Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern
schätzte den Wert des Goldschmucks dieser neuen Didi im Geiste ab und beschloß, sich auf ein Glücksspiel einzulassen. Es stimmte, daß er Laxmis Dienste brauchte. Er hätte nicht so lange vorgetäuscht, ihren Husten nicht zu bemerken, wenn er irgend jemand anderen gehabt hätte, der auch nur halb so gut im Erzsortieren war. Aber ein Monat würde ihm genug Zeit verschaffen, um ein paar neue Kinder einzukaufen und diese von Laxmi einarbeiten zu lassen. Und wenn diese Didi wirklich so interessiert an Laxmi war, der Grubenschrat mochte wissen warum, würde sie nach Ablauf dieses Monats gewiß zurückkommen… bis dahin sollte er in der Lage sein, genug wirklich ansehnliche Kinder einzutauschen, zu stehlen und zu kaufen, um die Didi zu einer regelmäßigen Kundin von ihm zu machen.
Außerdem glaubte er die schweigsame Leibwächterin, die hinter der Didi stand, zu erkennen. Wollte das Haus Li ins Geschäft mit Bumsschuppen einsteigen? Und falls ja, wußte der alte Li persönlich darüber Bescheid, oder war der alte Mann schon so senil, daß seine Angestellten bereits in eigener Verantwortung Geschäfte machen konnten? Er brauchte Zeit, um sich in der Gerüchteküche umzuhören, so daß er herausfinden konnte, wie er aus dieser Situation den höchsten Profit herausschlagen könnte.
»Die da steht noch nicht zum Verkauf«, wiederholte er, packte Laxmi am Arm und zerrte sie von Acorna und Pal weg.
»Kommen Sie nächsten Monat wieder, nachdem ich Zeit hatte, ein paar neue Sortierer anzulernen. Und für die andere macht das fünfzig Credits.«
»Wen wollen Sie hier auf den Arm nehmen?« fragte Pal barsch, wobei er einen rauhen Akzent einsetzte, den Acorna vorher noch nie von ihm gehört hatte. »Wir würden Ihnen einen Gefallen tun, sie Ihnen abzunehmen. Zehn Credits, nicht mehr.«
»Sie wollen wohl einen ehrlich arbeitenden Mann seines Lebensunterhalts berauben? Außerdem werde ich einen Anteil an den Oberaufseher der Mine abgeben müssen.
Fünfunddreißig.«
»Fünfzehn«, warf Acorna ein.
Siri Teku zögerte, woraufhin Acorna auf dem Absatz kehrt machte.
»Komm«, fauchte sie Pal an. »Meine Zeit ist zu kostbar, um sie mit dem Feilschen um ein einziges Kind zu verbringen.«
»Siebzehneinhalb!« schrie Siri Teku.
»Also schön«, erwiderte Acorna, »Siebzehn ist abgemacht.«
Sie ließ ein Bündel Credits in den Dreck fallen und drehte sich zum Schweber um.
»Und die einhalb?«
Acorna lachte nur und ging ungerührt weiter.
»Denken Sie daran«, rief Siri Teku ihnen nach, als Pal Jana zum Schweber hinübertrug, »nächsten Monat wiederzukommen! Ich werde dafür sorgen, daß es sich für Sie lohnt!«
Laxmis Augen folgten dem Schweber, als er sich über die berg hohe Abraumhalde von Anyag erhob und in eine Westkurve legte, in die Nachmittagssonne hinein, gen Celtalan.
Pal hielt sich gerade lange genug in Irodalmis Haus auf, um das Geschmeide zurückzugeben, das Acorna nur allzugern abgelegt hatte, trotz der Verwunderung, die das bei Jana hervorrief.
»Ich bin keine Didi, Kleines«, teilte Acorna Jana mit, wobei sie ihren nicht mehr länger wunden Rücken streichelte. »Ich bringe dich zu Chiura, die schrecklich nach ihrer Mama Jana geweint hat.«
»Chiura?« rief Jana. Wunder über Wunder hatte dieser Tag ihr beschert. Nicht nur waren ihre Schmerzen gelindert worden und war sie aus der Schuldknechtschaft bei Siri Teku ausgelöst worden, nun wartete auch noch Chiura an ihrem Zielort.
Darüber hinaus sagten ihr ihre wohlgeschärften Instinkte, daß diese wunderbare Dame mit dem komischen Horn in der Mitte ihrer Stirn gut war. Und Jana hatte in ihrem Leben so wenig
»Gutes« erfahren, daß sie sich wunderte, überhaupt noch an dergleichen glauben zu können. Aber warum sie überhaupt heilen, wo sie doch nicht hübsch war wie Chiura oder nützlich wie Khetala? Dieser Name kam plötzlich wie von selbst über ihre Lippen: »Khetala? Sie werden sie finden und von Didi Badini wegholen?«
Der Mann, der den Schweber steuerte, stöhnte auf. »Eine Rettung pro Tag ist alles, was ich derzeit bewältigen kann.
Schon wegen der Arbeit dieses Tages werden wir eine Menge zu erklären haben – das kann ich euch versichern.«
»Aber Pal, wir müssen diese Kinder doch einfach retten. Die andere, die gehustet hat…«
»Laxmi?« fragte Jana hoffnungsvoll.
»Herr Li hat ein großes Haus. Aber auch die Gastfreundschaft, die er gewähren kann, hat ihre Grenzen. Das ist auch der Grund, warum wir die Mondkolonie unbedingt
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