Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller

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auf den Rücken, stapfte um die Böschung herum, warf die Gewehre ab, so dass ich sie am Boden aufeinanderkrachen hörte. Er redete leise auf Jasper ein und kam dann zu mir raufgekrochen, dorthin, wo ich immer noch lag. Man könnte sagen: Immer noch bereit, mit dem Finger am Abzug, aber ehrlich gesagt war ich einfach nur starr vor Fassungslosigkeit.
    Was zur Hölle.
    Gut, sagte er. Gut gemacht. Hätte nicht gedacht, dass du’s immer noch draufhast.
    Er meinte damit, dass ich es getan hätte. Dass mein Finger sich auf dem Abzug bewegt hatte, bevor er das Kommando übernommen hatte.
    Was zur Hölle, Bangley. Dass ich was noch draufhabe?
    Schweigen. Ich wusste es genau, ich wusste, was er meinte.
    Ich habe es nicht drauf. Aber ich gebe mir Mühe. Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht. Was, wenn ich dich entdeckt und für einen von ihnen gehalten hätte?
    Das wäre nicht passiert. Du entdeckst mich? Nein, nein. Nie im Leben.
    Ich öffnete den Mund, klappte ihn wieder zu. Ich sagte: Unglaublich, verdammt. Was, wenn sie sich aufgeteilt hätten. Wenn sie plötzlich losgestürmt wären.
    Schweigen. Er wusste, dass ich jetzt wusste, dass er sie von Anfang an im Visier gehabt hatte.
    Und woher zum Teufel hast du gewusst, dass ich gerade auf den Abzug drücken wollte, und warum hast du nicht einfach gewartet? Bis ich’s tue?
    Schweigen. Er wusste, dass ich jetzt wusste, dass er mich besser im Visier gehabt hatte als ich sie. Er hatte meinen verdammten Finger im Visier gehabt und dabei die Männer, die uns verdammt noch mal um ein Haar getötet hätten, aus dem Augenwinkel beobachtet. Er hatte sie die ganze Zeit im Visier gehabt und sich erst eingemischt, als er mich durchatmen sah. Ich sehe vor meinem geistigen Auge, wie er den Abzug betätigt und den ersten Mann tötet, ohne hinzuschauen, denn das gute Nachtsichtgerät, das auf dem Stativ, ist auf mich gerichtet, den vom Alarm überraschten Idioten; und dann hebt er beiläufig aber effizient seine Waffe und erledigt den Rest der Gruppe. Er ballert nicht einfach drauflos. Bangley glaubt nicht an Automatik. Vermutlich hat er zwei Schüsse auf jeden panisch hüpfenden Schatten abgegeben. P-Peng. Zwei für jeden einzelnen von ihnen, blitzschnell. Vielleicht hat er sich über meine Verwirrung kaputtgelacht, während er ihre Seelen einkassierte.
    Komm mal, Hig. Er läuft den Abhang runter. Jasper sitzt immer noch auf der anderen Seite, er zittert. Nicht vor Angst. Ich sehe ihn im Licht der Sterne. Er sitzt auf den Hinterpfoten, verfolgt besorgt jede meiner Bewegungen und hält sich mühsam zurück, ein Hund bei der Arbeit, er macht nur seinen Job, so, wie es sich gehört.
    Komm. Ich stoße einen leisen Pfiff aus. Er springt los, nicht mehr so schnell wie früher, aber immer noch schnell ist er oben und über die Kuppe hinweg. Bangley steht unten zwischen den am Boden ausgestreckten schwarzen Gestalten. Jasper schießt schon von einer zum nächsten, unablässig knurrend fährt er mit der Nase über den Boden.
    Sieh mal, Hig. Das hätten sie nicht machen dürfen.
    Er klingt kein bisschen unzufrieden.
    Bangley hat sich aufgerichtet und die LED-Stirnlampe an seiner Mütze eingeschaltet. Er trägt die Mütze falsch herum. Er richtet den Lichtkegel auf den kleinen Mann, den kleinen Cowboy, dessen Hut in den wenige Meter entfernten Abwassergraben gerollt ist. Es handelt sich um einen Jungen. Vielleicht neun. Etwa in dem Alter. Melissa war im siebten Monat schwanger, als. Vor neun Jahren. Der Junge ist dünn, sein Haar verfilzt. Eine Bussardfeder steckt darin. Sein Gesicht ist schmal und ausgemergelt, dreckig und wettergegerbt. Er hat wohl nie was anderes gekannt. Neun Jahre lang immer nur das, Tag für Tag. Er hat die Puzzleteile dieser Welt in seinem Kopf zu einem tristen Bild zusammengefügt, nur um am Ende als Statist bei einer von Bangleys Inszenierungen draufzugehen.
    Er grunzt. Bewaffnete Kinder. Sie hätten ihn zurücklassen sollen.
    Zurücklassen? Wo?
    Bangley zuckt die Achseln, dreht den Kopf und leuchtet mich an. Ich bin geblendet.
    Das gleißend weiße Licht lässt mich zusammenzucken, aber ich weiche nicht zurück.
    Wenn er morgen Früh halbverhungert vom Bach raufgekommen wäre, hättest du ihn erschossen, so wie die anderen, nur bei Tageslicht und aus hundert Metern Entfernung statt dreißig.
    Ich kann in dem Licht nichts erkennen, aber ich weiß, Bangleys grimmiges Grinsen reicht von einem Ohr zum anderen.
    Hig, du hast in der ganzen verdammten Zeit nichts gelernt. Du