Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit
Täuschung?«, fragte Techi. »Was für eine Überraschung!«
»Das sehe ich auch so«, antwortete ich und setzte mich zu Ande. »Eigentlich hatte ich damit gerechnet, die nächsten zwei Wochen im Haus an der Brücke zu verbringen, doch das Schicksal hat sich mir in Gestalt von Sir Kofa gnädig erwiesen. Schade nur, dass es hier so voll ist - ich hatte für uns beide heute Abend andere Pläne.«
»Ach, die Leute gehen gleich«, sagte Techi lächelnd. »Die kommen nur her, um den Träger des Todesmantels als Privatmann zu erleben. Wenn sie ihre Neugier gestillt haben, verschwinden sie schnell. Schließlich haben sie Angst vor dir - und das nicht zu knapp.«
Meine süße Freundin hatte mal wieder Recht, und eine halbe Stunde später war das Lokal leer. Nur der schnarchende Ande Pu leistete uns unbewusst Gesellschaft.
»Der Junge schläft bis morgen früh, wenn man ihn nicht aufweckt«, seufzte Techi. »Er vergiftet seine arme Leber schon seit gestern Nachmittag.«
»Was fehlt dir eigentlich?«, wandte ich mich an den schlafenden Journalisten, schüttelte ihn am Arm und rief ihm ins Ohr: »Warum tust du dir das an? Dein Leben ist doch wunderschön!«
»Du stellst immer Fragen, obwohl ich hier der Journalist bin«, brummte Ande und richtete sich auf.
»Was liegt dir auf der Seele?«
»Max, kannst du mir vielleicht ein Ticket nach Tascher schenken?«, fragte er bescheiden. »Dort ist es warm und ...«
»... dort liebt man die Dichter. Ich weiß - das hast du mir schon erzählt. Warum kaufst du dir nicht selbst ein Ticket? So viel ich weiß, bezahlt Sir Rogro dich anständig.«
»Ach, mein Geld versickert ständig - ich weiß gar nicht, wie und wohin«, gab Ande verlegen zu.
Also mussten Techi und ich noch drei Stunden mit ihm verbringen und uns immer von neuem das Gleiche anhören: dass Herr Ande Pu sich in den Süden sehnt, wo es warm ist und man die Dichter schätzt. Dafür aber gehörte der bescheidene Rest des Abends uns beiden allein - eine echte Seltenheit!
Als der Morgen dämmerte, riss mich Sir Kofa per Stummer Rede aus dem Schlaf.
»Ich weiß, es ist unverzeihlich«, sagte er schuldbewusst, »aber je schneller du im Haus an der Brücke erscheinst, desto besser für uns alle.«
»Wenn du so dramatisch wirst, gibt es sicher einen triftigen Grund«, murmelte ich im Halbschlaf. »Bestell bitte Kamra im Fressfass.«
»Längst erledigt, Max. Und jetzt demonstriere mir mal, zu welchem Tempo du am frühen Morgen fähig bist.«
»Na schön - ich zeig dir, was ich kann.«
Den letzten Satz sagte ich laut und nahm dann einen Schluck Kachar-Balsam, der einmal mehr die Lebensgeister weckte. In meiner alten Welt hätte mir in so einer Lage nur schwarzer Kaffee zur Verfügung gestanden, was mich vor Übermüdung schon längst den Löffel hätte abgeben lassen.
Ich zog mich schnell an, ging nach unten, setzte mich ans Steuer meines A-Mobils und stellte mir die höchstmögliche Geschwindigkeit vor. Kofa würde staunen!
»Was ist passiert?«, fragte ich, als ich mein Büro betrat.
Sir Kofa sah mich restlos begeistert an.
»Acht Minuten - Wahnsinn! Du bist doch aus der Neustadt gekommen, oder?«
»Und ich hab fünf Minuten gebraucht, um wach zu werden«, ergänzte ich stolz und schenkte mir eine Tasse Kamra ein. »Aber was ist eigentlich los?«
»Auf dem Petow-Friedhof sind lebendige Tote aufgetaucht«, sagte Sir Kofa ruhig. »Der Friedhofswächter hat sich bei mir gemeldet. Der arme Alte war ganz aufgelöst. Er wusste nicht mal, wie er vor ihnen fliehen sollte. Und du weißt ja, Max: Mit Zombies ist nicht zu spaßen. Sie dürfen auf keinen Fall Unruhe auf dem linken Flussufer stiften.«
»Haben sie schon was ausgefressen?«, fragte ich besorgt.
»Noch nicht, aber ich rechne damit, dass sie sich schnell über das ganze Stadtviertel verteilen werden.«
»Sind denn viele aufgetaucht?«
»Wenn es nur ein paar gewesen wären, Max, hätte ich die Sache allein erledigt. Das Problem ist, dass immer neue Zombies auf tauchen.«
»Wo sind Melifaro und Melamori? Hast du die auch schon verständigt?«
»Natürlich, doch sie brauchen etwas länger als du, sind aber sicher gleich da.«
»Wenn ich dich richtig verstanden habe, müssen wir zum Friedhof und die Zombies in Fetzen reißen, was?«, fragte ich leicht verzweifelt.
Sir Kofa nickte energisch. »Das müssen wir allerdings. Woher mögen sie wohl kommen?«
»Aus den Gräbern vermutlich«, meinte ich lächelnd.
»Was kommt aus den Gräbern?«, fragte Melamori,
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