Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern
flüsterte die alte Aminah mit dem Dienstmädchen, das sie ausgeschickt hatte, um das Gitterwerk vor Hafiz’ Büro abzustauben. Sie hob ihre Hände und Augen voller Entsetzen gen Himmel, als sie von Hafiz’
Plänen mit seinem eigenen Sohn erfuhr.
»Was sollen wir nur tun?« wehklagte sie. »Wenn er in den Süden zurückgeht, wird dieser Teufel Yukata Batsu ihn gewiß umbringen. Und wenn er hierbleibt, wird dieser andere Teufel, sein Vater, ihn töten. Wir müssen ihn fortschmuggeln, sobald er sich von der Operation erholt hat. Es muß doch irgendwo einen Ort geben, an dem er sich verstecken kann.«
Aminahs Gejammer weckte Tapha auf, und er bemühte sich, sich in seinem Bett aufzusetzen. »Nein, Aminah. Ich werde mich nicht verstecken.«
»Tapha, Liebling! Du hast mich gehört?« Aminah stürzte aufgeregt an seine Seite.
»Yukata Batsu hat mir die Ohren genommen, nicht das Gehirn, das hört und versteht«, sagte Tapha sauertöpfisch,
»und selbst ein tauber Bettler wäre von deinem Gejammer aufgeweckt worden, altes Weib. Jetzt erzähl mir alles, was du weißt.«
Nachdem Aminah mit ihrer Geschichte herausgerückt war, ließ Tapha sich auf seine Kissen zurücksinken und überlegte.
Sein Gesicht war merklich blasser, als es vorher gewesen war, aber das mochte von der Erschöpfung beim Aufrichten herrühren.
»Ich werde mich nicht verstecken«, verkündete er abermals.
»Das geziemt sich nicht für einen Mann meiner Ahnenlinie.
Außerdem gibt es keinen Ort, an dem mein Vater, mögen Hunde seinen Namen und sein Grab besudeln, mich nicht finden könnte, wenn er das wünschte. Es bleibt nur eins übrig.« Er lächelte Aminah süßlich zu. »Du wirst meinem geliebten Vater sagen, daß ich mich von der Operation nicht erhole, daß man befürchtet, ich werde mein Leben an ein ansteckendes Fieber verlieren, das ich aus den südlichen Sümpfen mitgebracht habe.«
»Aber, mein kleiner Liebling, du wirst doch mit jeder Stunde kräftiger! Du hast kein Fieber; ich, der ich dich immer gepflegt habe, müßte das schließlich wissen.«
»Versuche, nicht dümmer zu sein, als du geboren wurdest, Aminah«, schimpfte Tapha. »Seit wann ist es nötig, meinem Vater die genaue Wahrheit darüber zu verraten, was in diesen Räumen vor sich geht? Oder willst du mich nicht länger beschützen, so wie du es getan hast, als ich wahrhaftig dein Pflegekind war und du gelogen hast, um den Zorn meines Vaters wegen unbedeutender Eskapaden abzuwenden?«
Aminah seufzte. Sie hatte zu viele Male für Tapha gelogen, um nun plötzlich damit aufzuhören.
»Aber die Täuschung wird gewiß bald entdeckt werden, mein Liebling«, wandte sie ein. »Du kannst nicht auf die Dauer vorgeben, mit dem Sumpffieber ans Krankenlager gefesselt zu sein.«
»Nein. Aber während mein Vater aus Furcht vor einer Ansteckung diesen Räumen weit fern bleiben wird, kann ich mich von diesem Planeten fortstehlen. Ich glaube nicht, daß er dich gleich umbringen wird, wenn er den Betrug entdeckt«, fügte Tapha nach einem Augenblick der Überlegung hinzu.
»Er dürfte dich wohl nicht einmal sehr schlimm verprügeln, denn du bist alt und schwach, und es bringt Schande, seinen Dienern Schaden zuzufügen.«
»Lieber Tapha«, sagte Aminah, »mach dir keine Sorgen wegen mir. Mein Leben ist ein Nichts im Vergleich zu einem einzigen Haar auf deinem Haupt.«
Tapha hatte keine Einwände gegen diese Einschätzung.
»Und so wirst du dich am Ende doch verstecken?«
»Keinesfalls.« Tapha lächelte. »Keinesfalls. Wegzurennen und sich zu verstecken bietet nur eine vorübergehende Sicherheit. Es gibt nur einen einzigen Weg, um sicherzustellen, daß meine Position als Erbe meines Vaters unangefochten bleibt und daß er mein Leben so wertschätzt, wie es ein liebender Vater sollte. Ich werde einfach meinen Vetter Rafik finden müssen«, erklärte er, »bevor Samaddin es tut.«
Die Uhuru lud gerade eine Auswahl verschiedener Mineralien auf Theloi aus, als Calum von einem zuvorkommenden Fremden angesprochen wurde.
»Ich konnte nicht umhin, Ihre Unterredung mit Kyrie Pasantonopolous mitzubekommen«, begann er. »Erlauben Sie mir, mich vorzustellen – Ioannis Georghios, örtlicher Vertreter von… einer Reihe von Geschäftsinteressen. Ich hatte den Eindruck, daß Ihre Verhandlungen mit der Pasantonopolous-Familie weniger als zufriedenstellend ausgefallen sind?
Vielleicht würden Sie mir erlauben, Ihre Fracht zu inspizieren.
Ich könnte in der Lage sein, Ihnen ein besseres
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