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Das Ende der Weltraumstadt

Das Ende der Weltraumstadt

Titel: Das Ende der Weltraumstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George O. Smith
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Doylen. »Ich kam zu Ihnen, um die verlorenen Schäfchen in meine Herde aufzunehmen und ihnen den rechten Weg zu zeigen. Und was sehe ich? Eine Stadtmauer aus Perlmutt und Platin. Ein Gittertor aus massivem Gold. Einen Bärtigen in weißem Prunkgewand als Torwächter. Und was finde ich in der Stadt?«
    »Breite Straßen aus Gold, mit Brillanten besteckt, weil das Gold allein zu rutschig wäre. Die Bürgersteige sind aus reinem Silber, und die Verkehrsampeln aus Platin mit Lampen aus Smaragd, Rubin und Topas. Ah, ich sehe, Sie haben Ihr Muster genommen.«
    Doylen blickte auf den Barren in seiner Hand. Er war von der Größe eines halben Ziegelsteins, aber aus purem Gold. Eingraviert in seine Oberfläche war: 99,9 Prozent REINES GOLD. EIN SOUVENIR VON FABRIVILLE.
    »Was soll all das?« tobte der Reverend und fuchtelte mit dem Goldbarren herum.
    »Mein guter Mann, es soll nur auf eines hinweisen: nichts – aber absolut nichts – ist auch nur das geringste wert. Die Perlmuttmauer, das goldene Tor und die edelsteinbesteckten Straßen sollen einen psychologischen Schock auslösen, der den Betroffenen aufnahmefähig für die Tatsache macht, daß hier in Fabriville nichts Stoffliches von Wert ist. Arbeit, die nicht vervielfältigt werden kann, ist das Zahlungsmittel in Fabriville. Haben Sie etwas zu bieten, Reverend?«
    »Der Herr selbst sagte, daß man sechs Tage in der Woche arbeiten muß. Sie haben dieses göttliche Gesetz gebrochen, Johnson.«
    »Es war nicht als Gebot gedacht, sondern nur als Mahnung, mit der Arbeit nicht zu übertreiben. Gott wollte damit sagen, daß wir zumindest einen Tag in der Woche ausruhen sollen. Was glauben Sie, wie er sich freuen würde, wenn er sehen könnte, daß die Menschen jetzt Zeit haben, sich fünf Tage jede Woche auszuruhen.«
    »Sakrileg!«
    »O wirklich? Halten Sie es tatsächlich für Gotteslästerung, wenn ich glaube, daß Gott Humor hat und bedeutend mehr gesunden Menschenverstand als Sie oder ich?«
    »So über Gott zu sprechen!«
    »Wenn ich ihn damit beleidigt habe, so möge seine Strafe hier und jetzt auf mich herniederkommen«, sagte Keg lächelnd.
    »Er ist viel zu beschäftigt, als auf die Stimme eines Ungläubigen zu hören!«
    »Dann ist er auch viel zu beschäftigt, als daß er gehört hätte, wie vertraut ich über ihn sprach. Was wollen Sie eigentlich, Reverend?«
    »Eine Rückkehr zur Religion.«
    »Na gut, tun Sie was dafür.«
    »Die Menschen kommen nicht in die Kirche. Sie haben für nichts anderes mehr Zeit, als weltliche Güter an sich zu raffen und in Luxus zu leben.«
    »Ihre Sekte, genau wie viele andere«, sagte Keg Johnson hart, »hat dem Wunschdenken der Habenichtse geschmeichelt. Dagegen war wohl nichts einzuwenden, nehme ich an. Sie gaben ihnen die Hoffnung, daß sie nach ihrem Tod in ein ewiges Leben eingehen würden, wo sie Frieden fänden und alle Bedürfnisse gestillt würden. Sie prophezeiten dem Ehrgeizigen Höllenqualen, und trösteten die Armen damit, daß kein Reicher in den Himmel eingehen würde. Dadurch gelang es Ihnen, die Menschen um sich zu scharen, die sich kein schönes Zuhause leisten konnten und die sich von der Welt verraten fühlten. Ihnen versprachen Sie Straßen aus Gold, ein Himmelstor aus Perlmutt, und den Klang von Engelsmusik. Doch nun sind die Umstände so, daß alle Menschen genau das schon in ihrem jetzigen Leben haben können und nicht bis nach ihrem Tod darauf warten müssen. Wenn Sie wirklich eine Zurück-zur-Kirche-Bewegung starten wollen, Reverend, können Sie es damit versuchen, daß Ihre Sekte als erste den Quatsch mit den Himmelsstraßen aus Gold aufgibt. Helfen Sie den Armen im Geist, etwas aus sich zu machen, statt ihnen einzureden, daß sie gesegnet sind! Und bilden Sie sich nicht ein, daß Sie Ihre Stellung halten können, wenn Sie den Leuten weismachen wollen, daß alles, was aus einem Duplikator kommt, ein Produkt von Hölle & Teufel AG ist. Erstens werden sie es nicht glauben, und zweitens wird es überhaupt nichts mehr auf andere Weise Hergestelltes geben.«
    »Sie haben den ganzen Mars in Ihrer Hand«, rügte der Reverend, »doch was nutzt es Ihnen, ›die ganze Welt zu gewinnen, wenn die Seele Schaden erleidet‹?«
    »Meine Seele fühlt sich recht wohl«, versicherte ihm Keg verschmitzt. »Und ich glaube, daß ich etwas mehr dazu getan habe, die Zivilisation aus dem Dreck zu ziehen als Sie.«
    »Sakril …«
    »Nicht so hitzig, Reverend. Ich kritisiere ja nicht Gott, sondern Sie! Vergessen Sie nur nicht,

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