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Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern

Titel: Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Margaret Ball
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eine im Hochbetrieb laufende Fabrik hin, und trotzdem war der gewaltige Raum verdächtig leer.
    Nur eine Handvoll ausgemergelter Erwachsener hockte vor den Schmelzöfen.
    »Beschäftigen Sie denn keine Kinder?« fragte Acorna.
    Der Wachmann wirkte schockiert. »Um Himmels willen, nein. Meine Güte, das wäre doch ein Verstoß gegen die Kinderschutz-Statuten der Föderation! Wohlgemerkt will ich nicht behaupten, daß sich nicht bisweilen ein Minderjähriger auf unsere Lohnliste schmuggelt; diese Leute vermehren sich nun mal wie die Fliegen und führen keinerlei Unterlagen. Aber Tondubh hat sich schon immer nach besten Kräften bemüht, sich an die Föderationsnormen und -gesetze zu halten, werte Dame. – Mach Platz da«, brüllte er einen Jungen an, der mit einem eisernen Blasrohr in ihr Blickfeld trottete, das größer war als er selbst und auf dessen Ende ein Klumpen geschmolzenes Glas steckte.
    »Bi-bitte, Herr, ich wollte nur meinem Kolonnenführer dieses Glas bringen«, stammelte der Junge, wobei das Ende seines Satzes fast in einem erneuten aufgebrachten Brüllen der Wache unterging: »Weißt du denn nicht, daß es euch Kindern verboten ist, irgend etwas anderes als Wasser zu tragen? Jetzt leg dieses Glas ab! Du könntest dich verletzen, wenn du mit heißem Glas herumspielst!«
    Der kleine Junge ließ seine Stange mit einem Scheppern fallen. Geschmolzenes Glas spritzte durch die Luft; Pal und Acorna mußten nach hinten springen, um sich davor zu retten.
    »Tut mir leid, meine Dame. Jetzt sehen Sie auch, warum es für Sie besser wäre, zu warten und eine ordentliche Führung wahrzunehmen«, meinte der Wachmann. »Es ist schon im günstigsten Fall schwer genug, hier ordentliche Sicherheitsvorschriften durchzusetzen. Und mit all diesen Bälgern, die auf der Suche nach allem, was nicht niet- und nagelfest ist, das ganze Gelände überschwemmen, nun, da ist das hier kein Ort für eine Dame wie sie, so ist es nun mal. Ich werde sie deshalb jetzt einfach zum Schweber zurückbegleiten.«
    Nadhari warf Pal einen Blick zu und hob fragend eine Augenbraue, während sie zugleich ihr Gewicht auf eine Weise verlagerte, die er als besorgniserregend einstufte.
    »Nein«, hauchte ihr Pal im Flüsterton zu. »Wir werden wie verlangt von hier weggehen.«
    Enttäuscht entspannte sich Nadhari ein wenig.
    Der Wachmann ließ sie so lange nicht aus den Augen, bis Pal abgehoben und den Luftraum der Fabrik verlassen hatte.
    »Das«, stellte Pal grimmig fest, »ist nur eines der Probleme, die wir zu lösen haben. Beschäftigen keine Kinder, also wirklich! Diese Fabrik wird zu neunzig Prozent mit Kindern betrieben, und jedermann weiß das. Aber sie haben Wachen und Tore und Verzögerungstaktiken, und den Kindern hat man beigebracht, sich zu verstecken, wenn irgendwelche Fremden kommen. Ich hatte gehofft, daß eine Dreiergruppe nicht groß genug wäre, sie in Unruhe zu versetzen. Ich habe mich geirrt.«

    »Ich hätte sie wirklich in Unruhe versetzen können«, kommentierte Nadhari in ihrer nach Gerölldonner klingenden Stimme mit einem Lächeln, das Pal einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
    »Ich bin überzeugt, daß Sie mit dem gesamten Werkschutz der Tondubh-Glashütte ganz allein fertigwerden könnten«, erwiderte Pal taktvoll.
    »Kinderspiel«, bestätigte Nadhari. »Weicheier. Miserable Verteidigungsposition.«
    »Aber ich denke, daß Herr Li sehr verärgert sein dürfte, wenn wir einen Privatkrieg anfingen.«
    Nadhari nickte betrübt.
    »Ich verstehe nicht, warum die Kinder sich verstecken«, wunderte sich Acorna. »Wollen sie denn nicht herauskommen und um Hilfe bitten?«
    »Sie haben nicht viel Erfahrung mit Fremden, die ihnen das Leben erleichtern«, antwortete Pal. »Für gewöhnlich passiert genau das Gegenteil.«
    »Dieser arme kleine Junge. Der Wachmann hat gelogen, daß er nicht dort arbeiten würde. Habt ihr seine Füße gesehen? Sie waren mit Brandwunden und Narben übersät. Wenn er nicht davongerannt wäre, hätte ich sie heilen können.« Acorna seufzte. »Ich nehme an, daß es, wenn sie schon nicht zugeben, daß sie überhaupt Kinder beschäftigen, nutzlos ist zu fragen, ob sie ein zur Schuldarbeit gezwungenes Kind namens Jana haben?«
    Pal stimmte ihr zu. Er hätte dieses Ergebnis des Ausflugs voraussagen können. Aber es schien, daß die einzige Möglichkeit, Acorna vom ungeheuren Ausmaß ihrer Aufgabe zu überzeugen, darin bestanden hatte, sie mit eigenen Augen sehen zu lassen, welche Widerstände sich ihnen

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