Das Echo
Emailleschüssel wässerte.
Weiter ist da der Fall des Diplomaten Peter Fenton, der im Juli 1988 nach dem Selbstmord seiner Frau Verity sein Haus verließ und spurlos verschwand. Auch hier wieder erzählt Hyde die Vorgeschichte des Falles in großem Detail, weist auf das Driberg-Syndikat und die Tatsache hin, daß Fenton Zugang zu NATO-Geheimnissen hatte, versäumte es jedoch, den Artikel von Anne Cattrell zu erwähnen, der unter dem Titel Die Wahrheit über Verity Fenton in der Sunday Times vom 17. Juni 1990 erschien und darüber berichtete, was für entsetzliche Brutalitäten sich Verity von Geoffrey Standish, ihrem ersten Ehemann, gefallen lassen mußte, ehe dieser 1971 bei einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht passenderweise ums Leben kam. Wenn es sich hier, wie Anne Cattrell behauptet, nicht um einen Unfall handelte, und wenn Verity Peter Fenton in der Tat schon sechs Jahre vor dem Zeitpunkt, den die beiden angaben, kennenlernte, dann ist der Schlüssel zu ihrem Selbstmord und seinem Verschwinden in Geoffrey Standishs Sarg zu finden und nicht in Nathan Dribergs Gefängniszelle …
Interessehalber suchte Barry im Mikrofiche-Archiv die Sunday Times vom 17. Juni 1990 heraus. Es verschlug ihm fast den Atem, als er die En-face-Fotografie von Peter Fenton sah, die zusammen mit Anne Cattrells Feature auf dem Bildschirm erschien.
Er war absolut sicher, daß er Billy Blake vor sich hatte.
Die Wahrheit über Verity Fenton
Von Anne Cattrell
Selten hat jemand so effiziente Verschleierungstaktiken angewandt wie Peter Fenton, als er am 3. Juli 1988 spurlos verschwand und auf dem Ehebett in seinem Haus den Leichnam seiner Frau zurückließ. Es begann eine aufsehenerregende Mörderjagd im Stil des Lucan-Falls, bis festgestellt wurde, daß Verity Fenton Selbstmord verübt hatte. Im Verlauf hektischer Nachforschungen über Fentons Vorleben, bei denen nach Anhaltspunkten für außereheliche Affären und/ oder Verrat gesucht wurde, stellte sich heraus, daß der Verschwundene Zugang zu NATO-Geheimnissen gehabt hatte. Das Interesse konzentrierte sich daraufhin auf seine plötzliche Reise nach Washington, und rasch war man mit Mutmaßungen über Verbindungen zum Driberg-Syndikat bei der Hand.
Und welche Rolle wies man nun Verity Fentons Selbstmord in dieser ganzen Angelegenheit zu? Praktisch keine, weil alles Interesse auf Fentons unerklärliches Verschwinden gerichtet war und nicht darauf, warum sich eine »neurotische« Frau das Leben nahm. Der Coroner erkannte auf »Selbstmord im Zustand geistiger Verwirrung« und verließ sich dabei vor allem auf die Zeugenaussage ihrer Tochter, daß sie während der Abwesenheit ihres Mannes »ungewöhnlich deprimiert« gewesen sei. Nach einer plausiblen Erklärung für ihre Depression wurde jedoch nicht gesucht; man scheint angenommen zu haben, Fentons Verschwinden sei der Beweis dafür, daß die in ihrem Abschiedsbrief enthaltene Bemerkung über seine Treuebrüche zutreffend sei, und die Erschütterung über sie ausgereicht habe, um Verity Fenton in den Selbstmord zu treiben.
Zwei Jahre nach den verwirrenden Ereignissen vom Juli 1988 ist es an der Zeit, die über Peter und Verity bekannten Fakten neu zu bewerten. Vielleicht das erste, was jedem auffällt, der sich näher mit dieser Geschichte befaßt, ist der Mangel jeglicher Beweise dafür, daß Peter Fenton ein Verräter war. Es ist richtig, daß er von 1985-87 Zugang zu vertraulichen NATO-Informationen hatte, jedoch haben maßgebliche Personen innerhalb der Organisation zugegeben, daß trotz der drei voneinander unabhängigen Untersuchungen keinerlei Indizien dafür gefunden werden konnten, daß von ihm oder seinem Büro aus vertrauliche Informationen unbefugt weitergegeben wurden.
Im Gegensatz dazu gibt es eine Fülle von Informationen über seine »plötzliche« Reise nach Washington Ende Juni, bei der er offensichtlich herausfinden wollte, ob Driberg die Absicht hatte, seine Komplicen zu nennen. Alle Einzelheiten zu der Reise wurden damals von seinem direkten Vorgesetzten im Auswärtigen Amt bekanntgegeben, doch im allgemeinen Eifer, Fenton als Verräter zu überführen, wurden sie ignoriert. Tatsache ist, daß er am 6. Juni den Auftrag erhielt, vom 29. Juni bis zum 2. Juli an Gesprächen auf höherer Ebene teilzunehmen. Es ist heute schwer zu verstehen, wie unter diesen Umständen von einer »plötzlichen« Reise gesprochen werden konnte, und man fragt sich, warum er, wenn er wirklich dem Driberg-Syndikat angehörte, bis acht
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