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Das Ende der Geschichten (German Edition)

Das Ende der Geschichten (German Edition)

Titel: Das Ende der Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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Christopher definitiv verbieten, vorbeizukommen, und zwar so lange, bis er das im Griff hat, was immer da mit ihm los ist. Milly ist so nett. Sie hat das alles nicht verdient.»
    «Er hatte eine ziemlich schlechte Woche. Er hat wieder eine Absage auf eine Bewerbung bekommen.»
    «Irgendwas ist immer.»
    Das hatte Peter auch schon gesagt. Aber stimmte das denn wirklich? Ich war überzeugt, dass Christopher oft lange Phasen hatte, in denen ihn gar nichts aufregte. Dann versuchte ich, mich an die letzte Phase dieser Art zu erinnern. Wann war das gewesen? Letztes Jahr vielleicht, als es auf Weihnachten zuging. Wir hatten beschlossen, unsere Geschenke diesmal alle selbst zu machen, und hatten damit ein schönes Wochenende verbracht. Ich nähte kleine Rechtecke aus Stoff zusammen, und Christopher füllte sie mit Lavendel. Dafür benutzte er einen selbstgebastelten Trichter, der aber ständig kaputtging. Plötzlich fiel mir wieder ein, dass irgendwas mit seinen Augen gewesen war. Deshalb war auch der Trichter entzweigegangen. Christopher hatte nie eine Brille gebraucht, doch plötzlich behauptete er, ihm verschwimme alles vor den Augen. Einen Termin beim Optiker konnten wir uns nicht so ohne Weiteres leisten, doch ich hatte ausgerechnet, dass wir es schon irgendwie schaffen würden, wenn wir ein bisschen Geld aus der Weihnachtskasse abzweigten und eine Zeit lang nur neun statt zehn Pfund am Tag ausgaben. Ich kühlte ihm die Augen und sagte nichts, als er abends die Fernbedienung quer durch den Raum pfefferte, weil er die Tasten nicht erkennen konnte. Ich dachte, es würde alles wieder normal werden, sobald seine Augen in Ordnung kamen; und es wäre auch das perfekte Wochenende gewesen, wenn ihm seine Augen nicht zu schaffen gemacht hätten. Vielleicht hatte Josh ja recht. Vielleicht war tatsächlich immer irgendwas. Aber gleichzeitig war da auch immer diese Ahnung, dass alles perfekt sein würde, wenn sich das Irgendwas nur beheben ließ.
    Ich sah zum Himmel hinauf. Jetzt waren keine Sterne mehr zu sehen, nur noch der orangefarbene Dunst von Torbay.
    «Übrigens», sagte Josh. «Hast du das Buch gekriegt, das ich dir leihen wollte?»
    «Was denn für ein Buch?»
    «Den Kelsey Newman. Die Wissenschaft vom ewigen Leben . Ich hatte es Christopher für dich mitgegeben.»
    «Ach so.» Ich grinste und verdrehte die Augen. «Das erklärt natürlich alles.»
    «Wie meinst du das?»
    «Ach, ich habe es versehentlich rezensiert. Ich habe es mit einem anderen Buch verwechselt.»
    «Mit einem anderen Buch?» Josh zog die Brauen hoch.
    Ich lachte. «Ja. Ich dachte, mein Redakteur von der Zeitung hätte es mir geschickt, und habe es einfach rezensiert wie ein Roboter.»
    «Du Zapfen.»
    «Allerdings hat mir Christopher auch nicht gesagt, dass du es ihm für mich gegeben hast. Er hat es mir einfach auf den Schreibtisch gelegt, mit einem Gruß von meinem Redakteur drin. Das hat nicht gerade geholfen.»
    «Was für ein Trottel. Ich wette, das hat er mit Absicht gemacht.»
    «Was weiß ich. Wahrscheinlich sind ihm beide Bücher runtergefallen, und als er sie zurückgelegt hat, hat er den Zettel ins falsche Buch gesteckt. Ich werde es nie erfahren, weil ich ihn unmöglich nochmal danach fragen kann. Du weißt schon, mit Christopher kann man immer nur einmal über ein Problem reden, und wenn man dann erneut darauf zu sprechen kommt, bringt ihn das total auf die Palme. Wir hatten schon einen Riesenstreit wegen der Verwechslung.»
    «Und wie fandest du das Buch?», erkundigte sich Josh.
    «Ich weiß nicht recht. Wie fandest du es denn?»
    Die zwei automatischen Türen vor dem Eingang zur Notaufnahme glitten jetzt hintereinander auf, und Christopher kam nach draußen. Seine Hand war ordentlich verbunden, doch abgesehen davon sah er furchtbar aus. Die Haare standen ihm nach allen Seiten ab, und er trug immer noch dieselbe Kleidung, die er auf der Baustelle angehabt hatte: eine ausgebeulte Jogginghose und ein T-Shirt voller Farbkleckse.
    «Was ist denn hier los?», fragte er und sah erst Josh und dann mich an.
    «Gar nichts.» Josh stand auf. «Meg ist gerade erst gekommen.»
    «Und warum sitzt ihr dann hier draußen?»
    «Ich wollte noch kurz meine Mandarine fertig essen», antwortete ich und stand ebenfalls auf. «Wie geht es dir denn?»
    «Hättest du das nicht machen können, bevor du hierhergekommen bist? Ich muss jetzt in die Radiologie. Bei der Schwester war ich schon.»
    «Ich musste Meg doch erzählen, was passiert ist», sagte

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