Das Echo
zu Spekulationen, daß jemand, dessen Sympathien auf Veritys Seite waren, ihn in der Nacht vom Donnerstag aus seinem Haus entfernte und im Lauf des Freitags kaltblütig seine Ermordung plante.
Doch es wurde keine Spur eines solchen Sympathisanten gefunden, und die Polizei mußte die Akte mangels Beweisen schließen. Der Coroner erkannte auf »fahrlässige Tötung durch Unbekannt«, und Geoffrey Standishs vorzeitiger Tod ist bis heute ungesühnt.
Jetzt jedoch, im Licht unserer Kenntnisse über die Ereignisse vom 3. Juli 1988, verlangt die Logik, den Blick vom Selbstmord einer verzweifelten Frau und vom Verschwinden ihres zweiten Ehemanns abzuwenden und auf den Tod Geoffrey Standishs 1971 zu richten, und man muß sich die Frage stellen, ob die Person, deren Sympathien Verity galten, nicht vielleicht ein junger, leicht zu beeinflussender Student aus Cambridge namens Peter Fenton war. Newmarket ist nur knapp dreißig Kilometer von Cambridge entfernt, und es war bekannt, daß Peter Fenton häufig zu Besuch bei der Familie eines alten Schulfreunds weilte, die nur zehn Häuser von Geoffrey und Verity Standish entfernt und ebenfalls am Cadogan Square wohnte. Die Behauptung Peter und Verity Fentons, daß sie einander zum erstenmal 1978 auf einer Party bei Fentons Freunden begegnet wären, läßt sich durch nichts widerlegen, doch es wäre sehr seltsam, wenn ihre Wege sich nicht schon früher gekreuzt hätten. Der Schulfreund Fentons, Harry Grisham, erinnert sich jedenfalls, daß die Standishs regelmäßig bei den abendlichen Festen seiner Eltern zu Gast waren.
Aber was könnte, Peter Fentons Beteiligung einmal vorausgesetzt, siebzehn Jahre nach Geoffrey Standishs Ermordung geschehen sein, um Verity zum Selbstmord zu treiben und Peter zur Flucht? Hatte Verity von Peters Tat nichts gewußt und durch Zufall erfahren, daß sie den Mörder ihres ersten Mannes geheiratet hatte? Wir werden es vielleicht nie mit Sicherheit wissen, aber es ist ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß zwei Tage vor Peter Fentons Abreise nach Washington in der Times unter der Rubrik »Verschiedenes« die folgende Chiffreanzeige erschien:
»Geoffrey Standish - Wer etwas über den Mord an Geoffrey Standish am 10. 3. 71 auf der A 11 in der Nähe von Newmarket weiß, wird gebeten, sich zu melden.«
11
Als Terry in einem alten T-Shirt und Shorts von Deacon, gähnend und sich den kahlgeschorenen Schädel reibend, endlich aus dem Schlafzimmer kam, stellte er verdrossen fest, daß seine Kleider immer noch feucht waren. »In Ihren ätzenden Klamotten kann ich wirklich nicht auf die Straße gehen, Mike. Ich mein’, ich hab’ schließlich’n Ruf zu verlieren. Verstehen Sie, was ich meine? Sie müssen allein einkaufen fahren. Ich warte inzwischen hier, bis das Zeug trocken ist.«
»Okay.« Deacon sah auf die Uhr. »Dann mach’ ich mich jetzt besser auf die Socken, sonst verpasse ich noch die Gelegenheit, Hugh seine schöne Nase zu brechen.«
»Sie wollen das wirklich tun?«
»Aber klar. Außerdem wollte ich dir zu Weihnachten ein paar neue Sachen kaufen, aber wenn du nicht dabei bist, um sie anzuprobieren...« Er zuckte die Achseln. »Ich bring’ dir dafür ein paar Lesebücher mit.«
Keine drei Minuten später stand Terry fertig angezogen vor ihm. »Was haben Sie mit meiner Jacke gemacht?«
»Die hab’ ich unten in den Müll geworfen, während du gebadet hast.«
»Hey, was soll’n das?«
»Sie war voller Blut von Walter.« Er nahm eine Barbour-Jacke von einem Haken an der Wand. »Du kannst die haben, bis wir dir was Neues gekauft haben.«
»So was zieh’ ich garantiert nicht an«, lehnte Terry entrüstet ab. »Da seh’ ich ja aus wie einer von den Schickibrüdern, die in ihren Range Rovers rumheizen. Wenn ich da jemanden treffe, den ich kenne!«
»Ehrlich gesagt, habe ich mehr Sorge, daß wir jemanden treffen, den ich kenne«, gab Deacon unwirsch zurück. »Ich hab’ mir nämlich noch nicht überlegt, wie ich erklären soll, weshalb ein kahlköpfiger Lümmel mit einem dreckigen Mundwerk erstens bei mir wohnt und zweitens in meinen Kleidern rumläuft.«
Terry warf sich mißmutig die Barbour-Jacke über. »Wenn man bedenkt, wieviel von meinem Stoff Sie gestern geraucht haben, müßten Sie eigentlich viel besser gelaunt sein.«
Barry lag in seinem Bett und horchte auf die schweren Schritte seiner Mutter auf der Treppe. Er hielt den Atem an, während sie auf der anderen Seite seiner Zimmertür das gleiche tat. »Ich weiß, daß du wach
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