Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern
des bevorstehenden Abends in Herrn Delszaki Lis feudalem Haus«, wies Onkel Hafiz sie an. Er polierte seine Fingernägel an seinem Rockaufschlag. »Ich habe bereits elegante Abendkleidung für euch in Auftrag gegeben. Denn wenn ihr nicht wollt, daß ich euch den ganzen Abend über jegliche weibliche Gesellschaft untersage, solltet ihr besser weniger wie Kameltreiber aussehen, als ihr es jetzt tut.«
Rafik schnaubte mißmutig. Er war ohne sich umzuziehen in seiner üblichen Bordbekleidung zu Herrn Li geeilt, und Calum war so gekleidet gekommen, wie er war, weil er sich in allem anderen außer der lässigen Kleidung, die er jetzt trug, unwohl fühlte.
»Komm, Calum«, wandte sich Rafik an seinen Kameraden und stand auf, »tun wir, was man uns heißt, denn wenn mein innigst geliebter Onkel uns befohlen hat, in hochmodischer Eleganz zu erscheinen, wird er gewiß auch willens sein, die beste Kleidung zu bezahlen, die man kriegen kann.«
Während Hafiz sich prustend über impertinente, verantwortungslose Sprößlinge ereiferte, machten die beiden, daß sie davonkamen, und schoben den lachenden Pedir vor sich her, während Herr Li in Würdigung dieses neckischen Geplänkels vergnügt in sich hineinlachte.
»Ich habe die Liste fertiggestellt, Herr Li«, meldete sich Mercy und lenkte ihre Aufmerksamkeit augenblicklich auf die wichtigere Aufgabe, eine möglichst erschöpfende Gästeliste auf die Beine zu stellen.
Herrn Lis Haus war zwar mehr als adäquat für einen derartigen Gesellschaftsabend, aber man mußte dennoch lange nicht mehr für Unterhaltungszwecke genutzte Räumlichkeiten ausräumen, sie nach der neuesten Mode renovieren, sie in den jüngsten Farbmustern dekorieren und aus der ganzen Galaxis exotische Delikatessen herbeischaffen.
»Wird werden zu einer Legende unserer Zeit, dieser Abend«, meinte Herr Li häufig, während Onkel Hafiz ihm zwar mit höchstem Eifer zur Seite stand, bisweilen aber behutsam davon abgehalten werden mußte, das Festprogramm mit allzu bizarren Belustigungen zu versehen. »Um nicht Gäste abzulenken vom Hauptzweck des Ganzen, guter Freund Hafiz.«
»Wahr, wahr.« Obwohl Hafiz seufzte, wenn er etwa an jene höchst erstaunliche Schlangenmenschenaufführung dachte, die er zufällig in einem der eleganteren Kasinos auf Kezdet mitbekommen hatte, die sich der Stimulation übersättigter Geschmäcker und Begierden widmeten.
Die Einladungen, Wunderwerke der Kalligraphie und Illustration, wurden an die Empfänger abgesandt, und kurz darauf wurde es schwierig, von Herrn Lis Haus aus auch nur die dringendsten Komverbindungen zu Lieferanten, Kaufleuten und sogar Bekannten herzustellen.
Acorna machte in Begleitung einer strahlenden Judit und einer mehr zurückhaltend begeisterten Mercy zahlreiche Ausflüge zu dem Modeschöpfer, der auserkoren worden war, ihre Abendroben zu schneidern. Große Aufregung herrschte in diesem Etablissement, das nachhaltig dafür gesorgt hatte, daß sämtliche anderen Modemacher auf Kezdet genau erfuhren, wieviel sie verloren hatten, als sie sich diesen Auftrag durch die Lappen gehen ließen. Acorna wurde häufig so sehr von Bittstellern bedrängt, die in den Genuß ihrer Wunder zu gelangen wünschten, daß Rafik und Calum sie schließlich zu den Anproben begleiteten.
Rafik erwies sich dort sogar als hilfreich, da er, neben anderen Dingen, wie Calum säuerlich bemerkte, den Kleidungssinn der Harakamians geerbt hatte und in der Lage war, fachkundige Kommentare über Sitz, Linie und Farbe abzugeben.
Die Frage des Juwelenschmucks jedoch wurde Onkel Hafiz überlassen, der sowohl fähige Handwerker kommen lassen als auch die Rohmaterialien in Gestalt wertvoller Metalle und ungeschliffener Edelsteine beschafft hatte sowie den Stil und die Eleganz dessen, was jedes Mädchen tragen würde, persönlich überwachte. Es wurde diskret verbreitet, daß man für Herrn Lis Abendbankett ganz einzigartige Schmuckstücke anfertigte. Mehrere geladene Gäste entschlossen sich deshalb endgültig zur Teilnahme, weil sie von dieser Nachricht hörten und den Anblick dieses Prunks nicht versäumen wollten.
Calum und Gill waren ebenfalls fleißig gewesen und hatten sich mit elektronischen und technischen Maßnahmen befaßt, die den ohnehin schon gut geschützten Li-Haushalt noch sicherer machen würden. Sie taten sogar ihr Bestes, um einen Schutz vor solch sinnreichen Mittelchen wie Kontaktgiften, Schlafpulvern und anderen tödlichen Stoffen zu gewährleisten.
Besondere Strahlenschauer
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