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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
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bereit gewesen, hätte es sogar genossen. Ich fürchtete die Folgen, die daraus entstehen konnten, zugleich gefiel mir, dass er sich mir ausgesetzt hatte, dass er die Peinlichkeit in Kauf nahm, die sein absurdes Liebesbekenntnis heraufbeschwor. Er hatte sich quer durch Frankreich geschlagen und war seinem Ziel mit ähnlicher Beharrlichkeit gefolgt wie ich dem meinen. Zugleich agierte er immer noch für die Zuermatts. Wie viel an seinem Auftritt, seinem Bekenntnis gespielt war, wie viel echt, kümmerte mich nicht. Ich war kurz davor, mich der Amour fou hinzugeben, dem unerklärlichen Impuls, den Davids Angebot in mir auslöste. Auch wenn es nichts mit Liebe zu tun hatte, ich sehnte mich danach, mich fallen zu lassen, aber das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. David wurde zum Sinnbild dessen, was ungeklärt, unerlöst in mir war, es bestätigte, dass ich der Lage nicht gewachsen, mir meiner selbst nicht sicher war. Ich sprang auf. Der Serviertisch schwankte, David hielt die Teller fest. Das Zimmer war zu klein, um direkt zur Tür zu stürzen. Ich arbeitete mich am Bett entlang.
    »Tony, bitte, warum reden wir nicht darüber?« Ein Sprung, und er war bei mir, umklammerte mich. Bevor ich etwas erwidern konnte, war sein Mund auf meinem. Er küsste mich, presste mich an sich. Ich spürte, dass er mich aus dem Gleichgewicht bringen, mich im nächsten Moment aufs Bett werfen würde, spürte, dass ich selbst es wollte!
    »Nicht …«, stammelte ich. Mein Widerstand würde brechen, sobald wir auf dem Bett lagen. Ich holte aus und schlug ihn. Er schrie vor Schreck, ich hatte ihn ins Gesicht getroffen. Ich zwängte mich an ihm vorbei. Froh, meinen Koffer nicht ausgepackt zu haben, ergriff ich ihn und die Handtasche, keine Schuhe. Ich war zur Tür draußen, bevor David sich aufgerichtet hatte, riss den Schlüssel von innen aus dem Schloss, steckte ihn außen an, schlug die Tür zu und sperrte zweimal ab. Barfuß eilte ich mit meinen Habseligkeiten zur Treppe, lief ins Erdgeschoss und spähte in die Halle. Wie vorhin war die Rezeption leer, Stimmengewirr drang aus dem Restaurant. Mit nackten Füßen rannte ich aus dem Haus und über spitzen Kies zum Auto. Es goss in Strömen. Als ich den Wagen erreichte, hing mein Kleid schwer an mir. Mit hektischen Fingern kramte ich den Schlüssel hervor, fand den rechten Druckknopf nicht, die Lichter blinkten, aber die Tür ließ sich nicht öffnen. Endlich hörte ich, wie die Verriegelung sich löste, und ich warf meinen Koffer auf den Rücksitz. Ein Blick nach oben, friedlich schimmerte Licht aus dem Türmchen. Dort stand ein Mann und versuchte, eine versperrte Tür aufzukriegen. Ein Mann, dem ich mich um jeden Preis entziehen musste. Kies spritzte, als ich aufs Gas trat und die Einfahrt des Schlosshotels hinunterbrauste.
    Die Straße war frei, ich fuhr viel zu schnell, lenkte nicht kontrolliert, ich riss am Steuer. Schlingernd ging der Wagen in die Kurven. In mir fühlte sich alles erhitzt an, zugleich bleiern, als ob mich jetzt erst der Schock erfasste. Ich hätte bremsen sollen, stehen bleiben, ich konnte es nicht. Ich floh vor mir selbst und vermochte das Geschehene doch nicht hinter mir zu lassen. Ich trat aufs Gas.
    Die Straße führte an einem Bachlauf entlang, links erhob sich ein Hügel. Ich wollte klar denken, doch ich dachte nicht, agierte wie unter Wasser. Bleib stehen, sagte ich mir, fahr weiter! Die Kurven, der Regen, ein Licht hinter mir. Ein einzelnes Licht, flackernd, verschwindend, da war es wieder. Wer folgte mir, David? Das Licht war schnell, ich wollte schneller sein, es kam näher und blendete mich. In den vielen Kurven, die aufeinander folgten, wusste ich nie, wie der Weg weitergehen würde. Das Licht fuhr dicht auf, wurde riesig, es fuhr neben mir. Das weiße Licht verwandelte sich in ein rotes, das Motorrad hatte mich überholt und bremste. Ich bremste mit, wurde langsamer, versuchte auszuscheren. Das rote Licht machte jede meiner Bewegungen mit und blieb hartnäckig vor mir.
    Zur Linken sah ich einen Weg auftauchen und riss das Lenkrad herum. Das Motorrad war schneller, es sprang förmlich in den Weg hinein. Die schwere Maschine rutschte weg und legte sich quer. Meine Lichter beleuchteten sie, es war ein rotes Motorrad. Ich trat mit Wucht auf die Bremse. Der kleine Wagen tat alles, um weiterzufahren, schlitterte, brach aus. Der Boden war weich, Morast, ein Feldweg bei Regen, ich behielt den Fuß auf der Bremse. Endlich stand der Wagen. Ich hielt so dicht

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