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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
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trocknete meinen Fuß ab, setzte mich neben ihn. Die Becher ploppten gegeneinander, wir tranken.
    »Grüßen Sie Sabine von mir – unbekannterweise.«
    »Danke.« Er betrachtete das Landschaftsbild an der Wand. »Und sollten Sie Pascal vor mir finden, grüßen Sie ihn bitte auch.«
    »Das werde ich tun.«
    Ich saß mit Pascals Verfolger auf der Bettkante, trank Schnaps, unsere Schultern berührten sich fast. Die Lüge stand zwischen uns, das Geheimnis, das ich allein lüften wollte. Abrupt stand ich auf, die Matratze federte nach. »Zeit, ins Bett zu gehen.«
    Mein Stimmungsumschwung verwirrte ihn. Gerade noch waren wir zwei müde Calvadostrinker nach Mitternacht gewesen, nun beendete ich den freundschaftlichen Ton. »Entschuldigung, Sie können natürlich austrinken.«
    »Nein, Sie haben recht.« Er hob die Hand. »Es ist spät.« Ich hatte den Eindruck, er wollte mich berühren, doch er richtete nur den Kragen seiner Jacke.
    »Vergessen Sie Ihre Flasche nicht.« Ich gab sie ihm.
    »Gute Nacht, Tony.« Er sah mich versonnen an.
    »Gute Reise, Ray.«
    Wir drückten uns die Hand, er schüttelte meine ein wenig länger, ich küsste ihn kurz auf die Wange. Er ging und zog leise die Tür hinter sich zu. Allein stand ich im Zimmer, die Leuchtschrift des Weckers sprang auf 00:38.
    Ich fiel in einen traumlosen Schlaf. Als ich im Dunklen erwachte, spürte ich die unangenehme Schwere, die einen Kater ankündigte. Ich hatte kein Aspirin dabei, auf dem Zimmer gab es nur Leitungswasser. Ich trank ein Glas, es schmeckte nach Chlor. Als mich endlich ein schwerer Schlummer umfing, klingelte der Wecker.
    Benommen schaute ich in den Badezimmerspiegel und streckte die Zunge heraus – ein typischer Rotweinmund.
    Es klopfte. Wer immer es war, nahm in Kauf, dass er mich weckte. Ich öffnete.
    »Tut mir leid, du hast bestimmt noch geschlafen …« Ernie im Pyjama. Er stutzte, als er mich angezogen sah. »Dora geht es schlecht.«
    »Dora – wieso?«
    »Sie hat ihr Medikament genommen, aber die Reise, der Klimawechsel, keine Ahnung …« Er hatte sich nicht die Zeit genommen, seine Haarreste über der Glatze zu verteilen; wie Fischgräten standen sie zu Berge. »Sie kriegt keine Luft.«
    »Ich komme.« Ich nahm meine Tasche und zog die Tür hinter mir zu.
    »Wieso bist du schon auf?« Mit nackten Füßen tappte Ernie über die Fliesen.
    Ohne ihm zu antworten, trat ich ins Zimmer. Dora saß aufrecht im Bett, in einem blütenweißen Nachthemd, und atmete röchelnd.
    »Ich wollte nicht, dass … er dich weckt«, keuchte sie.
    »Ich rufe einen Arzt.«
    »Bist du wahnsinnig, im Ausland? Ich bin nicht … versichert!«
    »Soll ich dich lieber ersticken lassen?«
    »Wahrscheinlich bin ich nur … auf irgendein Mittelmeergewächs allergisch.« Auch Dora musterte mich, wie ich fix und fertig angezogen an ihrem Bett stand.
    »Ich möchte unbedingt, dass ein Arzt kommt. Egal, was es kostet.« Ich lief ins Erdgeschoss, wo der Nachtportier verdutzt aufblickte. Ich erklärte ihm die Situation, er griff zum Telefon.
    »Macht nicht so ein Brimborium!«, rief Dora, als ich zurückkam. »Wegen dem bisschen Atemnot muss man nicht gleich …«
    »Du kannst die Arme nicht bewegen, hast du gesagt«, mischte sich Ernie ein.
    »Dann bewege ich die Arme eben nicht!«
    Ich verkniff mir ein Schmunzeln: Im weißen Nachthemd, mit ihrer gespielten Selbstlosigkeit, war meine Tante schon eine Nummer für sich.
    Wenige Minuten später kam der Portier nach oben. »Der Arzt ist unterwegs.«
    »Ich warte hier, bis er dich untersucht hat.« Ich setzte mich.
    »Du wartes t ?« Verblüfft sah sie mich an. »Um diese Zeit? Hattest du denn etwas Besseres vor?«
    »Ach wo. Jetzt sehen wir erst mal, dass es dir wieder gut geht.« Innerlich war ich unruhig, ich wollte los. Der Zwischenfall hatte mich wach gemacht, die frühe Morgenstunde passte zu einem Abenteuer wie diesem. Ich wollte zu dem Haus fahren, das nach einer Zwiebel benannt war.
    Dora sah mich neugierig an. »Du unternimmst einen Ausflug im Morgengrauen? Aber bestimmt nicht allein!« Sie zwinkerte. »Seht ihr euch den Sonnenaufgang über dem Cap d’Antibes an?«
    »Das liegt ganz woanders, Dora.«
    »Lass dich nicht aufhalten!« Sie schob mich von der Bett kante. »Na los! Ich werde mit dem Arzt schon irgendwie klarkommen.«
    »Ich lasse dir meine Kreditkarte da. Falls es etwas zu unterschreiben gibt, hole ich das später nach.« Ich lief zur Tür.
    »Grüß Raimund von mir!«, rief Dora.
    Lächelnd eilte ich die

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