Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
machte, dass ein Bild von Myst – die aussah wie ich – und Geoffrey existierte. Als ich schließlich zum Ende kam und berichtete, was Kaylin und ich auf der Astralebene miterlebt hatten, konnte sie nur noch mit offenem Mund starren. Schließlich schüttelte sie den Kopf.
»Ich habe nicht einmal ansatzweise eine Ahnung, welche Information ich wie verknüpfen muss, aber, Cicely, ich habe Angst. Du weißt definitiv zu viel. Du begibst dich in die Höhle des Löwen, und irgendwie sieht es nicht so aus, als sei Lannan der Löwe darin.«
Ich nickte. »Denkst du, Geoffrey steckte hinter Anadeys Plan?«
»Ich weiß es nicht, aber mir gefällt es nicht, dass du wirklich allein dorthin willst.«
»Ich kann niemanden mitnehmen. Die Vampire wären bestimmt angefressen, und ich kann mir Schöneres vorstellen, als einem Blutfürsten auf den Schlips zu treten. Lannan hat versucht, mich mit der E-Mail zu warnen, und wenn ich die Szene mit Wrath, Grieve, Lainule und Geoffrey nicht miterlebt und das Gemälde nicht gesehen hätte, dann hätte ich ihm bestimmt kein Wort geglaubt. Ich hätte gedacht, dass er nur einmal mehr versucht, mich auf seine Seite zu ziehen, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
»Aber du solltest ihm auch nicht bedingungslos trauen, Cicely. Er ist keiner von den Guten.«
»Natürlich nicht. Ich weiß, dass er mich unbedingt haben will und alles Mögliche tun würde, damit er mich endlich so weit hat. Aber inzwischen weiß ich auch, dass es viele verborgene Bündnisse und Abmachungen gibt, und mir wird klar, dass an der Sache mehr ist, als es den Anschein hat.« Ich erhob mich und strich das Kleid glatt. »Das ist wirklich sehr hübsch. Ich wünschte, ich hätte mich dafür noch bei Heather bedanken können.«
»Das wünschte ich auch. Sie fehlt mir so sehr. Der Gedanke, dass sie jetzt ein Balg des Indigo-Hofs ist, dass man sie zu einem Monster gemacht hat, ist entsetzlich. Sie war eine wundervolle Frau. Und jetzt? Jetzt ist sie ein Instrument des Feindes.«
»Das ist übrigens auch so eine Sache«, sagte ich. »Myst muss kochen vor Zorn. Wrath und Lainule haben es geschafft, Grieve gefangen zu nehmen. Myst wird auf der Suche nach ihrem Auserwählten sein. Und sie wird mir die Schuld für sein Verschwinden geben. Ihr müsst unbedingt aufpassen; die Schutzzauber halten einem geballten Angriff vielleicht nicht stand. Und wenn sie heute Abend feststellt, dass er für sie verloren ist, schickt sie garantiert ihre Leute los.«
Ich flocht mein Haar zu einem Zopf, streifte mir schlichte Goldreifen über das Handgelenk, schlüpfte in schwarze Pumps und gönnte mir ein rasches Make-up für den Abend. Dann trat ich einen Schritt zurück und betrachtete mich im Spiegel.
»Du siehst elegant aus.« Rhiannon wühlte sich durch den Schrank und zog ein schwarzes Samtcape hervor. »Hier, das passt perfekt.« Sie wich zurück, als ich die Arme durch die Schlitze steckte und den einzigen Knopf vorn zuknöpfte. »Wow, du siehst toll aus.«
Das Cape hatte das Kleid förmlich verwandelt. Ich legte mir den Mondstein um den Hals. »Ich würde statt Geoffrey viel lieber Wrath und Lainule einen Besuch abstatten.«
»Ich weiß. Und ich würde viel lieber mit dir gehen, damit du ihnen nicht allein gegenübertreten musst.« Sie öffnete die Tür und reichte mir meine Handtasche. »Ruf uns an, wenn du uns brauchst, wir werden in deiner Nähe sein. Ich frage Kaylin und Peyton, ob sie mit dem Auto hinfahren und dort parken. Sie können sich für alle Fälle im Auto verstecken.«
»Normalerweise würde ich nein sagen, weil die Schattenjäger heute Nacht bestimmt in voller Stärke antreten werden, aber ich glaube, ich würde mich viel besser fühlen, wenn ich wüsste, dass ihr da seid. Sie müssen aber unbedingt vorsichtig sein und sich unauffällig benehmen. Nehmt Waffen mit.«
Ich wünschte, ich könnte mit dir kommen, meine Liebe. Achte darauf, wie viel du preisgibst. Manchmal heißt Schweigen Leben und Reden den Tod.
Ulean würde nicht bei mir sein. Elementare konnten Vampire wahrnehmen, Vampire Elementare aber nicht, weswegen sie sie ablehnten. Bisher hatten wir geglaubt, die Antipathie der Vampire habe keinen bestimmten Grund, doch nun wussten wir es besser. Am liebsten hätte ich Ulean gerade jetzt gebeten, mich zu begleiten, aber die Gefahr, dass ein anderer – vielleicht eine der Bluthuren – sie spürte und uns verpetzte, war zu groß. Ich wagte nicht, Geoffrey auszutricksen.
Also atmete ich tief ein und
Weitere Kostenlose Bücher