Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern
ist.«
»Nun«, Ilsfa beugte sich ihr entgegen und streckte eine Hand aus, um ihr Knie zu berühren, aber Acorna gelang es, diesen Kontakt zu vermeiden, »ich vermute, es ist nicht mehr als das, was je des junge Mädchen während ihrer Einführung in die Gesellschaft erlebt. Himmel, meine Kisla war ein nervöses Wrack, bis der Abend begonnen hatte, und dann hat sie die ganze Nacht durchgetanzt.«
»Wirklich?« brachte Acorna mit leiser Stimme höflich heraus.
Müßte sie sich schon so bald schwach fühlen?
»Hier hast du, meine Liebe«, meldete sich Hafiz zurück und bot ihr ein Glas des Madigadi-Safts an, von dem er wußte, daß sie ihn mochte, und das so kalt war, daß das Trinkgefäß sich außen mit Feuchtigkeitsperlen überzogen hatte.
Sie trank es ganz leer, in der Hoffnung, daß Durst eines der Symptome der einsetzenden Giftwirkung wäre. Der Baron blickte so zufrieden drein, daß sie überzeugt war, daß dies der Fall sein mußte.
»Genau was ich gebraucht habe«, verkündete sie heiter und stand auf. »Wahrhaftig eine Freude, mit Ihnen geplaudert zu haben, aber bevor ich unbeabsichtigt irgend jemand anderen übersehe, muß ich mich wirklich wieder unter die Leute mischen. Komm, Onkel Hafiz, da ist jemand, dem du mich bitte vorstellen sollst…«, und sie zog ihn ungeachtet eines anfänglichen Protestes fort.
»Dieser Mann hat gerade versucht, mich zu vergiften«, flüsterte sie in Hafiz’ Ohr. »Nicht stehenbleiben. Bekomme ich davon einen Ohnmachtsanfall und stürze dann zu Boden, oder breche ich nur sang- und klanglos irgendwo zusammen? Ein Kontaktgift. Sein Kuß war ziemlich schleimig.«
»Bei den Bärten der Propheten!« begann Hafiz und versuchte sich von ihr loszureißen, um sich in angemessener Weise mit Baron Kommodore Manjari zu befassen.
»Nicht, er könnte der Rattenfänger sein.«
»Oh!«
»Wo ist Herr Li? Wir müssen ihn informieren.«
»Wer hat ihn identifiziert? Es gibt eine Menge Leute hier, die dich zu vergiften wünschen könnten.«
»Khetala und Jana. Sie haben zugeschaut, wie die Gäste hereinkamen, und dabei den Rattenfänger unter ihnen erkannt.
Danach hatten sie Todesangst, aber sie haben ihre Ängste überwunden, um mich zu warnen. Na ja, eigentlich haben sie Calum gefunden, und er hat es dann mir erzählt. Wer sonst würde mich vergiften wollen?« wollte Acorna wissen.
»So ziemlich jeder Mann und ein guter Teil der Frauen, die heute abend hier sind«, gab Onkel Hafiz Auskunft sowie dem Haushofmeister ein Zeichen.
Acorna fragte sich, ob der Mann geklont worden war oder einer von drei Drillingen sein mochte, da er seine Pflichten so verblüffend unermüdlich erfüllt hatte.
»Hassim, vorerst darf niemand das Haus verlassen«, wies ihn Onkel Hafiz mit gedämpfter Stimme an. »Und wo ist Herr Li in diesem Augenblick?«
Der Haushofmeister zeigte mit einer diskreten Geste zum Kartenraum und glitt sodann zur Vordertür, öffnete dort geschickt den Schaltkasten und legte einen Schalter um, der auf einen Schlag sämtliche Außentüren und Gartenausgänge verriegeln würde. Herrn Lis Schwebestuhl wurde von einigen der schönsten Frauen auf der Feier umringt und nicht einem einzigen Mann. Er amüsierte sich augenscheinlich prächtig, und die Frauen lachten gerade über irgendeinen Witz, als Hafiz sich näherte und angesichts der Qualität der Gesellschaft, der er sich anzuschließen im Begriff war, in ein Schmunzeln ausbrach.
»Aber meine Damen, Ihre Gläser sind ja leer. Kommen Sie zum Tisch mit, und ich werde Ihnen allen nachschenken.«
Das verschaffte Acorna freie Bahn, Herrn Li über ihren Verdacht gegen Manjari zu informieren und darüber, daß die Kinder in der Lage waren, den gefürchteten Rattenfänger zu identifizieren.
»Bring sie in mein Arbeitszimmer. Gib Hassim Anweisung, zu verriegeln das Haus. Sofortige Gegenüberstellung nun. –
Wer?« brach Herr Li ab und starrte sie an, als er urplötzlich die Bedeutung der Information erfaßte, die man ihm gerade mitgeteilt hatte. »Nicht… wie außergewöhnlich! Ist höchst bemerkenswert. Ist letzter Mann, den diese Person würde verdächtigen.«
»So ist es doch häufig, nicht wahr? Aber wie schaffen wir es, ihn in das Arbeitszimmer zu locken? Von mir glaubt er schließlich, daß ich gegenwärtig an seinem Gift sterbe. Wird er da nicht sehr mißtrauisch sein?«
»Ist meine Aufgabe. Hol Kinder. Komm ins Arbeitszimmer.
– Hafiz?« rief er und setzte seinen Schwebestuhl in Bewegung.
»Du entschuldigst?« Er
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