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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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drei ausziehbare, relativ dünne Stäbe aus Leichtmetall und einige von den üblichen Luftballons, mehr nicht.
    Nachdem er diese bis zur ungefähren Kopfgröße eines erwachsenen Menschen kräftig aufpustete und fest zuschnürte, befestigt er sie in entsprechender Höhe an den Stangen, die er bereits zuvor im Abstand von etwa hundertachtzig Zentimetern nebeneinander fest in den Boden stach. Anschließend geht er wieder flotten Schrittes zu seinem Ausgangspunkt zurück. Dort befinden sich genau zwölf (!) Gegenstände, die hinsichtlich ihrer konkreten Form und Farbe deutlich voneinander zu unterscheiden sind, jedoch weltweit demselben Naturgesetz unterliegen. Er hat sie allesamt vollkommen eigenständig angefertigt. Sobald einer durch den mannigfachen Gebrauch beschädigt wird, sorgt Abel unverzüglich für dessen Erneuerung, denn er mag keine defekten Sachen und auch sonstig keinerlei Halbheiten. Da ist er außerordentlich prinzipienfest.
     
    Ja, nun sind wir wieder bei seiner erwählten Kardinalzahl, jener mysteriösen Ordnungsregel, die er sich auf nachdrückliche Empfehlung seines leiblichen Vaters bereits im Kindesalter auserkor und wohl auch für immer aufbürdete. Der junge Kaplan meinte damals, jeder Mensch brauchte einen gewissen Ritus, an den er sich stereotyp halten könne, feste Grundsätze, die man zeitlebens konsequent praktizieren sollte. Nur so wären eine hohe Selbstdisziplin auf Dauer zu sichern und ein starker Wille, der unerlässlich sei, um bestimmte Ziele zu erreichen und berechtigte Wünsche zu erfüllen. Ansonsten verfiele man leicht den potenziellen Schattenseiten seiner Existenz, gleichsam, als wollte jemand freiwillig sein eigenes Siechtum herbeiführen.
     
    Abel war seinerzeit gerade mit einer ausnehmend interessanten Abhandlung über die vorkolumbianische Geschichte und Kultur der sagenumwobenen Mayavölker beschäftigt, wobei ihn die verschiedenen Legenden ungemein fesselten. So erfuhr er unter anderem, dass es nach altindianischen Überlieferungen ganz am Anfang zwölf (!) Planeten gab, auf denen Menschen lebten. Von allen waren die Bewohner der Erde am meisten zurückgeblieben, denn sie hatten nur geringe Kenntnisse über die gesetzmäßigen Zusammenhänge in der Welt und die Notwendigkeit, sie gebührend zu berücksichtigen, um nicht den Zorn der Götter heraufzubeschwören. Wir erinnern uns: Behandle die äußere Natur so, als hättest du sie von deinen Nachkommen geliehen!
    Weil sich jedoch die Kinder vom blauen Globus nicht genügend danach richteten, bewirkte ihr sündhaftes Verhalten allmählich eine bedrohliche Situation, aus der sie durch eigene Kraftanstrengungen allein nicht mehr herausgekommen wären. Demnach brauchten sie die Hilfe der anderen. Sonst wäre ihr Untergang endgültig besiegelt gewesen. Also versammelten sich die Ältesten aller sozial belebten Himmelskörper und berieten darüber, wie man dem Elend der irdischen Denkgeschöpfe am besten begegnen könne. Sie fanden bald eine ideale Lösung, indem sie das vorhandene Wissen von den heiligen zwölf Planeten in jeweils einen Kristallschädel pressten und den in Not geratenen Erdenbürgern übergaben. Das war geschenkte Erfahrung, jene ersprießliche Quelle, aus der neue Hoffnung geschöpft werden konnte, ein trächtiger Boden des Fortschritts, den die nunmehr Glücklichen auch redlich nutzten. Gleichwohl würden ihre späteren Nachfahren abermals selbst verschuldet in starke Bedrängnis geraten, weil sie durch Arroganz unweigerlich ihr eigenes Debakel verursachten, heißt es in entsprechenden Überlieferungen.
     
    Ob wir einer solch fatalen Prophezeiung jenes namhaften Kulturvolkes Glauben schenken oder nicht, dürfte ziemlich belanglos sein (auch wenn es seinen eigenen Untergang bereits im neunten Jahrhundert vor Christi vorausgesagt hatte).
    Indessen kommen wir nicht umhin, besorgt festzustellen, dass mancherlei Zivilisationsdünkel und maßlose Raffgier unser Leben zunehmend vergiften. Falls wir so weitermachen wie bisher, wird künftigen Generationen mit absoluter Sicherheit noch weit schlimmeres Unheil drohen als wir es über verschiedenartige Naturkatastrophen, die ja spürbar zunehmen, allenthalben schon erleben. „Heute braucht Gott keinen Beschluss mehr zu fassen, uns zu vernichten, wir tun’s selber“, mahnt Uwe Saeger in seinem jüngsten Buch „Die gehäutete Zeit. Ein Judasbericht“.
     
    Jene mysteriösen Kristallschädel, in denen angeblich Unmengen von Informationen gespeichert wären, etwa

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