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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
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über La Cébette? Zwar war ich froh, mich Ray anzuvertrauen, mit seiner Hilfe lag das Puzzle ausgebreitet vor mir; das Bild, das es darstellte, vermochte ich trotzdem nicht zu erkennen. Im Augenblick konnte ich nichts weiter tun, als meiner Tante einen herzlichen Empfang zu bereiten.
    Wir hatten Lyon und Valence hinter uns gelassen, die Straßenschilder kündigten Avignon an. Ray und ich fuhren in das Dorf in den Hügeln, fanden einen Gasthof und aßen zu Mittag. Als Vorspeise gab es Socca, etwas, das wie Pizza aussah, aber aus Kichererbsenmehl gemacht wurde. Nach dem schweren Rotwein von letzter Nacht blieb ich beim Wasser.
    »Was ist gestern Abend im Schloss vorgefallen?« Ray schaute auf meine Füße. Ich trug flache Schuhe, das letzte Paar, das ich noch hatte. »Warum sind Sie Hals über Kopf abgehauen?«
    Wir hatten das Thema nachts auch angeschnitten, ich hatte berichtet, dass David mich vor den Zuermatts warnen wollte. Seine Liebeserklärung behielt ich für mich.
    »Zwischen uns ist nichts passiert.« Unsicher sah ich ihm in die Augen. »David wollte es, aber … es ist nicht dazu gekommen.«
    »Verstehe.«
    »Glauben Sie mir?«
    »Ja«, antwortete er, doch die winzige Pause war mir nicht entgangen.
    »Sie denken, ich bin ein Blatt im Wind«, sagte ich ohne Groll. »Der Sturm der Ereignisse reißt mich hierhin und dahin. Ich lasse einen Mann in mein Zimmer, von dem ich weiß, dass er für die Zuermatts arbeitet. Ich lade ihn zum Essen ein. Wieso soll ich nicht auch gleich mit ihm schlafen?«
    »Sie haben mir gesagt, wie es wirklich war. Warum sollte ich Ihnen nicht glauben?«
    »Weil ich in jedes Fettnäpfchen tappe, das vor mir auftaucht. Die andern können mit mir umspringen, wie sie wollen: Das glauben Sie doch von mir.«
    Ich musste lachen. Wir saßen in der wunderbaren Landschaft, aßen und tranken, die Sonne schien, nur das Thema unseres Gesprächs passte nicht hierher.
    Das Tagesgericht kam auf den Tisch, eine Daube provençale , Schmorfleisch mit verschiedenen Gemüsen und Kräutern.
    »Das kann ich auch«, sagte Ray.
    »Was können Sie?«
    »Manchmal mache ich daheim Daube .« Er spießte ein Stück Hammelfleisch auf.
    »Sie kochen? Ray, ich entdecke immer neue Seiten an Ihnen.«
    »Es ist ein Bauerngericht. Geht ganz einfach.«
    Neben dem Fleisch fand ich Rüben, Zucchini, Lauch. »Was ist das?«
    »Schweinerippen. Man lässt die Knochen dran, das schmeckt besser. Die Bauern stellen nach dem Frühstück einen Topf mit den Zutaten in den Backofen und lassen das Ganze acht Stunden garen. Wenn sie von der Feldarbeit nach Hause kommen, ist das Abendessen fertig.« Er kostete. »Wacholder, das muss ich mir merken.«
    »Kochen Sie häufig?« Ich hörte nach ein paar Bissen auf.
    »Meistens stehe ich in der Küche, seit Sabine …«
    »Wie geht es ihr?«, fragte ich fast erschrocken.
    »Besser.« Ein angespanntes Lächeln. »Sie ist aufgestanden, hat sogar ihre Kunstbücher wieder hervorgeholt.«
    »Was macht sie beruflich?«
    »Sie ist Lehrerin. Kunsterziehung und Deutsch.« Seine Augen wurden lebhaft. »Der Arzt sagt, es sei möglicherweise das neue Medikament, das so gut anschlägt.«
    »Sie wollen bestimmt so rasch wie möglich zu ihr zurück.«
    Er sah mich an. »Die Sache in Frankreich ist für mich praktisch erledigt. Den Rest können die französischen Kollegen machen.«
    »Sie glauben, dass ich Pascal hier nicht finden werde.«
    »Glauben Sie denn noch daran?«
    Ich blieb ihm die Antwort schuldig. »Sie werden Pascal weiter in Südamerika suchen?«
    »Nicht ich, Interpol.« Er winkte dem Wirt. »Es gibt andere wichtige Fälle.«
    »Fliegen Sie von Nizza direkt zurück?« Ich wunderte mich, dass ich es bedauerte.
    »Was glauben Sie denn? Dass ich mit Ihrer Tante Urlaub an der Côte d’Azur mache?« Er lächelte.
    Der Wirt brachte die Rechnung.
    »Das Haus in La Cébette – steht das unter Beobachtung?«
    Mit dem Ausdruck eines Fuchses sah er mich an. »Sie wollen immer noch dorthin, nicht wahr?«
    »Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Die Sonne macht mich froh, das Essen macht mich müde, mehr weiß ich im Augenblick nicht.«
    »Das Haus wird nicht mehr bewacht.« Ray stand auf. »Der Enthusiasmus der französischen Kollegen, einen deutschen Betrüger zu fassen, ist nicht besonders groß.«
    »Einen Schweizer Betrüger.« Ich folgte ihm zu den Fahrzeugen.
    Bevor ich einstieg, sagte er: »Ich bleibe noch eine Nacht und nehme morgen früh die erste Maschine.« Mit einem

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