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Das Ei und ich

Das Ei und ich

Titel: Das Ei und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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Strahlen durch. Ich hatte erwartet, die Hennen hinter dem »Gesundheitsglas« lila angehaucht herumtrippeln zu sehen, aber die präparierten biegsamen Scheiben veränderten das einfallende Licht nicht mehr als mit Eisblumen bedeckte Badezimmerfenster.
    In der Mitte der alten Scheune standen einige Balken hoch aufgerichtet. Ich schlug vor, sie bei unserem Großreinemachen auch gleich auszuräumen, aber Bob machte mich darauf aufmerksam, daß sie das Dach stützten, und so ließ ich sie lieber da, wo sie waren. Wir fegten und scheuerten den festgestampften Lehmboden, weißten die Wände bis zum Dach hinauf und fabrizierten so mit vieler Mühe ein zwar nicht ganz den allgemeinen Gepflogenheiten entsprechendes, aber sehr schönes, geräumiges Hühnerhaus.
    Es wurde Spätsommer, bevor wir Zeit fanden, unser eigenes Haus in Ordnung zu bringen. Wir legten neue Böden, setzten Fensterscheiben ein, strichen die Wände, mauerten schiefe Fenstersimse wieder gerade ein, reparierten aus den Angeln gegangene Türen, vervollkommneten die Küche mit einem Ausguß, der zwar an keine Wasserleitung angeschlossen war, aber ein Abflußrohr hatte, und fanden unser Heim, obwohl es altmodisch und derb wirkte wie die lange Unterwäsche unserer Großeltern, gemütlich. Die Küche war mit zwei Lehnstühlen und einem behäbigen Schaukelstuhl, einem großen Tisch, Handwebteppichen und einem Herd ausgestattet. Sie bildete den Mittelpunkt des Hauses, in dem sich unser ganzes Leben abspielte. Hier führten wir Buch über unsere Küken, hier schrieben wir unsere Schecks, lasen Prospekte und trafen unsere Auswahl, hier aßen wir, hier nahmen wir Bäder, hier schmiedeten wir Pläne für die Zukunft und schwelgten in Erinnerungen an die Vergangenheit. Hier begannen wir um vier Uhr morgens unseren Tag, und hier beendeten wir ihn abends um halb neun, wenn wir die Herdklappe schlossen und das Licht auslöschten. Der Rest des Hauses war nett, sauber, aber völlig unwichtig.
    Unser Auto tauschten wir gegen einen Lastwagen ein; das Waffeleisen und den Toaströster (Hochzeitsgeschenke) gegen eine Bandsäge, elektrische Lämpchen (ebenfalls Hochzeitsgeschenke) gegen Benzinfunzeln, Petroleumlampen und ein Bügeleisen. Außerdem schafften wir uns Waschtröge und einen Sterilisierapparat an.
    In das Dickicht hinter dem Hag hieben wir einen Durchgang und fuhren den mit der Axt und Holzknüppeln und Holzklötzen beladenen Lastwagen dorthin. Und dann wurde die Bandsäge in Betrieb genommen. Wir zersägten gefällte Zedernstämme mit einem Durchmesser von ein bis zwei Metern und nicht weniger mächtige Fichten. Die Bandsäge kreischte und paffte, aber ihre gezackten Zähne fuhren vor und zurück und gruben sich unermüdlich ins Holz. Bob spaltete die runden Scheiben mit Hammer und Keil, und ich lud die Stücke auf den Wagen und las die Rinde auf.
    Die Wälder waren dicht und kühl und wundervoll mit ihrem herben Duft, aber unversehens stieß man auf unter dem Gestrüpp verborgene Stümpfe und knorrige Wurzeln. Vollbeladen mit zersägtem Holz und aufgelesener Rinde machte ich mich im Feuereifer der Arbeit zum Lastwagen auf, trat dabei auf etwas, was ich für eine kleine Erderhöhung gehalten hatte, stolperte prompt, fiel klatschend in eine morastige Stelle und konnte noch von Glück sagen, wenn ich mir nur die Arme und Beine zerkratzte und mit ein paar Schrammen davonkam. Für ein Weilchen war ich dann vorsichtiger, aber wieder Mut fassend, brauchte ich nur für eine Sekunde die Augen vom Boden zu heben, um schon der Länge nach dazuliegen, weil mein argloser Fuß sich in einer heimtückischen Wurzel verfangen hatte. Bei solchen Gelegenheiten erfaßte ich die Unzulänglichkeit harmloser Ausrufe wie »Lieber Himmel« oder »Ach, du mein Gott!« und die Wohltat, dem Herzen mit einem saftigen »Verflucht noch mal« oder »Hundesohn, vermaledeiter« Luft machen zu können. Ich lernte auch sonst allerhand in diesem ersten Sommer. Zum Beispiel die Bedeutung abgekürzter Aufforderungen in der Art von »Schulter ans Rad«, was hieß, ich solle meine Schulter gegen das Rad des Lastwagens stemmen, während Bob den Motor ankurbelte und versuchte, das Vehikel aus einem Loch herauszubugsieren. »Zwei Paar ehrliche Hände« bezog sich auf Bobs und meine Pratzen, die jäten, pflanzen, harken, füttern, reinigen und tragen mußten, was das Zeug hielt. »Gemeinschaftsarbeit« galt Bobs, Birdies und meinen vereinten Anstrengungen, Baumstämme abzuschleppen. »Weiberarbeit nimmt kein

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