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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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ausrutschte.
    »Lainule! Ich weiß, dass Ihr hier seid. Und ich weiß, dass Ihr mich hören könnt. Ich muss unbedingt mit Euch reden – jetzt! Wir brauchen Eure Hilfe, und ich rufe einfach weiter, so dass mich Gott und die Welt hören kann, bis Ihr Euch zeigt.«
    Die Sommerkönigin mochte es gar nicht, wenn andere wussten, wo sie sich versteckte, so dass mein Gebrüll bestimmt eine Reaktion provozieren würde. Natürlich würde sie angefressen sein, aber das interessierte mich im Augenblick nicht.
    Und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis ich in den ausgefransten Resten der Sommerbinsen am Seeufer einen Schimmer sah und einer ihrer Wachleute aus der struppigen Vegetation trat.
    »Was willst du?« Sein Blick war eisig, aber ich ließ mich nicht einschüchtern.
    »Ich brauche die Hilfe der Königin. Es handelt sich um einen Notfall.« Mehr würde ich ihm nicht sagen. Es fehlte gerade noch, dass er zu dem Schluss kam, mein Anliegen sei doch nicht so dringend.
    Einen Moment lang betrachtete er prüfend mein Gesicht, dann bedeutete er mir mit einem Nicken, ihm zu folgen. Als ich durch das Portal im sterbenden Schilf schlüpfte, hüllte mich ein warmes Lüftchen ein, und mit einem Mal blickte ich in einen blauen Himmel, an dem die Sonne durch ferne, feine Wolkenschleier gefiltert wurde. Die struppigen Binsen verschwanden, und ich stand an einem herrlichen See, an dessen Ufer sich eine Wiese anschloss. Das Gras war trocken und weich, und Schmetterlinge flatterten vorbei.
    Lainule saß auf einer Flickendecke und blickte stumm auf die gekräuselte Wasseroberfläche. Als ich mich neben sie kniete, blickte sie auf.
    »Cicely. Ich habe dich nicht gerufen.«
    Keine höflichen Floskeln – aber die hatte ich auch nicht erwartet. Lainule hatte persönlich genauso wenig mit den Cambyra-Feen, über die sie herrschte, zu schaffen wie die Vampire mit ihren Untertanen.
    »Kaylin ist … irgendetwas stimmt mit ihm nicht, und wir haben keine Ahnung, was. Ich dachte, Ihr könntet uns vielleicht helfen.« Ich sah sie an, und plötzlich lächelte sie, und die ganze Welt erhellte sich.
    »Du bittest für einen Freund, nicht für dich selbst, und dafür segne ich dich, Kind. Nur kann ich nicht zu deinem Haus kommen, denn es liegt zu nah an meinem Wald und Mysts Unterschlupf. Aber, Moment – vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit.« Sie schnippte mit den Fingern, und ein Dienstmädchen erschien und kniete sich neben sie. »Bring mir Astralis.«
    Das Mädchen trabte wortlos davon. Während wir warteten, juckte es mich, Lainule anzuflehen, es sich doch noch einmal zu überlegen und Grieve irgendwie aus Mysts Klauen zu befreien, aber ich wusste, dass ich auf diese Art vielleicht nur ihre Bereitwilligkeit, Kaylin zu helfen, gefährden würde.
    »Lady, darf ich Euch etwas fragen?« Es mochte besser sein, Grieve nicht zu erwähnen, aber es gab noch etwas anderes, das ich anzusprechen wagen konnte.
    »Was ist, Kind?«
    »Ich möchte meinen Vater kennenlernen.« Ich wusste nur, dass sein Name Wrath war und er zu den Uwilahsidhe gehörte.
    Lainule runzelte die Stirn. »Noch ist die Zeit dazu nicht gekommen, aber bald – bald wird sie es, denke ich. Es gibt so viele Dinge, die das Zünglein an der Waage des Schicksals sein können, Cicely, und ich halte viele Fäden in der Hand. Wenn du ihn kennenlernst, wenn du siehst, von wem du abstammst, wie wird das den Krieg beeinflussen? Und machen wir uns nichts vor: Wir haben bereits Krieg!«
    Ich dachte über ihre Worte nach. Betteln würde nichts bringen, Jammern auch nicht, also beschloss ich, das Thema erst einmal ad acta zu legen. »Könnt Ihr mir dann vielleicht sagen, wie ich mich vor Lannan hüten kann?«
    Auf diese Frage hin huschte ein Schatten über ihr Gesicht. »Ach, mein Kind, ich wünschte, ich hätte mit dir reden können, bevor du diesen Bedingungen zugestimmt hast; ich hätte dir raten können, wie du hättest vorgehen sollen. Aber wir hatten Angst, dass du dich dann auf nichts mehr einlassen würdest, und es war notwendig, dass du diesen Vertrag abschließt. Wir leben in finsteren Zeiten, und es werden noch schlimmere kommen. Leid überzieht diese Welt, und Mysts Volk beschränkt sich nicht auf den Goldenen Wald.«
    »Ihr meint, es gibt wirklich noch andere?«
    »Während die Königin sich in meinen Wäldern breitgemacht hat, ziehen ihre Untertanen in die Welt hinaus. Aber wenn wir das Herz des Bienenstocks vernichten, haben wir eine Chance, den Schwarm zu eliminieren, denn es

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