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Das Ei und ich

Das Ei und ich

Titel: Das Ei und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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Blumen, ob wir Gäste hatten oder nicht. Gammy saß am liebsten in der Küche und begnügte sich mit dem Küchenmesser und dem Schöpflöffel. Mutter lehrte mich, beim Abwaschen zuerst die Gläser zu nehmen, dann das Silber, dann das Porzellan und zuletzt Töpfe und Pfannen. Gammy besorgte diese Arbeit weniger methodisch. Sie tauchte alles kunterbunt durcheinander ins Abwaschwasser, zuerst ein Glas, dann eine fette Pfanne, dann Besteck oder Teller, wie es ihr gerade in die Finger geriet. Mutter trug die Speisen garniert mit Petersilie und Paprika und die Gemüse hübsch nach Farben angeordnet auf; Gammy brachte das Essen in den Töpfen auf den Tisch, und wenn sie vorlegte, klatschte sie alles wahllos in eine Tellerecke. »Kommt doch im Magen durcheinander«, erklärte sie, löffelte Kartoffelbrei auf ein Kotelett und sprenkelte das Ganze mit Erbsen. So machte ich eine sehr widerspruchsvolle Lehrzeit durch, und die Folge davon ist, daß ich einen Tag kaum mit dem Besen den Staub vom Boden kehre und am anderen Morgen wie eine Besessene imstande bin, die Dachsparren zu schrubben und mit einer Nadel Nagellöcher auszukratzen.
    Als ich siebzehn Jahre alt war, brachte mein Bruder Cleve übers Wochenende einen sehr netten, gutaussehenden, älteren Bekannten mit. Er war sonnverbrannt, hatte braune Haare, blaue Augen, sehr schöne weiße Zähne, eine sonore Stimme und eine sehr, sehr freundliche Art, was natürlich einnehmend wirkte und meine Schwester Mary und ihre zahlreichen Freundinnen in helle Begeisterung versetzte, aber die netteste aller seiner Eigenschaften war, daß ich ihm gefiel. Ich verstehe heute noch nicht, was ihn an mir angezogen haben mag, vielleicht meine tolpatschige Mädchenhaftigkeit. Er lud mich zum Essen ein; wir gingen zusammen ins Kino und zum Tanz, und ich verliebte mich bis über beide Ohren in ihn, zu seinem offensichtlichen Entzücken, denn als ich achtzehn wurde, heirateten wir. Bob war dreizehn Jahre älter als ich, aber grundverschieden von den Brüdern Smith auf den Hustenbonbonschachteln.
    Warum nur gehen halbwegs vernünftige Leute auf Hochzeitsreisen? Bis heute habe ich noch kein Pärchen getroffen, für das diese Reise ein ungetrübter Genuß gewesen wäre. Und wenn eine Hochzeitsreise unvermeidlich ist, warum um alles in der Welt wählt man dann eine so verschlafene, altmodische Stadt wie Victoria, B.C. aus, die man höchstens in Gesellschaft eines durch mehrjährige Ehe geistesverwandt gewordenen Partners oder in Begleitung irgendwelcher Verwandter, die auf der Jagd nach Antiquitäten sind, besucht!
    Wir verlebten eine Woche unseres Honigmondes in Victoria, und obwohl ich die Stadt von früheren Besuchen her kannte, war ich überrascht, wie entsetzlich langweilig sie ist. Victorias Begriffe von unbändiger Lebensfreude erschöpften sich in Tanztees in einem Hotel, wo Kanadierinnen in Sandalen aus weißen Lederriemen, senffarbenen Kostümen und dazu passenden Kappen mit sehr förmlichen Kanadiern tiefe Blicke tauschten und schweigend tanzten. Wir fühlten uns veranlaßt, einen Nachmittag beim Tanztee zu verbringen, aber der Mangel an heiterer Beschwingtheit an unserem Tisch war weithin bemerkbar. Bob, der liebe, nette, verständnisvolle Freund aus den Tagen, da er mir noch den Hof machte, saß mit hängenden Schultern da, das Kinn auf der Brust, und sah mißmutig den Tänzern zu, während ich aß. Ich aß in Victoria den ganzen Tag. Dabei war ich viel zu dick und nahm mir verzweifelt vor, zu fasten und schlank und sehr romantisch zu werden, aber essen schien die einzige Beschäftigung in Victoria. Bob rührte die Speisen kaum an und sah ängstlich drein wie ein Hase in der Falle. Die Erkenntnis, seine Freiheit aufgegeben zu haben, muß sehr schmerzlich sein für einen Junggesellen, noch dazu, wenn er bei jedem Blick auf seine angetraute Ehehälfte mit Schaudern an die kilometerlangen Rechnungen des Kolonialwarenhändlers denkt, die seiner in Zukunft harren.
    Während unserer Schiffsreise nach Victoria schien Bob noch tief im Versicherungsgeschäft verankert zu sein. Er faselte den ganzen Tag von Prämien, Erneuerungen und vom fünfundsechzigsten Lebensjahr. Ich beschloß, mich bei Mutter eingehend nach dem Versicherungswesen zu erkundigen, um Bob in seinem Beruf Stab und Stütze sein zu können, ohne ihm lästig zu fallen, und überlegte, ob die Frauen der Versicherungsagenten wohl nette Bekannte sein würden. Auf dem Rückweg sprach Bob von seiner Kindheit auf einer Weizenplantage in

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