Das Ekel von Säffle
Plumps auf das Kissen. Bodil hatte nicht übertrieben, was die Ausschmückung der Wand hinter dem Bett betraf.
Kollberg klemmte sich seinen Jungen unter den Arm, nahm ihn mit ins Bad und spülte ihn mit der Handdusche ab. Dann wickelte er ihn in ein Badetuch, ging hinein und legte ihn neben Gun, die noch schlief.
Er spülte die Bettwäsche und den Schlafanzug aus, wischte das Bett und die Tapete ab, nahm eine neue Zellstoffeinlage und ein Windelhöschen, während Bodil die ganze Zeit um ihn herumtanzte. Sie war sehr erleichtert, daß sein Unwille diesmal ausnahmsweise Joakim und nicht ihr galt, und lamentierte die ganze Zeit über das, was ihr Bruder angerichtet hatte. Als Kollberg fertig war, war die Uhr halb acht, und es hatte keinen Zweck mehr, sich wieder hinzulegen.
Als er ins Schlafzimmer kam, wurde seine Laune sofort wieder besser. Gun war aufgewacht und spielte im Bett mit Joakim. Sie hatte die Knie angezogen, hielt ihn unter den Armen fest und ließ ihn auf ihren Beinen hinunterrutschen. Gun war sowohl attraktiv als auch überaus sinnlich, dabei humorvoll und intelligent. Kollberg hatte sich immer vorgestellt, daß er nur eine Frau wie Gun heiraten würde, und obwohl er in seinem Leben viele Frauen kennengelernt hatte, verlor er dieses Ziel nicht aus den Augen. Als er sie endlich traf, war er 41 Jahre alt und hatte die Hoffnung beinahe aufgegeben. Sie war vierzehn Jahre jünger als er, doch es hatte sich gelohnt, so lange zu warten. Ihr Verhältnis war von Anfang an ohne Komplikationen gewesen, vertrauensvoll und natürlich.
Sie lächelte ihm zu und hielt den Sohn hoch, der vor Freude quiekte.
»Guten Morgen. Hast du ihn schon gebadet?« Kollberg erzählte von seiner Mühsal.
»Du Armer!« bedauerte sie ihn. »Komm und leg dich noch ein bißchen hin. Du hast doch noch Zeit.« Die hatte er eigentlich nicht mehr, aber er ließ sich leicht überreden. Er legte sich neben sie, schob den Arm unter ihren Hals, aber nach kurzer Zeit stand er wieder auf, trug Joakim in sein Bett und stellte ihn auf die Matratze, die zum Glück trocken geblieben war, wickelte ihn und zog ihm einen Frottee-Schlafanzug an, warf ein paar Spielsachen ins Bett und ging zurück zu Gun. Bodil saß auf dem Teppich im Wohnzimmer und spielte mit ihrem Bauernhof.
Nach kurzer Zeit kam sie ins Schlafzimmer, blickte zu ihnen hin und rief voller Freude: »Ihr spielt ja Pferd. Papa ist Pferd!« Sie versuchte auf seinen Rücken zu klettern, aber er schob sie aus dem Zimmer und machte die Tür hinter ihr zu. Dann wurden sie eine ganze Weile von ihren Kindern in Ruhe gelassen, und nachdem sie sich voneinander gelost hatten, schlief er in den Armen seiner Frau noch einmal kurz ein.
Als Kollberg über die Straße zu seinem Auto ging, war die Uhr an der U-Bahn-Station Skarmarbnnk sieben Minuten vor halb neun. Bevor er in den Wagen stieg, winkte er zu Gun und Bodil hinauf, die am Kuchenfenster standen.
Um zur Vastberga-Allee zu kommen, mußte er nicht erst m die Stadt, sondern konnte über Ärsta und Enskede fahren und damit die schlimmsten Verkehrsstockungen umgehen.
Während der Fahrt pfiff Lennart Kollberg ein irisches Volkslied vor sich hin - laut und ziemlich falsch.
Die Sonne schien, der Frühling lag m der Luft, und m den Vorgarten, an denen er vorbei kam, blühten Goldstern und Krokusse Er war guter Laune, im besten Fall hatte er einen kurzen Arbeitstag vor sich und konnte am frühen Nachmittag wieder nach Hause fahren Gun wollte in die Stadt zur Feinkosthandlung Arvid Nordquist fahren und etwas besonders Gutes einkaufen, das sie am Abend essen wollten, wenn die Kinder im Bett lagen Obwohl sie fünf gemeinsame Ehejahre hinter sich hatten, waren sie immer noch der Ansicht, daß man sich nur zu Hause einen richtig schonen Abend machen konnte Sie wollten allem sein, gemeinsam das Abendessen vorbereiten und dann gemütlich essen und trinken, miteinander reden und lange aufbleiben.
Kollberg hielt viel von gutem Essen und Trinken, mit den Jahren war er rundlich geworden, hatte sich ein Embonpomt zugelegt, wie er das am liebsten nannte Aber wer glaubte, daß die Körperfülle seine Beweglichkeit beeinträchtigte, tauschte sich gründlich Er konnte unvermutet schnell und geschmeidig sein und beherrschte immer noch die Techniken und Kniffe und Finten, die er einmal als Fallschirmjäger gelernt hatte Er horte auf zu pfeifen Eine Frage stand wieder vor ihm, die ihn oft in den letzten Jahren beschäftigt hatte Sem Beruf machte ihm immer weniger
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