Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern
noch schlimmer als Frauen. Alles, woran sie dachten, waren Schlafzimmer. Zu schade, daß nicht statt dieser beiden dieser Schürfer mittleren Alters, Gill Sowieso, geblieben war, um die Wohnquartiere der Basis zu inspizieren. Er hatte wie ein recht vernünftiger Mann ausgesehen.
»Privatsphäre hat notgedrungen einen niedrigen Stellenwert in dieser Phase des Projekts«, erklärte er. »Später, wenn die Grubenarbeiter unter dem Regolith auszuschachten anfangen, sollten die entstehenden Stollen ausreichenden Lebensraum liefern, um jedermanns Bedürfnisse zufriedenzustellen.
Tatsächlich wird es sogar ziemlich luxuriös werden. Mit der Solarenergie von den Hyperspiegeln, die wir gerade bauen, werden wir über Energie im Überfluß verfügen. Und indem wir Herrn Nadezdas Vorschlag aufgreifen, einen kometarischen Asteroiden heranzuschaffen, um dessen Eiskern auszuschlachten, werden wir in der Lage sein, einen großen Wasservorrat anzulegen, der durch ein Schwimmbecken, eine Reihe dekorativer Teiche und die Hydroponikanlage geleitet werden kann, bevor das Wasser zwecks Wiederverwendung geklärt wird.«
»Ausgezeichnet«, lobte Acorna. »Sie haben vollkommen recht. Gegenwärtig ist Privatsphäre nicht wichtig. Wir müssen vielmehr ein sicheres Habitat für so viele Kinder wie irgend möglich errichten. Mit dem Luxus können wir so lange warten, wie es nötig ist.«
Pal seufzte. »Ich bin bereit, so lange zu warten, wie ich muß«, sagte er.
Acorna fiel die Doppeldeutigkeit seiner Worte natürlich nicht auf. Im Augenblick war sie von der Vision einer Zuflucht für Kezdets Kinder so sehr gefesselt, daß er sich nicht sicher war, ob sie sich überhaupt seiner Gegenwart bewußt war. Nun, er konnte es nur weiter versuchen… und warten.
»Vielleicht würden Sie gerne die Hydroponikabteilung besichtigen«, schlug Brantley in dem Bemühen vor, die nachlassende Aufmerksamkeit seines Publikums wiederzugewinnen. »Ein ausgewogenes ökologisches Gleichgewicht aufrechterhalten zu müssen ist natürlich der andere Begrenzungsfaktor für unsere Erweiterungspläne, neben der Notwendigkeit von strahlungsgeschützten Quartieren. Wir könnten zwar Nahrungsmittel importieren, aber auf lange Sicht ist es besser, diese vor Ort zu erzeugen; wenn wir hier genug Pflanzen anbauen, daß diese ausreichende Nahrungsmengen liefern, werden sie automatisch auch den Sauerstoffbedarf der Leute decken. Das bedeutet ungefähr dreihundert Quadratmeter bewirtschafteter Grünfläche pro Person und einen Photosynthese-Energiebedarf von dreißig Kilowatt pro Person. Wenn wir den Sauerstoffverbrauch schneller steigen lassen, als wir die Hydroponik erweitern können, wird das gesamte Ökosystem aus dem Gleichgewicht geraten, und wir werden ernste Probleme bekommen. Das gleiche gilt, wenn wir die Grünflächen deutlich über den Bedarf des anwesenden Personals hinaus vergrößern.
Gleichgewicht ist der Schlüssel zum Erfolg eines jeden geschlossenen ökologischen Systems«, betonte er.
»Mmm«, äußerte Acorna, als sie sich durch den niedrigen Tunnel duckten, um zum Hydroponikbereich zu gelangen.
Man verschwendete hier wirklich keinen Raum! Sie und Pal mußten sich unbequem bücken, um nicht gegen die Tunneldecke zu stoßen; es war daher eine Wohltat, sich in der geräumigen, der Hydroponik vorbehaltenen Kuppel mit ihrer feuchten Atmosphäre und dem reflektierten Sonnenlicht wieder aufrichten und recken zu können.
Sie schnupperte die Luft. »Sie haben ein kleines Problem mit überschüssigem Stickstoff.«
»Das stimmt«, gab Brantley überrascht zu. Wie hatte es das Mädchen geschafft, die Anzeigen quer durch die ganze Kuppel hindurch ablesen zu können? »Wir erhöhen gerade die Anzahl der Sojabohnentanks; sie sind unser wichtigstes stickstoffbindendes Gemüse. Später werden wir noch Erdnüsse dazunehmen, zwecks größerer Nahrungsvielfalt.«
»Gut. Damit müßte man die Sache in den Griff kriegen. Es ist ein bißchen zuviel, als daß ich ganz allein damit fertigwerden könnte«, erwiderte Acorna.
Brantley schüttelte verwirrt den Kopf. »Ganz allein?« Irgend etwas an diesem Gespräch… diese Leute schienen zwar Basic zu sprechen, aber manche der Dinge, die sie sagten, ergaben überhaupt keinen Sinn.
Während er noch versuchte, den Faden seiner Ausführungen wieder aufzunehmen, pflückte Acorna ein Artischockenblatt aus dem nächstgelegenen Tank und kaute es sorgfältig, mit einem nachdenklichen Ausdruck auf ihrem Gesicht.
»Braucht Kalium«,
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