Das Ende der Nacht: Horror-Roman
diese Dinger immer noch hier sind. Jetzt habe ich aber dich getroffen. Danke dir noch mal für die Rettung."
Kathleen lächelte und nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche.
„Wer ist das da eigentlich?“, fragte sie und zeigte mit ihrem linken Daumen nach hinten. Michelle seufzte und schüttelte den Kopf.
„Das ist eine lange Geschichte. Auf jeden Fall heißt er Kevin.“
„Hast du ihn auch gerettet?“
„Sozusagen. Sag mal, kennst du zufällig den Gasthof Zum steinernen Ochsen ?"
"Ja, der liegt hinter uns. Wieso?"
"Eine Freundin von mir ist..." Michelle wollte Kathleen nicht erzählen, dass sie von einem Dimensionstor geköpft worden war. Wie hörte sich das an? Sie konnte es selbst kaum glauben. "Ich suche ihre Eltern. Die waren im Gasthof. Kannst du mich dahin bringen? Dann fahre ich dich zu deinem Treffpunkt."
"Einverstanden", sagte Kathleen. In ihrer Stimme lag etwas Selbstzufriedenes, dass Michelle wieder wütend machte. "Dann wende mal und fahr die Häusermeile wieder hoch. Dann die erste Straße links rein. Danach sage ich dir weiter."
Michelle wendete und fuhr, wie Kathleen es ihr gesagt hatte.
"Wer ist diese Freundin? Kenne ich sie?"
„Nein. Christina ist...“
„Du willst eine Menge Menschen retten, oder?“
„Ich will sehen, ob sie noch leben, ja.“
„Weil Christina tot ist“, stellte Kathleen fest und holte sich eine weitere Wurst aus der Einkaufstüte.
„Woher...?“
„Sonst wäre sie wahrscheinlich hier bei dir, oder?“
Michelle nickte und unterdrückte ihren Impuls, Kathleen anzuschreien oder ihr in die Fresse zu schlagen. Damit endete das Gespräch. Sie wurde nichts mehr gefragt. Nur um die Richtung zu bestimmen, öffnete Kathleen noch ihren Mund und teilte Michelle in knappen Sätzen mit, wie sie zu fahren hatte. Zehn Minuten später hatten sie den Gasthof erreicht.
Zum steinernen Ochsen war ein relativ kleines Haus. Eine große, schwere Holztür begrüßte seine Besucher mit einer sonnen-förmigen Verzierung, die in der Mitte zum Türklopfer führte. Zwei breite Fenster befanden sich an beiden Seiten neben der Eingangstür und ein Wetterhahn stand auf dem Dach und drehte sich im leichten Wind unruhig hin und her. Die Gegend wirkte verlassen. Ein dünner Regen nieselte nun. Auf der Straße lagen kleine, leblose Geschöpfe. Tote Vögel, umrahmt von ihrem Blut und Eingeweiden.
"Da wären wir. Und was willst du jetzt tun, Michelle?"
"Ich werde mich da drinnen mal umsehen."
Michelle stieg aus, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Kevin noch schlief. Auf dem Weg zur Eingangstür war sie darauf bedacht, nicht auf die Kadaver zu treten. Als Michelle den Türklopfer betätigte, öffnete sich die Tür beim zweiten Schlag von allein einen Spalt. Sie ging hinein und wurde von einer dunklen Stille umgeben.
"Hallo?! Ist irgendjemand hier?!"
Michelle rief noch zwei Mal, während sie zur kleinen Theke ging, an der wohl die Gäste aufgenommen wurden. Eine kurze Treppe an der rechten Seite führte anscheinend zu den Gästezimmern.
Auf ihr Rufen kam keine Antwort.
Michelle entschloss sich, erst die Räume im Erdgeschoss zu durchsuchen. Sie durchquerte eine unsaubere Küche, in der Töpfe und anderes auf dem Boden verteilt waren, ein spärlich möbliertes Esszimmer, in dem es ebenso chaotisch anmutete, und ein Wohnzimmer, dass dem Vermieter zum Leben dienen musste.
Dann ging sie nach oben.
In einem der Gästezimmer lag ein blutiges Küchenmesser auf dem Bett. Eine dünne Blutspur führte von dem Kleiderschrank zum Bad. Michelle betrat den Raum und öffnete die Badezimmertür. Ein kleiner, untersetzter Mann lag in der Badewanne. Seine Hand hing über den Beckenrand und hielt eine Pistole umklammert. Seine Stirn hatte einen roten Punkt an der Schläfe und die gekachelte Wand über der Wanne war mit einer dicken, roten Flüssigkeit bespritzt worden. Es stank säuerlich und nach Metall. Michelle war unerklärlich, warum sie bei diesem Anblick eines Selbstmörders nicht kotzen musste.
Sie kehrte um und schloss im Wohnraum die Tür des Kleiderschranks auf. Darin lag eine Frau. Ihr Bauch war aufgeschnitten worden und Teile ihrer Innereien lagen wild durcheinander in den sonst leeren Regalen. Als hatte ihr Mörder die Organe wie Kleidung sortieren wollen. Auch jetzt hatte Michelle nicht das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Sie starrte noch für einen Moment auf das bestialische Werk, dann machte sie kehrt und suchte alle weiteren Zimmer ab. Ähnliche Szenarien oder
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