Das Ende der Weltraumstadt
bedauerte Keg. »Wir können niemanden mehr aufnehmen.«
»Dann müssen wir Sie dazu zwingen.«
»Wollen Sie es versuchen?« fragte Keg und deutete auf das 105-mm-Zwillingsgeschütz, dessen Läufe auf die Menge gerichtet waren.
Es dauerte eine Weile, bis er Antwort bekam.
»Dann will ich versuchen, an Ihre Menschlichkeit zu appellieren«, sagte Norton sanft. »Können Sie es mit Ihrem Gewissen vereinbaren, daß wir hungern und frieren, während Fabriville zufrieden im Warmen sitzt?«
»Inwieweit sind Sie bereit, etwas für Ihr Wohlergehen zu tun?«
»Sagen Sie, was wir tun sollen.«
»Hören Sie zu. Wir brauchen einen stärkeren Zaun um Fabriville. Das Material haben wir – wem könnte es heutzutage schon daran mangeln? –, aber uns fehlen die Arbeitskräfte. Sorgen Sie dafür, daß Ihre Leute den Zaun errichten, Norton, dann erhält jeder einzelne von Ihnen als Bezahlung einen Haushaltsduplikator mit einem kompletten Satz Kopierscheiben.«
Norton lächelte schmerzlich. »Was nutzt ein Duplikator, wenn man ihn nicht anschließen kann? Auf dem Mars sind sämtliche Kraftwerke außer Betrieb.«
»Indem Sie einen Zaun bauen«, sagte Keg, »erarbeiten Sie sich den Wert der Duplikatoren. Hören Sie, Norton, damit die Sache Hand und Fuß bekommt, muß ich wissen, ob Sie und Ihre buntgewürfelte Meute es auch ehrlich meinen. Sie haben genügend Leute, um sämtliche verlassenen Elektrizitätswerke auf dem Mars zu bemannen. Wenn Sie als Führer dieser Menschen sich darum kümmern, daß die Kraftwerke wieder in Betrieb genommen und Tag und Nacht in Betrieb gehalten werden, bekommen Sie auch alles Nötige, das Fabrivilles größere Duplikatoren liefern, wie Flitzer, Anlagen, Mobiliar und so weiter. Sind Sie einverstanden?«
»Was holen Sie dabei für sich heraus?« fragte Norton mißtrauisch.
»Nicht mehr, als Sie für sich. Ich kann nicht mehr essen, als ich vertrage, und brauche nicht mehr Kleidung als andere. Das gleiche gilt für alles Weitere. Aber es macht mir Spaß, alles zu managen, und ich werde die Dinge in der Hand behalten, bis man vielleicht einen anderen zum Leiter wählt. Doch bis es soweit ist, Norton, sind Sie mir verantwortlich.«
»Und wenn ich nicht katzbuckle?«
»Das müssen Sie nicht. Niemand wird Sie umbringen, weil Sie mir eins husten. Aber wenn Sie Ihren Verstand nutzen, werden Sie selbst sehen, daß es sich lohnt, zu tun, was ich vorschlage, und es Ihnen nichts einbringt, als wilder Mob weiterzumachen. Und mit Gewalt absetzen oder vertreiben können Sie mich nicht, Norton, dazu habe ich zu viele echte Freunde überall auf dem Mars, die es nicht zulassen werden, weil ich ihnen denselben Dienst erwiesen habe, den ich jetzt Ihnen vorschlage. Sie können mein Angebot annehmen oder es bleibenlassen.«
»Warum wollen Sie uns nicht hierbehalten?«
»Wir haben eine Bevölkerung von dreizehntausend hier in Fabriville. Weitere zehntausend aufzunehmen, würde unser Arbeitssystem zum Zusammenbruch führen. Wir sind dem Chaos ohnedies schon nahe und dürfen nichts auf die Spitze treiben. Wenn Sie die Kraftwerke wieder in Betrieb setzen und jeweils ringsum kleine Gemeinden errichten, sind Sie alle besser dran.«
»Und was bekomme ich dafür?«
»Nichts. Es wird Ihnen nicht an dem Nötigsten mangeln. Sie erhalten Nahrung, Kleidung, Unterkunft. Eben genau das, was jeder von uns hier auch hat. Den Menschen geht es allen gleich, Norton. Sie sind ohne gültige Zahlungsmittel. Doch kein einziger braucht zu hungern oder nackt herumzulaufen, und keiner muß auf die Annehmlichkeiten des Lebens verzichten, außer die Gemeinden, von denen Sie sprachen. Bringen Sie ihnen wieder Leben, Norton, und Sie werden schließlich davon profitieren. Man wird auch wieder Telefon und Radio brauchen, da können Sie Ihre Männer ebenfalls einsetzen. Nehmen Sie Verbindung mit den Bevollmächtigten der verschiedenen Gesellschaften auf, erklären Sie ihnen, was Sie beabsichtigen. Viele Ihrer Leute werden bestimmt lieber etwas anderes tun wollen. Mit der Zeit können Sie ihnen andere Jobs übertragen, für die sie besser geeignet sind. Bis wir endlich wieder ein richtiges Zahlungsmittel haben, ist Arbeitsleistung das einzige. Um Ihnen die Sache schmackhafter zu machen, bieten wir Ihnen noch etwas: ärztliche Betreuung, wenn Sie und Ihre Männer bereit sind, mit uns zusammenzuarbeiten.«
Norton überlegte nicht lange. »Einverstanden«, sagte er. »Können Sie uns verpflegen und uns Unterkunft gewähren, bis wir die
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