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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Trent, ein Schnelleser, überflog die Seiten mit unverschämter Geschwindigkeit. Dabei setzte er eine neutrale Miene auf, und er verwandelte sich in das, was er vor allem war: in einen kalten, berechnenden Politiker. Er stand weit auf der linken Seite des politischen Spektrums, war aber anders als die Mehrzahl seiner Gesinnungsgenossen kein rigider Ideologe. Seinen Leidenschaften ließ er nur bei Parlamentsdebatten und daheim im Bett freien Lauf. Ansonsten war er ein eiskalter Analytiker.
    »Fowler springt im Dreieck, wenn er das sieht. Die Japaner sind wirklich ein unverschämt arroganter Verein. Haben Sie solche Sprüche jemals in unseren Kabinettssitzungen gehört?« fragte Trent.
    »Nur, wenn es um innenpolitische Fragen ging. Ich bin auch vom Ton geschockt, aber Japan hat eben eine andere Kultur.«
    Der Kongreßabgeordnete schaute kurz auf. »Stimmt. Unter dem Deckmäntelchen der guten Manieren versteckt sich ein wildes und barbarisches Volk, etwa so wie die Briten. Aber dieses Protokoll liest sich wie das Drehbuch zu einer ordinären Komödie. Sensationell, Jack. Wer hat den Agenten angeworben?«
    »Nun, es gab das übliche Balzritual. Er tauchte bei einer Reihe von Empfängen auf, der Chef unserer Station in Tokio bekam Wind, ließ den Mann ein paar Wochen schmoren und trat dann an ihn heran. Der Russe überreichte ihm ein Informationspaket und die Vertragsbedingungen.«
    »Warum heißt die Operation NIITAKA? Das Wort kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Ich habe es selbst ausgewählt. Als der japanische Trägerverband auf Pearl Harbor zulief, war das Signal zum Angriff ›Besteigt den NIITAKA‹. Vergessen Sie nicht: Sie sind der einzige hier, der dieses Wort kennt. Es wird übrigens monatlich geändert. Dieser Fall ist so heiß, daß wir alle Register ziehen.«
    »Richtig«, stimmte Trent zu. »Und was, wenn der Mann ein Agent provocateur ist?«
    »Diese Frage haben wir uns auch gestellt. Möglich, aber unwahrscheinlich. Wenn der KGB zu solchen Mitteln griffe, verstieße er gegen die derzeit gültigen Abmachungen.«
    »Moment!« Trent hatte die letzte Seite noch einmal durchgelesen. »Was steht da über Kommunikation?«
    »Ja, das ist beängstigend.« Endlich war das Thema angeschnitten. Ryan erklärte die Sache.
    »Fünfzig Millionen? Ist das Ihr Ernst?«
    »Soviel kostet die Einrichtung des Systems. Hinzu kämen die Gehälter für das neue Personal. Die jährlichen Betriebskosten betragen fünfzehn Millionen, wenn es erst einmal steht.«
    »Ein annehmbarer Preis. Die NSA verlangt für die Umstellung ihres Systems viel mehr.«
    »Nun, die hat auch eine größere Infrastruktur. Die Summe, die ich genannt habe, ist ein Festpreis. MERCURY ist ein recht kleines System.«
    »Wie bald brauchen Sie die Mittel?« Trent wußte, daß Ryans Kostenvoranschläge verläßlich waren. Er schrieb das seiner Erfahrung im Geschäftsleben zu, eine bei Regierungsbediensteten selten zu findende Qualifikation.
    »Letzte Woche wäre schön, Sir.«
    Trent nickte. »Mal sehen, was ich tun kann. Sie wollen das Geld natürlich ›schwarz‹ haben?«
    »Schwarz wie die Nacht«, erwiderte Ryan.
    »Verdammt noch mal!« fluchte Trent. »Dabei habe ich Olson auf die Sache hingewiesen! Jedesmal, wenn seine Techniker einen Regentanz veranstalten, nimmt er das für bare Münze. Was, wenn...«
    »Tja, was tun wir, wenn unsere gesamte Kommunikation nicht mehr sicher ist.« Das klang nicht wie eine Frage. »Ein Hoch auf die Perestroika.«
    »Sind Marcus die Implikationen klar?«
    »Ich habe ihm meinen Verdacht heute vormittag vorgetragen. Er versteht, worum es geht. Er mag nicht so erfahren sein, wie wir es uns wünschen, aber er lernt schnell. Ich hatte schon problematischere Vorgesetzte.«
    »Sie sind viel zu loyal. Muß ein Überbleibsel aus Ihrer Dienstzeit bei den Marines sein«, merkte Trent an. »Sie gäben einen guten Direktor ab.«
    »So weit kommt es nie.«
    »Stimmt. Nun, seit Liz Elliot Sicherheitsberaterin ist, müssen Sie sich in acht nehmen.«
    »Allerdings.«
    »Warum hat sie eigentlich so einen Rochus auf Sie? Na ja, sie schnappt schnell ein.«
    »Ich kam kurz nach dem Parteikonvent nach Chicago, um Fowler zu informieren, und war nach zwei Auslandsreisen übermüdet. Sie trat mir auf die Zehen, und ich revanchierte mich.«
    »Versuchen Sie, nett zu ihr zu sein.«
    »Das hat Admiral Greer auch gesagt.«
    Trent gab Ryan die Unterlagen zurück. »Und das ist nicht einfach, stimmt’s?«
    »Wohl wahr.«
    »Versuchen Sie es

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