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Das Echo dunkler Tage

Das Echo dunkler Tage

Titel: Das Echo dunkler Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dolores Redondo
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Tränen muss man sich nicht schämen, manchmal sind sie nötig.«
    »Stimmt, aber die Zeit der Tränen war vorbei. Ich hatte mir die Augen ausgeheult, als er schnarchend neben mir lag. Weil ich mich für ihn geschämt habe, weil ich nie stolz sein würde auf diesen Mann an meiner Seite. Da ist etwas in mir zerbrochen. Ich habe mich lange bemüht, unsere Beziehung zu retten, aber irgendwann war da nur noch dieser Schrei aus meiner Seele, dieser Abscheu. Die meisten Menschen glauben, dass Liebe urplötzlich in Hass umschlägt, als würde das Herz implodieren. Bei mir war das nicht so: Die Liebe zerbrach nicht plötzlich, ich habe nur bemerkt, dass sie sich abgenutzt hatte, wie bei einem langen Reibungsprozess. An dem Tag, an dem ich ihn verlassen habe, wurde mir lediglich klar, dass von dieser Liebe nichts mehr übrig war. Wie wenn man plötzlich einer Wahrheit ins Auge sieht, die man schon immer kannte. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich mich frei, und ich hatte auch keine Angst vor den Konsequenzen. Aber Freddy wollte mich nicht einfach so gehen lassen. Und deine Schwester auch nicht. Du hättest sie mal hören sollen: Beide haben mir die gleichen Vorwürfe gemacht, die gleichen Argumente angeführt.« Sie lachte bitter, als sie sich daran erinnerte. »›Wo willst du denn hin? Meinst du, du findest was Besseres? Glaubst du, dass dich noch mal jemand lieben wird?‹ Sie würden es wahrscheinlich nie glauben, aber mit ihrem Spott haben sie genau das Gegenteil bewirkt: Ich fand sie kleinkariert und feige. Und plötzlich schien mir alles möglich, wenn ich nur erst von ihrer Last befreit war. Ich hatte nicht auf alles eine Antwort parat, aber auf ihre letzte Frage schon: Ich werde mich selber lieben und gut auf mich aufpassen.«
    »Ich bin stolz auf dich«, sagte Amaia und nahm sie in den Arm. »Und vergiss nicht: Ich liebe dich sehr, Schwesterherz, und ich werde immer für dich da sein.«
    »Ich weiß. Du, James, Tante Engrasi, Großvater, Vater und auf ihre Art auch Mutter. Die Einzige, die mich nicht sonderlich mochte, war ich selbst.«
    »Dann weißt du ja, was du ab jetzt zu tun hast, Ros Salazar.«
    »Was meinen Namen angeht: Es wäre schön, wenn du mich Rosaura nennen würdest.«
    »Das hat mir Flora schon gesagt. Warum denn das? Du hast doch Jahre gebraucht, bis alle dich endlich Ros nannten.«
    »Sollte ich eines Tages Kinder haben, will ich nicht, dass sie mich Ros nennen. Klingt wie ein Kiffername.«
    »Jeder Name klingt wie ein Kiffername, wenn der, der so heißt, ein Kiffer ist«, meinte Amaia. »Und jetzt erzähl mal: Wann gedenkst du mich zur Tante zu machen?«
    »Sobald ich Mr. Perfect finde.«
    »Ich fürchte, Mr. Perfect gibt es nicht.«
    »Das sagt die Richtige: Du hast doch einen zu Hause.«
    Amaia lächelte verlegen.
    »Wir probieren es auch schon seit einer Weile. Aber es klappt nicht.«
    »Warst du schon beim Arzt?«
    »Ja. Anfangs hatte ich Angst, ich könnte das gleiche Problem haben wie Flora, verklebte Eileiter, aber bei mir ist alles in Ordnung. Der Arzt hat mir geraten, es mit künstlicher Befruchtung zu versuchen.«
    »Tut mir leid«, sagte Ros leise. »Habt ihr schon damit angefangen?«
    »Nein. Allein der Gedanke an dieses schreckliche Prozedere macht mich ganz krank. Erinnerst du dich noch, wie das bei Flora war? Und am Ende war alles umsonst.«
    »So darfst du nicht denken. Außerdem hast du es ja selber gesagt: Du hast nicht das gleiche Problem wie sie. Gut möglich, dass es bei dir anschlägt.«
    »Es ist nicht nur das. Ich will mein Kind nicht auf diese Art zeugen. Ich weiß, das klingt blöd, aber ich kann mich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass …«
    In diesem Moment kam James herein und überreichte Amaia ihr Handy. »Subinspector Zabalza«, sagte er mit der Hand auf der Sprechmuschel. Amaia nahm das Telefon und meldete sich.
    »Inspectora, ein Streifenwagen hat Mädchenschuhe entdeckt. Sie stehen am Straßenrand und sind auf die Fahrbahn ausgerichtet. Der Anruf ging gerade ein. Ich schicke Ihnen einen Wagen. Wir sehen uns dort.«
    »Und gibt es eine Leiche?«, fragte Amaia hinter vorgehaltener Hand.
    »Haben wir noch nicht gefunden. Die Gegend ist ziemlich unwegsam, wegen der dichten Vegetation. Von der Straße aus sieht man nicht mal den Fluss. Sollte unten tatsächlich ein Mädchen liegen, wird es schwer, an sie ranzukommen. Ich frage mich, warum er ausgerechnet diesen Ort ausgesucht hat. Vielleicht sollten wir die Leiche diesmal nicht so leicht

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