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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Teufel!«
    »Ich kann auch die Polizei anrufen.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Klar kannst du das. Ich würde nicht versuchen, dich daran zu hindern.«
    Plötzlich fühlte sie sich entwaffnet. Zu leer und zu müde, um mit ihm zu streiten. Zu erschöpft auch, ihn zu hassen. Mit schwerfälligen Bewegungen ging sie zum Tisch hinüber, setzte sich auf den Stuhl, auf dem Kim während des Abendessens gesessen hatte. »Eigentlich spielt das keine Rolle mehr. Was zwischen uns war und wie sehr du mich verletzt hast. Wichtig ist nur noch, dass Kim wieder bei uns ist.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Schwer zu sagen. Sie redet wenig. Schläft viel und zeigt die Tendenz, sich zu verkriechen. Was nicht gut ist, und deswegen gehe ich morgen zu einem Therapeuten mit ihr. Körperlich ist alles in Ordnung, meint der Arzt. Und sie wurde tatsächlich nicht sexuell missbraucht. Gott sei Dank, wenigstens das nicht!«
    Nathan schüttelte den Kopf. »Jack Walker! Dieser nette, ältere Mann! Wer hätte das gedacht?«
    »Wenn ich mir vorstelle, dass ich während der letzten beiden Jahre Kim immer wieder einmal den Walkers anvertraut habe, wird mir ganz schlecht«, sagte Virginia. Sie bekam schon wieder eine Gänsehaut auf den Armen. »Aber es war nichts zu merken, nichts zu erkennen. Nie hätte ich geglaubt …« Sie hielt inne. Es war so unfassbar!
    »Hat er sich früher schon an Kindern vergangen?«, fragte Nathan. »Oder sie gar getötet?«
    Virginia schüttelte den Kopf. »Er behauptet, nein, und Superintendent Baker ist geneigt, ihm das zu glauben. Jack hat seinen Trieb früh erkannt und dann sein Leben praktisch damit verbracht, ihn zu bekämpfen. Er hat sich auf einschlägigen Internetseiten herumgetrieben und Fotos gehortet, das ja, aber er hat alles getan, sich von Kindern möglichst fern zu halten. Er war es auch, der darauf bestanden hat, dass Grace keine Kinder bekommen sollte. Und er hat sich um den Verwalterposten in Ferndale House beworben, um so einsam und abgeschieden wie möglich leben zu können. Er hatte wohl immer eine Ahnung, was sonst passieren könnte.«
    Nathan, der immer noch neben der Tür gestanden hatte, trat einen Schritt näher. Er schien zu spüren, dass für den Moment keinerlei Aggressionen von Virginia ausgingen. Sie war gänzlich gefangen in der erschütternden Erkenntnis, sozusagen Wand an Wand mit einem gefährlichen Triebtäter gelebt und nichts davon bemerkt zu haben. »Und dann seid ihr mit Kim nach Ferndale gezogen …«
    »Vor zwei Jahren. Für Jack eine Katastrophe. Praktisch täglich lief nun ein kleines Mädchen vor seiner Nase herum. Zu allem Überfluss sah auch noch Grace ihre Chance gekommen, wenn schon nicht eine Mutter, dann doch eine Ersatz-Großmutter sein zu dürfen. Sie holte Kim zu sich ins Haus, wann immer es ging. Jack merkte, wie nach und nach seine Sicherungen durchbrannten.«
    »Was das Todesurteil für die anderen Kinder war.«
    »Irgendwann brauchte er ein Ventil. Kim durfte es nicht sein, also sprach er andere kleine Mädchen an. Lockte Rachel Cunningham in eine Falle. Und schnappte sich Sarah Alby am Strand von Hunstanton. Er saß in demselben Bus wie sie und ihre Mutter und bekam mit, wie die Kleine um eine Karussellfahrt bettelte und schrie. Er folgte den beiden, und als Sarah für einige Zeit allein war, überredete er sie ohne jede Schwierigkeit, mit ihm zu kommen. Er stellte ihr einfach eine Karussellfahrt in Aussicht. Aber stattdessen …« »Er ging recht bedacht vor.«
    »Ja. Er zerrte nicht, urplötzlich von seinen Trieben überwältigt, ein Kind von der Straße. Er ist, so verrückt das klingt, kein wirklich gewalttätig veranlagter Mensch. Er bereitete die Entführungen vor, sorgte dafür, dass sie vollkommen unauffällig vonstatten gingen. Die Kinder begleiteten ihn freiwillig und ohne jedes Aufsehen. Auch mit Janie Brown hat er es so versucht.«
    »Die Kleine, die ihn auf dem Friedhof erkannt hat«, sagte Nathan. Er war gut informiert. Die Zeitungen der letzten drei Tage waren voll gewesen mit der Geschichte.
    »Der er eine Geburtstagsparty versprochen hatte. Es waren unglaubliche Zufälle, weshalb sie mit dem Leben davongekommen ist. Einmal konnte sie nicht zu dem vereinbarten Treffpunkt kommen, weil ihre Mutter krank war. Und einmal …«
    »Ja?«
    »Einmal habe ich sie wohl gerettet«, sagte Virginia. Sie lächelte, wirkte jedoch nicht glücklich. »Jack hat es Baker erzählt. An dem Tag, an dem ich in die Stadt fuhr, um ein Kleid zu kaufen … du weißt, für

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