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Das Ende der Geschichten (German Edition)

Das Ende der Geschichten (German Edition)

Titel: Das Ende der Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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merkte. Würde er jedes Mal besseren Tee machen, wenn er Geld hatte, dann hätte ich immer gemerkt, dass er Geld hatte. Aber ihm fiel weder auf, was für Tee ich machte, noch wie viel Teebeutel im Abfall landeten. Ob Rowan so etwas bemerken würde? Während der Tee zog, packte ich meine Einkäufe aus: die Tabletten mit Silberweidenrinde, das Arnika-Heilbad und alles, was ich sonst noch gekauft hatte. Christopher schaltete den Fernseher aus, und die Stille hallte durch die Küche.
    «Wem hast du es geliehen?», fragte er noch einmal.
    «Wie? Ach, nur Josh.»
    «Du hast Josh gesehen? Wann denn?»
    «Na ja, ich war doch ohnehin in Totnes, um die Medikamente für dich zu besorgen; da habe ich ihm auf dem Heimweg kurz das Buch vorbeigebracht.»
    «Dann hast du ihn also heute gesehen?»
    «Ist da etwas dabei?»
    Schweigen. Christopher wandte den Blick ab.
    «Was sollte denn dabei sein?», fragte er.
    «Weiß ich nicht. Du bauschst das hier gerade auf.»
    «Ich bausche gar nichts auf. Wie geht’s ihm?»
    «Er wirkte ganz okay.»
    «Hast du meinen Vater auch gesehen?»
    «Nein.»
    B. hatte sich auf dem Sessel niedergelassen, sich hinter den Ohren gekratzt und darauf gewartet, ihr Fressen zu bekommen. Jetzt sprang sie auf und verzog sich nach oben. Vielleicht hatte sie ja etwas in meiner Stimme gehört, das sie kannte und von dem sie wusste, dass es immer zum Streit führte. Doch diesmal führte es nicht zum Streit. Christopher stand vom Sofa auf, kam zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange.
    «Keine Aufregung, Babe. Was ist denn das?» Er griff nach den Silberweidentabletten.
    «Ein natürliches Schmerzmittel. Aus Baumrinde.»
    «Klasse. Wie viele muss ich davon nehmen?»
    Ich nahm ihm die Packung ab und las das Etikett.
    «Zwei. Bis zu viermal täglich.»
    Dann gab ich ihm die Packung wieder zurück.
    Christopher holte sich ein Glas Leitungswasser und schluckte zwei von den Tabletten.
    «Ich fühle mich schon viel besser», sagte er. «Und was ist das noch alles?»
    «Das ist auch für deine Hand. Ein Arnika-Heilbad … Ich glaube, das erklärt sich von selbst. Arnika ist gut gegen Verstauchungen und solche Dinge. Wird viel von Sportlern verwendet. Und die Bachblüten behandeln eher die psychologische Seite. Ich muss noch ein bisschen recherchieren, um eine Arznei speziell für dich zu mischen, aber für den Anfang bekommst du schon mal ein paar Notfalltropfen. Ich tue sie dir in ein Glas Wasser.»
    An Weihnachten hatte ich Vi gefragt, was ich denn da nehmen würde, und sie hatte mir daraufhin ein Etikett für meine kleine braune Glasflasche geschrieben: Herbstenzian, Stechpalme, Hainbuche, Esskastanie, Waldtrespe und Heckenrose . Sie hatte selbst erst vor kurzem von der Bachblütentherapie erfahren, und zwar in ihrem Altenheim. Dort wurde eine Reihe von Studien durchgeführt, bei denen die Insassen nacheinander verschiedene ganzheitliche Behandlungen bekamen. Jeder hatte seine eigene Bachblütenmischung in einem braunen Fläschchen, und es gehörte zu Vis Aufgaben, die Fläschchen mit der jeweiligen Mixtur neu zu befüllen, wenn sie leer waren. Nach allem, was sie mir erzählt hatte, enthielten die Tropfen kaum mehr als die «Schwingung» der verschiedenen Blütenessenzen. Ich erinnerte mich noch, sie gefragt zu haben, wie man mit «nichts» denn heilen könne. Sie allerdings hatte mir nichts vom Placebo-Effekt gesagt. Stattdessen sprach sie von männlichen und weiblichen Denksystemen und erklärte mir, die irrationale, weibliche Welt sei keineswegs inexistent, sondern vielmehr die Welt der Leere, die Welt des schwarzen Lochs, der heiligen Höhle und der «kosmischen Vagina», in der man all die unvorstellbaren, dunklen Energien spüre, die für das Weiterbestehen des Universums mindestens so wichtig seien wie die männliche Welt des Materiellen, das man sehen, anfassen und zählen könne. Grundzahlen – alle positiven und negativen ganzen Zahlen – seien männlich konnotiert, weiblich hingegen die komplexen Zahlen – Quadratwurzeln aus negativen Zahlen – bis hin zur imaginären Unendlichkeit. Und Doxa , fügte Vi hinzu, seien männlich, Paradoxa weiblich.
    «Danke, Babe», sagte Christopher.
    «Worüber hast du denn genau nachgedacht?», fragte ich ihn, nachdem ich mittels der Pipette vorsichtig vier Notfalltropfen in ein Wasserglas geträufelt hatte. «Hier. Trink das ganz langsam aus.» Ich reichte ihm das Glas.
    «Wie bitte?»
    «Du hast eben gesagt, du hättest den Nachmittag über nicht nur gelesen,

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