Haus schaffen. Sie durfte nichts von dem wahrnehmen, was im Goldenen Wald lauerte.
»Kommen Sie rein. Ja, ich bin Cicely Waters. Bitte, lassen Sie uns ins Warme gehen.« Ich führte sie hastig ins Haus und zeigte ihr das Wohnzimmer, das Gartenzimmer war ja nun Geschäftsraum. »Ich bin sofort wieder da. Möchten Sie Tee?« Ohne auf eine Antwort zu warten, lief ich in die Küche, zerrte Mantel und Handschuhe von meinem Körper und warf sie auf die Küchentheke. Ich hatte Glück: Die anderen saßen noch alle um den Tisch herum.
»Wir haben fetten Ärger. Im Wohnzimmer sitzt ein Mitglied des Konsortiums. Chatter, wag es ja nicht, dich blicken zu lassen. Ich kümmere mich um die Angelegenheit; wir müssen sie wieder loswerden, bevor sie etwas von Myst erfährt. Geoffrey hat mich vor dem Konsortium gewarnt, und in dieser Hinsicht verlasse ich mich voll auf ihn.«
Alle Farbe wich aus Rhiannons Gesicht, und Peyton und Leo schnappten beide hörbar nach Luft. Chatter runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts, und Kaylin grinste süffisant und drückte sich gemächlich vom Tisch ab.
»In dieser Sache kann ich von Nutzen sein.«
»Spinnst du? Du bist von einem Dämon besessen. Hält das Konsortium es nicht für notwendig, Dämonen einzusperren oder so was?« Er musste übergeschnappt sein.
Aber er hob nur die Schultern. »Mag sein, aber so leicht bin ich nicht zu durchschauen, weder von Magiegeborenen noch von Yummanii. In der Hinsicht vertrau mir ruhig, so wie du Geoffrey vertraust. Sag der Frau, dass ich dein Mann bin.«
Da ich selbst keine Ahnung hatte, was ich tun sollte, nickte ich. »Dann mach rasch eine Kanne Tee und bring ihn rein. Ich habe ihr eben aus irgendeinem bescheuerten Grund was zu trinken angeboten.«
Ich wusch mir die Hände und eilte zurück ins Wohnzimmer, wo Ysandra steif und züchtig auf einem Stuhl saß. Bei meiner Ankunft blickte sie auf.
»Tut mir leid. Mein … Mann«, das Wort fühlte sich seltsam in meinem Mund an, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Kaylin wusste, was er tat, »wird gleich Tee bringen. Was verschafft uns die Ehre Ihres Besuchs?«
Obwohl ihr Besuch alles andere als eine Ehre war, gab es keine elegante Möglichkeit, sie vor die Tür zu setzen, ohne dass es in einem Desaster enden würde. Ich hatte
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