Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
Vom Netzwerk:
mein Beisammensein mit David angesehen, als verrückten, leidenschaftlichen Moment, über den ich mich gefreut hatte, vielleicht sogar als Hoffnungsschimmer für den Schritt in ein neues Leben. David hatte behauptet, in mich verliebt zu sein, und mich glauben gemacht, er hätte mir aus Liebe geholfen. In Wirklichkeit war sein Liebesbekenntnis der Höhepunkt des Betrugs gewesen; der Betrüger war bei Erfüllung seines Auftrags so weit gegangen, mit mir zu schlafen.
    »Weiter«, sagte ich.
    »Als die Familie erfuhr, dass Sie nach Toronto zurückkehren würden, war sie einigermaßen beruhigt, umso irritierter natürlich, als Sie nur Tage später wieder bei Hilperth anriefen. Dass ich Sie in Amerika aufgespürt habe, muss für die Zuermatts ein Schock gewesen sein. Deshalb hat Hilperth Ihnen vorgeschlagen, nach Frankfurt zu kommen, um …«
    »Um mich ruhigzustellen«, ging ich dazwischen. »Deshalb wollte er mich auch mit Dr. Hollmann zusammenbringen.«
    »Natürlich.« Stein nickte. »Der Anwalt hätte Sie zweifellos auf die Linie der Zuermatts eingeschworen. Das ist übrigens der Grund für Roman Zuermatts Besuch in Frankfurt: Pascals Bruder hat Hollmann aufgesucht. Auch das kann er beweisen. Verstehen Sie mich recht, Frau Zuermatt. Ich glaube nach wie vor, dass Ihr Mann lebt.«
    »Hören Sie mit dem verdammten Frau Zuermatt auf.« Ich fuhr mir durchs Haar, wollte einen klaren Kopf bekommen. »Sagen Sie Tony zu mir, wie alle anderen auch.«
    »Das – verzeihen Sie –, das ist mir zu amerikanisch. Wir nennen uns hier nicht beim Vornamen, wenn wir nicht …«
    »Miteinander vertraut sind?« Ich suchte in seinen Augen. »Sind wir das nicht allmählich?«
    »Vielleicht.« Ein Anflug von Wärme, er hatte ein hübsches Lächeln. »Ich bin Beamter. Ich ermittle im Fall Ihres Mannes. Ich darf Sie nicht duzen.«
    »Wie Sie wollen.« Ich machte eine wegwerfende Geste. »Ist mir auch egal.« In meinem überreizten Zustand hatte ich das lächerliche Gefühl, dass ich sogar von ihm zurückgestoßen wurde.
    »Ihr Mann lebt«, wiederholte er. »Aber ich bin sicher, er wagt nicht, nach Frankfurt zu kommen. Wir müssen herauskriegen, wo sein Versteck ist.«
    Ich rief mir das nächtliche Bild vor Augen: der Mann am Fenster, die Art, wie er das Rotweinglas gehalten hatte. »Das war nicht Pascals Bruder. Die beiden mögen sich ähnlich sehen, aber ich sage Ihnen, das ist Pascal gewesen!«
    »Mit Spekulationen werden wir die Frage nicht beantworten.« Er beugte sich zu mir. »Gestern haben Sie mir Zutritt zur Villa angeboten. Als Ehefrau des Vermissten haben Sie das Recht dazu. Bleiben Sie dabei?«
    »Ja. Jetzt erst recht.«
    »Dann hole ich Sie in der Früh ab.«
    Ich schlug die Decke zurück. »Nein, mir geht es schon viel besser.« Ich bemerkte seinen Blick auf meine nackten Beine und deckte mich wieder zu.
    »Ruhen Sie sich aus.« Er berührte sanft meine Wange und verließ das Zimmer.
    Einen Moment lang sank ich gegen das Kissen. Nachdem ich Pascal bei David gesehen hatte, war ich sicher gewesen, dass die Dinge kaum noch verworrener werden konnten. Nun war alles schlimmer gekommen, aber mir ging es besser. Die Ereignisse der Nacht hatten meinen Kampfgeist nicht geschwächt, sondern angestachelt. Jetzt wollte ich alles wissen, alles ans Licht bringen! Vorsichtig setzte ich meine Füße zu Boden. Als ich den ersten Schritt wagte, klingelte mein Handy. Ich erkannte Davids Nummer. Er hatte den Mut, mich anzurufen? Er wusste doch, dass ich im Krankenhaus war. Warum hatte er nicht sofort versucht, mir eine weitere Lügengeschichte zu erzählen? Weshalb hatte er erst mit dem Betrugsdezernat gesprochen? Es klingelte zum dritten Mal. Die Antwort war einfach: Weil David, weil die Zuermatts zuerst den Verdacht entkräften mussten, dass Pascal lebte und möglicherweise in Frankfurt war. Ich und meine Gefühle, meine Verquickung in die Angelegenheit waren zweitrangig. Mein Finger schwebte über der Taste. Ich war gespannt, wie David sich herausreden würde. Als ich ihn wegen der Sache mit Dr. Hollmann verdächtigt hatte, war er so weit gegangen, mir eine Liebeserklärung zu machen. Welche Tricks hatte er noch auf Lager? An meiner Neugier erkannte ich, dass es mir unmöglich war, so unvermittelt von Zuneigung auf Verachtung umzuschalten. Vor nicht einmal zwölf Stunden hatte ich mit David geschlafen. Mein Finger berührte die Taste mit dem roten Telefon, das Klingeln hörte auf.
    Die Schwester brachte mir eine zweite Decke und erlaubte mir

Weitere Kostenlose Bücher