Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern
litt…
»Das Problem mit einem Verkauf an Nered ist«, machte Gill mißmutig klar, nachdem sie diesen Planeten erreicht und ihre Transaktion abgeschlossen hatten, »daß es in diesem System nichts für uns abzubauen gibt. Wir haben ein leeres Schiff…«
»Und eine gehörige Menge Föderationscredits«, sagte Rafik.
»Die waren wahrhaftig scharf auf das Titan.«
»Ja, aber diese Leute sind militärbesessen. Ich wette, daß es hier nichts außer paramilitärischer Ausrüstung und Spionagekrimskrams zu kaufen gibt.«
»Wir werden es woanders ausgeben«, erwiderte Rafik. »Das meiste davon. Heute abend aber laßt uns unsere Zahlungsfähigkeit feiern, indem wir Acorna in das beste Restaurant auf Nered zum Essen ausführen.«
»Oh, Mann«, meldete sich Calum zu Wort, »ich kann es kaum erwarten, die Haute Cuisine von Nered auszuprobieren.
Was ist das Hauptgericht, Patronengurte in scharfer Pfeffersauce? Mit ingwergewürzten Granaten als Nachtisch?«
»Sie kann aber nicht so angezogen gehen«, verkündete Gill, in ihre Richtung gestikulierend.
Im Laufe des letzten Jahres war Acorna in die Höhe geschossen, bis sogar Gills Overalls ihr zu kurz geworden waren. Im Innern des Schiffs zog sie es daher vor, es sich ohne die hinderliche, zu kleine Kleidung bequem zu machen. Calum und Rafik drehten sich um und starrten nun zu Acorna hinüber, die in einem Netz ruhte und glücklich ein Vid über Karbonylreduktionstechniken für Nichteisenmetalle studierte.
Ihre silberfarbenen Locken waren zu einer langen Mähne angewachsen, die keck über ihre Stirn fiel und ihr Rückgrat entlang hinabfloß. Ihre unteren Regionen wurden von feinem weißen Fell bedeckt. Sie war größer als Gill und so flachbrüstig wie ein Kind, ohne auch nur den geringsten sichtbaren Ansatz eines beginnenden Busens.
»Ich frage mich, wie alt sie ist?« spekulierte Calum mit leiser Stimme, um nicht Acornas Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
»Chronologisch«, meinte Rafik, »wahrscheinlich ungefähr drei. Es ist zwei Jahre her, seit wir sie gefunden haben.
Physiologisch würde ich sie um die sechzehn schätzen.
Augenscheinlich reift ihre Spezies schnell heran, aber ich glaube nicht, daß sie schon voll ausgewachsen ist; schaut euch ihrer Hand- und Fußgelenkknochen im Verhältnis zu ihrer Größe an.«
»Ein Meter achtundneunzig, Tendenz steigend«, brummte Calum.
Und das würde in Kürze ein ernsthaftes Problem aufwerfen.
Die Khedive war für drei Bergleute kleiner bis mittlerer Körpergröße ausgelegt worden. Gills breite Schultern und Übergröße hatten das System bereits Belastungen ausgesetzt; die Quartiere mit einem vierten Passagier zu teilen hatte einiges an einfallsreicher Neugruppierung der Innenarrangements erfordert. Ein weit über zwei Meter großes Einhorn in den engen Raumverhältnissen des Bergbauschiffs unterzubringen war schier unmöglich.
Acorna sah von ihrem Vid auf. »Calum«, fragte sie,
»könntest du mir erklären, bitte, wie dieses Natriumhydroxid-Reduktionsverfahren flüssiges TiCl2 bildet?«
»Ähmm, das ist ein spätes Stadium«, antwortete Calum. Er beugte sich vor, um auf dem Vidschirm neben dem erklärenden, bebilderten Text ein flüchtiges Diagramm zu zeichnen. »Siehst du, man muß verdünntes HCl in die Elektrolysezelle pumpen…«
»Das hätten sie ausdrücklich sagen sollen«, beschwerte Acorna sich. Ihre Sprachgewandtheit hatte sich im letzten Jahr asymptotisch dem Standardbasic angenähert; nur eine Spur von Steifheit in ihrer Wortwahl und ein schwach nasaler Tonfall boten noch irgendeinen Hinweis darauf, daß die galaktische Handelssprache nicht ihre Muttersprache war.
»Und entwicklungsmäßig«, murmelte Rafik, während er Calum und Acorna beobachtete, wie sie erschöpfend die Details von elektrolytischer Metallseparation durcharbeiteten,
»ist sie vier, auf die vierundzwanzig zugehend.«
»Ja«, stimmte Gill ihm zu. »Sie weiß über Erzabbau, Metallurgie und die Navigation von kleinen Raumfahrzeugen fast soviel wie wir. Aber sie weiß nicht das geringste über, nun, du weißt schon…«
»Nein, weiß ich nicht«, sagte Rafik und beobachtete, wie Gills Gesicht so rot wie sein Bart wurde.
»Du weißt. Mädchensachen.«
»Du meinst, es wäre an der Zeit, daß sich einer von uns mit ihr zusammensetzt und ein kleines Gespräch über das menschliche Fortpflanzungssystem führt? Offen gesagt, sehe ich keinen Sinn darin«, entgegnete Rafik und rang sein eigenes Unbehagen angesichts dieses
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