Das Ende der Geschichten (German Edition)
konnte nicht einmal erkennen, wie herum die einzelnen Teile gehörten. Ich ging wieder nach unten und suchte nach Tims Telefonnummer. Dabei fiel mir ein, dass ich Josh noch antworten musste, obwohl ich eigentlich gar nicht wusste, was ich ihm sagen sollte. Sehr typisch für ihn, zwölf Tage im Voraus einen Tisch reservieren zu wollen.
Tims Nummer fand sich unter «Handwerker» in den Gelben Seiten. Ich wählte. Am anderen Ende meldete sich eine Frauenstimme – vermutlich Heidi.
«Hallo», sagte ich. «Ist Tim da?»
«Nein, tut mir leid», antwortete sie. «Wer spricht denn da?»
«Meg Carpenter. Ich arbeite mit ihm an seinem Buch, das wird er sicher erzählt haben. Jetzt gerade bräuchte ich aber Hilfe wegen eines Möbelstücks zum Selberzusammenbauen. Ist er schon aufs Dartmoor gefahren?»
«Was für ein Buch?», fragte Heidi. «Freut mich übrigens. Ich bin Heidi, Tims Frau.»
«Oje», sagte ich. «Tut mir leid, wenn ich …»
«Er hat mir nie von einem Buch erzählt. Das ist ja toll.»
«O ja. Sehr …»
«Mein Gott, wie peinlich.» Heidi lachte auf. «Und wie blöd.»
«Pardon?»
«Wie peinlich und blöd, nicht zu wissen, was der eigene Mann so macht. Ist es denn ein gutes Buch?»
«Ja. Also, im Augenblick ist es eigentlich nur ein Exposé. Aber es wird gut, da bin ich mir sicher.»
«Und Sie sagen, er ist aufs Dartmoor gefahren?»
«Das weiß ich nun wirklich nicht», erwiderte ich. «Es war nur eine Vermutung. Ich …»
Heidi lachte wieder. «Ich dachte, er hätte eine Affäre.»
«Ähm …»
«Entschuldigung. Das sollte ich Ihnen wohl gar nicht erzählen. Ich bin nur einfach so froh, dass er doch keine Affäre hat. Ist das nicht albern? Außer natürlich, Sie sind seine Geliebte, dann mache ich mich gerade noch viel mehr zum Affen.» Sie seufzte. «Was macht er denn auf dem Dartmoor?»
«Er ist einer Bestie auf der Spur», antwortete ich.
«Doch nicht etwa der aus der Zeitung? Großer Gott!»
«Es wird schon alles gutgehen.»
«Wie können Sie so was sagen? Das ist ja fast noch schlimmer. Ich dachte, er hat eine Affäre, dabei treibt er sich in Wahrheit da draußen mit einem wilden Tier herum. Nicht, dass man sich drinnen sicherer fühlen könnte, offenbar kommt diese Bestie ja auch in die Häuser. Verzeihung … Meg, nicht wahr? Sie haben mich in einem etwas eigenartigen Moment erwischt, das ist mir alles schrecklich peinlich. Bitte entschuldigen Sie.»
«Schon gut», sagte ich. «Er hat mit Sicherheit gute Gründe dafür. Was meinten Sie gerade damit, dass …»
«Wissen Sie, er hat mich auch mal verdächtigt, eine Affäre zu haben», unterbrach mich Heidi. «Vor Jahren, als wir noch in London wohnten. Ich war zweimal mit einem Kollegen essen, und Tim dachte, das hieße automatisch, dass ich auch mit ihm ins Bett gehe. Und jetzt das. Großer Gott.»
Während Heidi noch redete, war ich zur Haustür geschlichen, hatte sie so leise wie möglich geöffnet und auf die Klingel gedrückt.
«Oh, Entschuldigung … Moment bitte! … Heidi, es hat geklingelt. Ich muss jetzt auflegen. Richten Sie Tim bitte aus, dass ich angerufen habe? Tut mir leid, aber ich muss wirklich Schluss machen. Ich hoffe, es findet sich alles. Wiederhören.»
***
Im Dorfladen kaufte ich einen Kreuzschlitz- und einen Schlitzschraubenzieher, weitere Zitronen, ein Schaumbad und die Lokalzeitung. Gill sagte diesmal gar nichts. Sie schüttelte nur ein paarmal den Kopf, während sie nach dem Preisschild auf dem Schlitzschraubenzieher suchte. Ich sah noch einmal die Bücher durch, die in dem Regal hinter dem Ladentisch standen.
«Sie sind Gill, nicht wahr?», fragte ich.
«Ja», antwortete sie. «Und Sie sind Meg.»
Ich lächelte. «Stimmt. Tut mir leid, dass ich ständig so seltsame Sachen kaufe.»
«Macht nichts», sagte sie. «Wir bieten diese ‹seltsamen Sachen› ja schließlich an.» Jetzt lächelte auch sie.
«Na gut. Wenn das so ist, hätte ich gern noch ein paar von den Büchern. Das übers Sticken, das mit den Bauanleitungen für Fledermauskästen, das über die Aquarellmalerei und das über Vogelkunde, bitte.»
Als ich wieder im Cottage war, machte ich mir ein paar Notizen für meinen Artikel, wusste aber immer noch nicht recht, wie ich ihn angehen sollte. Dann ging ich nach oben, schichtete die Einzelteile des Bettes zu Stapeln auf und las die Bauanleitung zweimal durch. Ich stellte fest, dass ich neben den beiden Schraubenziehern aus dem Dorfladen noch einen elektrischen brauchen würde, und
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