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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Land führt?« Die Frage kam von einem Fachmann, von Goldan.
    Darina schüttelte den Kopf. »Nein. Es gab einst mehrere Wege, die dorthin führten. Aber heute steht uns nur noch einer von ihnen offen: Wir müssen die Spiegelregion durchqueren.«
    Ihre Ankündigung sorgte für helle Aufregung. Zahlreiche Stimmen redeten plötzlich durcheinander. Hier und da wurden haarsträubende Einwürfe gemacht. Offenbar hatten im Laufe der Geschichte schon mehrmals Männer und Frauen versucht die Spiegelregion zu durchwandern. Niemandem bisher war das gelungen. Nur einige wenige sah man wieder – verschmolzen mit wilden Kreaturen, die der Kristall erschaffen hatte. Jonas erinnerte sich mit Schrecken an das Blaukrönchen. Er hatte noch einmal Glück gehabt, nur die Flügelspitze des Papageis war mit ihm verwachsen gewesen. Nicht auszudenken, was mit ihm geschehen wäre, wenn er es dagegen mit einem Alligator, Wildschwein oder einem Wasserbüffel zu tun gehabt hätte!
    Es dauerte eine Weile, bis Belkan die Ruhe wiederhergestellt hatte.
    »Freunde, Brüder«, sagte er dann. »Wenn Darina uns diesen Vorschlag macht, dann wird sie bestimmt auch wissen, wie wir die Gefahren meistern können, die auf dem Weg ins Zwieland lauern.«
    Zum Schrecken aller antwortete die Wissende: »Nein. Es gibt keinen sicheren Weg. Jedoch kenne ich die Route, die wir nehmen müssen. Das ist allemal sicherer, als vielleicht tagelang in der Spiegelregion herumzuirren. Außerdem haben wir einige Bilmträger und mutige Bonkas, die Jonas und mich begleiten werden.«
    Jonas sah Darina, die neben ihm saß, mit ernster Miene an. So schnell hätte er nun wirklich nicht erwartet in diese vermaledeite Spiegelregion zurückzukehren. Aber wenn Darina ihn begleitete, war er dazu bereit.
    »Wer soll mit euch gehen?«, fragte Belkan.
    »So wenige wie möglich: Goldan der Wächter – er kann uns zu Facetten führen, die uns vielleicht schneller ans Ziel bringen – und außerdem Lischka, Ximon und Tamakh, die drei Flüsterer, die alles über den Bären, den Adler und den Moskito wissen.«
    »Und was ist mit mir?«, beschwerte sich Kraark.
    »Er will auch mit von der Partie sein«, übersetzte Jonas.
    »Meinetwegen«, willigte Darina ein.
    »Ich bestehe darauf, dass ihr auch noch zwei Fährtensucher mitnehmt«, sagte Belkan. »Niemand weiß, welche Gefahren im Zwieland auf euch warten. Ihr braucht ein paar Männer, die mit allen Wassern gewaschen sind.«
    Darina seufzte. »Also gut. Zwei Männer und keinen mehr. Eine größere Schar würde uns behindern. Es wäre nicht nur unsinnig, sondern auch unverantwortlich, mehr Leben als unbedingt erforderlich aufs Spiel zu setzen.«
    »Einverstanden. Wenn der Rat zustimmt, dann werde ich sogleich alles in die Wege leiten, damit die Suchaktion so bald wie möglich beginnen kann.«
    »Und wann wäre das?«, erkundigte sich Jonas, nichts Gutes ahnend.
    Darinas blaue Augen blickten ernst in die Runde und blieben dann auf seinem Gesicht ruhen. Ihre Antwort klang nicht wie ein Vorschlag, eher wie eine seit langem getroffene Entscheidung.
    »Morgen früh.«

 
    DIE SPIEGELREGION
     
     
     
    Die Stimme duldete keinen Widerspruch. Jonas brauchte einige Augenblicke, um wach zu werden. Draußen war es noch völlig finster.
    »Er schläft! Und morgen hat er einen schweren Tag. Ich kann ihn jetzt nicht wecken.« Krem leistete dem Fremden erbitterten Widerstand.
    »Ich werde dir deine winzigen Füße so platt treten, dass du damit Wasserski fahren kannst.«
    Da war sie wieder, diese unerbittliche Stimme. Eher beiläufig bemerkte Jonas, dass sie nicht die weiche Sprache der Azonier benutzte. Die Stimme, die da draußen auf dem Gang so lautstark nach Einlass verlangte, schien eher einem wild gewordenen Farmer aus Kentucky zu gehören.
    Jonas vernahm laute Schritte, die sich seinem Zimmer näherten, dann flog die Tür auf und ein breit grinsender Sam Chalk stapfte herein.
    »Hi. Ich konnte es erst gar nicht glauben, dass du hier bist.«
    »Mr. Chalk! Wo kommen Sie denn her?«
    »Vermutlich von da, von wo du auch eingeflogen bist. Habe mich nur ein bisschen verfranst. Hat ‘ne Weile gebraucht, bis ich diesen schrillen Ort hier gefunden habe. Bis hierher war’s dann allerdings ein Kinderspiel. Als ich von dem anderen ›Touristen‹ hörte, der kürzlich hier angekommen ist, hat mich nichts mehr daran hindern können, dich zu finden. Selbst nicht die abgebrochene Bohnenstange da draußen, die sich Krem nennt.«
    Der Pilot der Wild Goose setzte

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