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Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern

Titel: Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Margaret Ball
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Mädchens zu fliegen schienen, wenn sie das zertrümmerte Gestein auflas und die Brocken mit einem fachmännischen Auge beurteilte. Das andere Mädchen starrte nur reglos durch sie hindurch, mit ausdruckslosen, leeren Augen, die Acorna ihre eigenen Augen zu einem Ausdruck gequälten Mitleids zusammenkneifen ließ.
    »Jana?« fragte sie, in der Annahme, daß das aktive Kind die Gesuchte wäre.
    »Ich bin Laxmi«, widersprach das Mädchen, das so hart arbeitete. »Sie ist Jana.« Sie zuckte mit dem Kinn in Richtung des anderen Kindes. »Sie redet nich’ viel, nich’ seit – « Ein rasselndes Husten unterbrach ihre Worte.
    »Besorg ihr etwas Wasser, Pal!« ordnete Acorna an.
    »Iss’ in Ordnung. Iss’ nichts«, krächzte Laxmi, sich das Kinn abwischend. »Sagen Sie’s ihnen nich’… Ich bin nich’ krank!«
    In ihrer Stimme lag Verzweiflung. »Nicht!«
    »Natürlich bist du nicht krank«, gab Acorna ihr besänftigend recht. »Du bist eine gute, starke Arbeiterin.«
    Laxmi rückte argwöhnisch von ihr ab, als Acorna näher kam, bis sie am entfernten Ende der Sortierbank anlangte, mit einem Haufen zertrümmerter Steine als Schutzwall zwischen ihr und den Besuchern. Acorna setzte sich neben Jana und legte einen Arm um sie. Jana zuckte wimmernd vor ihr zurück und rang von Schmerzen gemartert nach Atem.

    »Iss’ besser, sie nich’ anzufassen«, warnte Laxmi aus sicherer Entfernung. »Sie iss’ nochnich geheilt von der Tracht Prügel, die Siri Teku ihr verpaßt hat.«
    Janas zerlumptes graues Kameez klebte an mehreren Stellen an ihrem Rücken und ihren Seiten fest. Als Pal mit einem Eimer brackigen Wassers zurückkam, sah Acorna es voller Verzweiflung an und wickelte dann behende das Kopftuch ab, das um ihr Haupt geschlungen war. Laxmi keuchte beim Anblick des kleinen weißen Horns in der Mitte von Acornas Stirn auf und bekam einen weiteren Hustenanfall.
    Acorna tauchte ihr Horn einen Augenblick lang in das Wasser und benutzte anschließend ihr seidenes Kopftuch, um damit das nunmehr saubere Wasser auf die schlimmsten von Janas Wundmalen zu tupfen. Als sie endlich in der Lage war, das Kameez anzuheben, ohne die aufgeplatzte Haut darunter mit abzureißen, legte sie der Reihe nach ihre Stirn auf jede geschwollene, infizierte Striemenwunde, die sie fand. Laxmi rückte derweil näher und näher und riß ihre Augen weit auf, als sie sah, wie sich anstelle der rohen Streifen auf Janas Rücken und Seiten saubere neue Haut bildete.
    »Bitte, Herrin«, flüsterte sie, »ich weiß nich, was Sie da tun… aber könnten Sie es auch für ihr Knie tun? Das ist, was ihr am meisten weh tut. Kann nich’ ohne einen Stock laufen…«
    Acorna beugte ihren Kopf für einen langen Moment zu dem angeschwollenen Knie hinunter. Jana saß nur regungs- und teilnahmslos da, aber die Schwellung ging sichtlich zurück.
    »Komm zu mir«, sagte sie, und Laxmi, mit einem Ausdruck der Überraschung auf ihrem Gesicht, bewegte sich langsam auf Acorna zu.
    »Wenn Sie mich auch heilmachen könn’«, bot sie heiser an,
    »schätze ich, daß ich mit Ihnen mitgehn’ werde. Kheti hat immer gesagt, mit ‘ner Didi mitzugehen iss’ die schlimmste Sache, die ‘nem Mädchen passieren kann… aber Kheti hat nich’ Sie gesehen.«
    Acorna legte ihre Stirn auf Laxmis Kehlkopf und bewegte das Horn langsam zu ihrer Brust hinunter. Laxmi tat einen tiefen Atemzug und hustete kaum noch; sie holte ein weiteres Mal Atem und noch mal, und Farbe kroch in ihr Gesicht.
    »Was glauben Sie, was Sie da tun, Sie da?«
    Das wütende Gebrüll kam von der Mündung des Schachts hinter ihnen. Einen Augenblick später sprang ein großgewachsener, schlanker Mann in braunem Gewand und Turban aus dem Förderkäfig, in einer Hand mit einem langen, biegsamen Rohrstock herumfuchtelnd.
    Rasch ihr Horn verbergend, hob Acorna den Kopf.
    »Ich habe Verwendung für diese Kinder«, antwortete sie.
    »Sie werden für sie entschädigt werden.«
    Siri Tekus Augen verkniffen sich zu einem verschlagenen Grübeln. Es mußte Laxmi sein, welche die Didi wollte; Jana war derzeit für niemanden mehr von Nutzen. Sie versuchte wohl, ihn zu verwirren, indem sie ein Interesse an beiden Kindern vortäuschte.
    »Ich könnte in Betracht ziehen, Ihnen diese da zu überlassen«, erwiderte er, mit einem Kopfnicken auf Jana zeigend. »Die andere hat zu viel Wert für mich. Die letzte ausgebildete Sortiererin, die ich habe, wissen’se.«
    »Ich brauche sie beide«, entgegnete Acorna entschieden.
    Siri Teku

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