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Das Ei und ich

Das Ei und ich

Titel: Das Ei und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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der Welt zufrieden. Sie pflügte, ebnete, eggte, pflanzte und mähte auf diese Art, angebunden an ihrem Sitz und quietschvergnügt. Bei den Farmern hieß ein geflügeltes Wort: »Geh ins Tal runter und schau dir Mary an, wie sie Hafer mäht.«
    Birdie Hicks zog die Mundwinkel hinunter und blähte verächtlich die Nasenflügel, wenn die Rede auf Mary kam. »Eine verwerfliche Person«, schnaubte sie. »Zu unseren Vereinszusammenkünften laden wir sie nie ein.« Mrs. Kettle war anderer Meinung, »’n bißchen verrückt is sie«, meinte sie schmunzelnd, »aber ’n herzensguter Kerl. Hier in der Gegend gibt’s kaum einen Mann, wo sich nich schon mal Geld von Mary gepumpt hat, und die meisten haben’s nie zurückgegeben. Die Frauen gucken sie über die Schulter an und wollen nichts mit ihr zu tun haben, und alles bloß deshalb, weil sie ihren eigenen Mann mal erwischte, wie er mit dem Dienstmädchen schlief, und da nahm Mary die Mistgabel und stach sie ihrem Kerl in den Hintern, und ’s ging so tief, daß sie ’nen Doktor holen mußte, damit er sie wieder rausschnitt. Mary sagte, das würd ihrem Mann ’ne gute Lehre sein, und es war’s auch, denn er bekam Starrkrampf und starb. Mary tat die Sache leid, aber sie sagte, sie würde es genauso machen, käm sie noch mal in die gleiche Lage.«
    Mary verkaufte ihre Sahne der Käserei. Eines Morgens fand sie in einer der großen Sahnekannen ein Stinktier. Sie zog das Vieh am Schwanz heraus und drückte mit der freien Hand den Rahm aus seinem Fell in die Kanne. »Unter uns Stinktieren ist Rahm schließlich Rahm«, erklärte sie und warf den toten Skunk auf den Misthaufen. Sie verkaufte den Rahm und schwur, keiner Seele ein Sterbenswörtchen zu verraten, aber ihr Knecht konnte das Maul nicht halten und erzählte die Geschichte brühwarm allen Leuten, und mit besonderer Freude denen, die er mit einem Fünfpfundkäse aus der Käserei kommen sah.
    Während des ersten Frühlings blieben wir uns auf der Farm ganz selbst überlassen. Niemandem fiel es ein, uns zu besuchen, weil erstens kaum jemand von unserer Existenz wußte und wir zweitens auch weder Vorräte zu verborgen noch gute Ratschläge zu erteilen hatten. Denn nur aus diesen Gründen besucht man sich in den Bergen. Besuchszeit ist von morgens vier bis abends sieben Uhr, die bevorzugte Jahreszeit der Frühling. Der Sommer ist zu heiß, und man hat auch zu viel zu tun, im Herbst nimmt die Ernte die Farmer in Anspruch, und im Winter ist’s kalt und feucht, so daß jeder vorzieht, beim warmen Herd zu hocken. Frühling aber gilt als die rechte Zeit zum Bauen, Pflügen, Pflanzen und Besuchen. Nicht etwa, daß man mir das vorher gesagt hätte; ich weiß es aus bitterer Erfahrung.
    Ich kann mich genau daran erinnern, wie ich in der Nacht vor dem Einsetzen des Bergregens von der unheimlichen Stille ringsum erwachte. Im tiefsten Dunkel lag ich da, kein Laut war zu hören, nichts rührte sich. Die Gardinen hielten inmitten der Bewegung inne und hingen halb gebläht still, die Vorhänge erstarrten in ihren Falten. Eine Ranke meiner Kletterrosen klammerte sich an das Fenstersims, als hätte sie Angst, weggerissen zu werden. Und dann, wie auf Zehenspitzen, näherte sich die Brise; die Bäume tasteten, lauschten gebückt. Zur Leblosigkeit erstarrt, horchte alles. Da ertönte das Signal. Tap, tap. Tap, tap. Tap, tap, tap, tap, tap, tap, tap. Ein erleichterter Seufzer ging durch den Obstgarten, strich über die Schlucht, die Berghänge hinauf und verlor sich. Ein Frosch quakte, die Vorhänge blähten sich wieder, ein Fensterladen knarrte, eine Eule schrie klagend, und der Regen setzte mit regelmäßigem Rauschen ein.
    Am nächsten Morgen fand ich beim Erwachen eine traurig veränderte, kalte Welt mit nassem Reisig, mürrischem Herd und einer verschleierten, häßlichen Landschaft vor. Dies war eine der neckischen Warnungen des Frühlings, sich auf sein unverzügliches Eintreffen nicht allzufest zu verlassen.
    Von vier Uhr bis halb acht hatte ich alle Hände voll zu tun, um die Küken zu versorgen, Herd aus dem Schlaf aufzurütteln und das Frühstück zu bereiten. Sooft ich vor die Tür ging, wurde ich bis auf die Haut durchnäßt von dem feinen Rieselregen, der die Luft wunderbar frisch machte, aber erbarmungslos wie eine Feuerspritze durch alle Sachen drang. Nachdem ich dreimal trockene Kleider angezogen hatte, riß mir die Geduld; ich hüllte mich in meinen Schlafanzug und den Bademantel, schlüpfte in die dicken, wollenen Pantoffeln

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