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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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warum?«
    »Das geht dich einen Scheißdreck an!«, sagte Virginia wütend.
    »Ich … ich weiß auch nicht genau«, sagte Liz, »es war … alles zusammen. Ich habe nicht viel Geld, aber ich hatte auch keine Lust, dort zu stehen und zu warten. Ich … wusste, dass sie kein Ende finden würde und dass wir so oder so am Schluss Streit hätten. Es war einfach …« Sie hob hilflos die Arme.
    »Und das tut Ihnen nun leid?«
    »Ich … kann nur daran denken. Immerzu. An das Karussell. Ich weiß, dass das nicht das Wichtigste ist, aber ständig muss ich denken, warum ich ihr nicht ein paar Runden spendiert habe. Warum ich ihr nicht noch … eine letzte Freude gemacht habe.« Liz senkte den Kopf und fing an zu weinen. Die Kamera fuhr gnadenlos dicht an ihr gequältes Gesicht heran.
    »Das ist zum Kotzen«, schimpfte Virginia und schaltete den Fernseher ab.
    In die plötzliche Stille hinein vernahm sie ein nachdrückliches Klopfen an der Haustür.
    Sie hoffte, dass es Grace oder Jack wären, obwohl die sonst eher gleich an die Küchentür kamen. Bloß kein Besuch! Es war ihr Abend. Kurz überlegte sie, ob sie so tun sollte, als sei niemand daheim, aber dann würde sie die ganze Zeit über Angst haben, auf der Terrasse überrascht zu werden. Seufzend stellte sie ihr Glas ab.
     
    Es war Nathan Moor, der vor ihr stand, und sie war so überrascht, dass sie im ersten Moment kein Wort hervorbrachte. Auch Nathan war zusammengezuckt, als sich die Tür öffnete.
    »Oh«, sagte er schließlich, »ich dachte schon, es sei niemand da. Ich habe schon eine ganze Weile geklopft.«
    »Ich habe es nicht gehört«, sagte Virginia, als sie endlich wieder sprechen konnte. »Der Fernseher lief.«
    »Ich störe wohl gerade …«
    »Nein. Nein, ich wollte … ich habe sowieso gerade abgeschaltet.«
    »Ich hätte anrufen sollen, aber …« Er ließ den Satz unvollendet, so dass Virginia nicht erfuhr, was ihn an dem Anruf gehindert hatte.
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie, »aber ich bin ziemlich überrascht. Ich dachte, Sie seien noch auf Skye.«
    »Das ist eine längere Geschichte«, erwiderte Nathan, und Virginia begriff endlich, dass sie ihn eigentlich hereinbitten sollte.
    »Kommen Sie. Wir setzen uns auf die Terrasse. Ich habe mir gerade etwas zum Trinken gemacht. Möchten Sie auch?«
    »Nur ein Wasser bitte«, sagte er und folgte ihr.
    Als sie auf der Terrasse saßen, Virginia mit ihrem giftgrün schimmernden Curacao und Nathan mit seinem Wasserglas, fragte sie: »Wo ist eigentlich Ihre Frau?«
    »Im Krankenhaus«, sagte Nathan, »und das ist auch der Grund, weshalb wir Skye verlassen haben. In den Arzt dort hatte ich in diesem Fall nicht allzu viel Vertrauen.«
    »Was hat sie?«
    »Das ist schwer zu sagen. Vermutlich einen Schock wegen des Unglücks. Oder eine schwere Depression, ich weiß es nicht. Sie hörte plötzlich auf zu sprechen. Sie aß und trank nicht mehr. Sie … sie schien in eine eigene Welt abzugleiten, in der ich sie nicht mehr erreichen konnte. Am Mittwoch wurde mir klar, dass sie verhungern und verdursten würde, wenn ich nichts unternahm. Deshalb haben wir am Donnerstag in aller Frühe Dunvegan verlassen.«
    »Wahrscheinlich hätten wir alle daran denken sollen«, sagte Virginia. »Nach allem, was geschehen ist, hätte sie sofort in psychotherapeutische Behandlung gehört.«
    Er nickte. »Ich mache mir Vorwürfe. Ich habe nicht begriffen, was in ihr vorging.«
    »Schon als ich sie bei Mrs. O'Brian besuchte, kam sie mir wie eine Schlafwandlerin vor«, sagte Virginia. »Ich fand das nicht ungewöhnlich nach … dieser schrecklichen Geschichte. Man hätte es ernster nehmen sollen. Und jetzt ist sie hier in King's Lynn im Krankenhaus?«
    Ihre innere Stimme fragte, weshalb er nicht mit seiner Frau nach Deutschland zurückgekehrt war, aber mit dieser Stimme mochte sie jetzt nicht diskutieren. Sie dachte, wie gut es doch war, dass Frederic diesen Moment nicht miterlebte.
    »Seit Freitag früh, ja. Sie wird dort erst einmal etwas aufgepäppelt. Vor allem der Flüssigkeitsverlust hat sie sehr geschwächt. Sie ernähren sie künstlich, weil sie nach wie vor alles verweigert.«
    »Wie entsetzlich. Ich werde sie gleich morgen besuchen.«
    »Sie reagiert auf nichts und niemanden. Aber ich fände es trotzdem schön, wenn Sie hingingen. Wer weiß, vielleicht gibt ihr das einen Schub nach vorn. Sie mag Sie sehr, Virginia. Sie hat immer mit größter Sympathie von Ihnen gesprochen.«
    Sie musste die Frage stellen: »Wie … haben Sie uns

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