Das Ende Der Ausreden
sie kritisiert, können sie damit schwer umgehen. Sie haben doch selbst dreitausend Mal geprüft, ob sie das Richtige tun, nichts vergessen und an alles gedacht haben. Wenn jetzt doch etwas schiefgegangen ist, dann wären sie dankbar, man ließe es unerwähnt. Wenn sie sich ungerecht behandelt oder von jemandem, dem sie vertrauen, verraten fühlen, kann man einen Zorn erleben, den man ihnen niemals zugetraut hätte.
Das Muster der Loyalen ist von verschiedenen Ambivalenzen geprägt. Einerseits kommen sie gut mit Hierarchie zurecht, andererseits geraten sie früher oder später damit in Konflikt. Sie klagen viel und sind dabei doch immer optimistisch. Sie hegen viele Befürchtungen und sie können furchtlos handeln. Sie sind im Inneren oft unsicher und können doch humorvoll und tatkräftig das Leben meistern.
Im Einerseits/Andererseits bleibt allerdings oft eine fällige Entscheidung auf der Strecke. Selbst wenn sie nicht glücklich in einer Partnerschaft sind, sehen sie nur schwer einen Grund, eine Trennung ins Auge zu fassen. Denn das Wichtigste ist es, eine eigene, sichere und stabile Familie aufzubauen und zu pflegen. Dafür geben sie alles. Es wäre der größte Schmerz, wenn diese Sehnsucht sich nicht erfüllen und dieses Herzensprojekt zu scheitern drohte.
Loyale lassen sich nur ungern helfen. So schwankend sie an anderer Stelle sein mögen, eigentlich wissen nur sie (wirklich), wie man in dieser Welt voller Wechselfälle die richtige Vorsorge trifft und das Rechte tut. Da ist es fast aussichtslos, sie beirren zu wollen. Sie bürden sich selbst viele Pflichten auf, bis an die Grenze ihrer Möglichkeiten, und lassen sich nicht entlasten. Mit immer guten Argumenten: Das Au-pair-Mädchen würde das Kind nicht richtig versorgen, die Kollegin eine Aufgabe nicht korrekt erledigen.
Bis sie lernen, sich etwas zu gönnen, kann sehr viel Wasser den Rhein herunterfließen. Je unabhängiger sie sich davon machen können, was sie meinen, tun zu müssen , umso eher können sie sich selbst achten und schätzen. Wenn sie vom Müssen zum Wollen und Können kommen, wachsen ihre Freiheit und ihr Vertrauen in sich selbst. Dann kann in ihrem Denken Murphy’s law in den Hintergrund treten. Und sie könnten dem Satz der Dichterin Marie Luise Kaschnitz Vertrauen schenken: »Warum sollte in dem undurchdringlichen Stück Zukunft nicht auch ein Entzücken stecken?«
Typ 7 Die Genießer
Hier ist die Fähigkeit und die Entschlossenheit verankert, das Leben in vollen Zügen und allen Varianten zu genießen. Man nennt sie auch die Vielseitigen oder die Positiven. Die Aufmerksamkeit liegt auf den Chancen des Lebens, den vielen bunten und unerschöpflichen Möglichkeiten. Zwischen denen man sich ungern entscheiden möchte. Keine Festlegung bitte! Lasst das Leben ergebnisoffen und die Zukunft positiv, aber vage bleiben. Das Leben ist ein Abenteuer, die Welt voller Überraschungen, es gibt immer etwas Schönes zu erleben, zu schmecken, zu tun und etwas Neues zu wagen! Jetzt ist jetzt, und jetzt soll schön sein. Probleme und Sorgen, die können doch gar nicht so schlimm sein. Lass uns über etwas Erfreuliches reden!
Genießer denken gerne nach vorn, sind begeisterungsfähig und können andere gut mit ihrem Enthusiasmus anstecken. Sie lieben es, Projekten eine Vision und Schwung zu geben. Die Sonnenkinder im Enneagramm haben oft vielseitige Interessen, es ist weniger ihre Sache, in die Tiefe zu gehen. Überblick und Vielfalt sind wichtiger. Dass man sie immer einmal als oberflächlich einschätzt und ihnen mangelndes Durchhaltevermögen vorwirft, kann sie gleichwohl kränken.
Dynamiker und Genießer werden oft verwechselt und weisen tatsächlich einige Gemeinsamkeiten auf: den Blick auf das Positive, den Schwung, die Tatkraft, das Leichte. Der innere Antrieb der beiden Muster ist aber fundamental anders.
Obwohl es nicht so wirkt, suchen Genießer Sicherheit und Orientierung. Ob sie jemandem Vertrauen schenken, hängt davon ab, ob derjenige zuverlässig handelt, nicht davon, ob er ihre Nähe sucht und ihnen Anerkennung gibt. Durch Schmeichelei sind sie nicht zu beirren. Obwohl sie sehr kontaktfreudig sind (»Wo ist hier die nächste Party?«), können sie Distanz wahren und darin einen klaren Kopf. Sie prüfen die Welt mit dem Verstand, nicht mit dem Herz.
In ihrer Kindheit gab es einen Mangel, an den sich die Genießer interessanterweise oft nicht erinnern. Welcher Mangel es auch war – Zeit und Raum für sie, Nähe, materielle
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