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Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern

Titel: Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Margaret Ball
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Berührungen, mit denen Depp sein Geschwafel würzte, aber ihre rechthaberische Art machte das wieder mehr als wett.
    Im Augenblick waren alle drei fröhlich dabei, Acorna genau zu »erklären«, warum es unmöglich wäre, die auf Kezdet übliche Praxis der Kinderarbeit auszurotten, und warum man die entsprechenden Arbeitgeber eher als mildtätige Schutzengel betrachten müßte denn als Sklavenbesitzer.
    »Natürlich gibt es Kinder im Bereich der Glashütte«, gab Depp zu. »Das ist eine schweißtreibende Arbeit, da zwischen den Schmelzöfen. Die Arbeiter brauchen Wasser; die Kinder bringen es ihnen.«

    »Ich habe aber einen kleinen Jungen mit einer über zwei Meter langen, mit geschmolzenem Glas beladenen Eisenstange zwischen den Öfen herumrennen sehen«, begehrte Acorna auf.
    Depp machte sich im Geiste einen Vermerk, unter den Wachleuten in Tondubh dafür, daß sie dieses hübsche Ding überhaupt je auf das Werksgelände gelassen hatten, schleunigst gründlich aufzuräumen. Sie hatte nicht einfach nur Schuhe verteilt; ihr waren auch Dinge aufgefallen. Er zog sich daher auf seine zweite Verteidigungslinie zurück.
    »Leider ja, gab es da ein paar vereinzelte Irrtümer. Sie müssen verstehen, meine Liebe, daß Kezdet eine unterkapitalisierte Wirtschaft ist. Unsere Menschen müssen arbeiten, um sich ernähren zu können. Was sollen wir also tun, wenn Eltern ihre Kinder in die Fabrik bringen und um Arbeit betteln? Sollen wir sie etwa verhungern lassen?«
    »Beschönige die Sache nicht mit bunten Schleifchen, Depp«, herrschte Vidra ihn mit ihrer rauhen Stimme an. »Die Glasindustrie auf Kezdet braucht Kinder. Erwachsene können mit dem geschmolzenen Glas einfach nicht so schnell rennen.
    Wenn Depp und andere wie er nicht Kinder einstellten, würden nicht nur deren arme Familien verhungern, sondern ginge auch die Produktion zurück.«
    »Das ist wahr«, bestätigte Depp schon deutlich lebhafter.
    »Die Profite könnten um bis zu dreißig Prozent zurückgehen.
    Ich habe eine Verpflichtung meinen Aktionären gegenüber, wissen Sie.«
    »Stimmt, es ist teuer, Arbeiter zu haben, die man bezahlen und medizinisch versorgen muß«, pflichtete Acorna ihm lächelnd bei. »Und trotzdem bringen es die meisten Industriewelten fertig.« Sie dachte, sie könnte sich letztendlich vielleicht doch noch für Lis Anweisung begeistern, sich unverfroren zu verhalten. »Was stimmt mit Kezdet nicht, daß ihr Leute nicht rauskriegt, wie man eine Fabrik auch ohne Sklavenarbeit betreiben kann?«
    »Aber, aber, meine Liebe, regen Sie sich doch nicht auf«, belehrte Tumim Viggers sie. »Sie sind jung, und Ihnen ist unsere Art fremd, und womöglich haben Ihnen diese terroristischen Eiferer von der Kinderarbeitsliga irreführende Geschichten aufgetischt. Tatsache ist jedoch, daß die paar Kinder, die auf Kezdet arbeiten, alle sehr gut behandelt werden. Sie werden auf Kosten ihres Arbeitgebers ernährt und untergebracht, erhalten Jahre kostenloser Ausbildung in der beruflichen Laufbahn ihrer Wahl und erfreuen sich der Gewißheit, daß ihr Lohn nach Hause geschickt wird, um ihre geliebte Familie unterstützen zu helfen. Himmel, wenn Sie in irgendeine unserer Minen oder Fabriken eine Gruppe Föderationsinspektoren schickten, glaube ich fest, daß die Kinder sogar wegrennen und sich verstecken würden, nur um nicht von dort weggeholt zu werden! Sie lieben ihre Arbeit, sehen Sie, und die Aufseher sind wie Eltern zu ihnen.«
    »Möglicherweise«, gab Acorna zu. »Aber wie ich höre, verprügeln manche Eltern ihre Kinder auch.«
    Tumim Viggers seufzte. »Es mag vereinzelt Übergriffe gegeben haben. Ist keine leichte Sache, junge Kinder zu schulen und zu disziplinieren, aber ich versichere Ihnen, sie lernen Lektionen, die ihnen von unschätzbarem Nutzen sein werden, wenn sie älter werden.«
    »Wie viele von ihnen werden denn überhaupt älter?« fragte Acorna mit einem Tonfall brennender Neugier.
    Tumim Viggers beschloß, auf diese Frage nicht einzugehen.
    »Kinderarbeit ist eine der bitteren Tatsachen des Lebens auf einem überbevölkerten, unterentwickelten Planeten.
    Extremistengruppen wie die KAL machen die Sache nur schlimmer. Himmel, wenn wir morgen sämtliche Kinderarbeit auf Kezdet ausrotten würden, was glauben Sie wohl, was passieren würde?«
    »Ich weiß nicht«, meinte Acorna aufgeweckt. »Warum es nicht ausprobieren und herausfinden?«
    Dann straffte sie sich. »Jetzt muß ich mich zwar wirklich um die anderen Gäste kümmern, aber es war

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