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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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eigenen Motive zum Kauf dieser Schuldtitel.
    Doch auch sie haben ihre Schmerzgrenze. Das zunehmende Unbehagen der ausländischen Investoren lässt sich daran ablesen, dass
     sie ihre amerikanischen Anleihen nicht mehr so lange halten wie früher. Noch vor zehn Jahren betrug die durchschnittliche
     Restlaufzeit von US-Staatsanleihen knapp 60 Monate. Im Jahr 2009 war sie auf unter 50 Monate geschrumpft, was die wachsende
     Besorgnis vor einem zufälligen oder geplanten Wertverlust des Dollars zum Ausdruck bringt. Tatsächlich befürchten manche Gläubiger
     angesichts der schwindelerregenden Verschuldung, dass die Vereinigten Staaten gezielt versuchen könnten, den Dollar durch
     Monetisierung des Defizits zu entwerten – dass sie also, mit anderen Worten, aus dem Nichts neues Geld drucken könnten. Die
     quantitative Lockerung ist im Grunde nichts anderes.
    Wären die Vereinigten Staaten ein Schwellenland, hätten Investoren längst das Vertrauen in ihre Währung und ihre Zahlungsfähigkeit |337| verloren. Das ist nicht der Fall, und daran zeigt sich, dass die Vereinigten Staaten noch immer als ein Land gelten, das nötigenfalls
     Steuern anhebt und Ausgaben kürzt, um seinen Haushalt zu konsolidieren. Das gelang Anfang der neunziger Jahre nach einem Jahrzehnt
     rasant anwachsender Defizite, und es gibt keinen Grund, warum dies nicht wieder gelingen sollte. Überdies sind die Vereinigten
     Staaten im Gegensatz zu vielen Schwellenländern mit ihrer öffentlichen Verschuldung noch nie in Verzug geraten. Das ist für
     die Investoren sehr beruhigend. Der letzte und wichtigste Punkt ist aber, dass die Vereinigten Staaten im Ausland Kredit in
     eigener Währung aufnehmen. Die potenzielle Abwertung des Dollars verteuert ihre Verbindlichkeiten also nicht. Dieses Risiko
     haben vielmehr die ausländischen Gläubiger.
    Das ist ein entscheidender Unterschied. Das bedeutet jedoch nicht, dass ausländische Gläubiger bis in alle Ewigkeit für Hunderte
     von Milliarden niedrig verzinste amerikanische Staatsanleihen aufkaufen. Irgendwann werden sie Realwerte fordern, beispielsweise
     Eigentumsanteile an amerikanischen Unternehmen. Bislang haben sich die Vereinigten Staaten einer ausländischen Beteiligung
     an ihren wichtigsten Unternehmen widersetzt. Im Jahr 2005 verhinderte ein öffentlicher Aufschrei, dass die China National
     Offshore Oil Corporation eine Beteiligung an Unocal erwarb. Im Jahr darauf wurde mit einer ähnlichen Reaktion vereitelt, dass
     eine staatliche Betreibergesellschaft aus Dubai (Dubai Ports World) mehrere wichtige Häfen der Vereinigten Staaten übernahm.
    Diese Scharmützel sind Ausdruck eines gewissen »Vermögensprotektionismus«. Damit versuchen die Vereinigten Staaten, ihren
     immer mächtigeren Gläubigern vorzuschreiben, wo diese ihr Geld anzulegen haben. Das war auch während der Finanzkrise so, als
     mehrere der größten Banken des Landes bei staatlichen Investitionsfonds aus dem Nahen Osten und Asien hausieren gingen, ohne
     diesen eine nennenswerte Kontrolle einräumen zu wollen. Viele dieser Investoren haben sich die Finger verbrannt. Es ist daher |338| höchst unwahrscheinlich, dass sie sich das nächste Mal mit einem Beifahrersitz begnügen, wenn sie das System wieder mit ihrem
     Geld retten sollen.
    Viele Politiker sind sich gar nicht bewusst, wie wenig Einfluss die Vereinigten Staaten auf die Länder haben, die ihr Doppeldefizit
     in Haushalt und Leistungsbilanz finanzieren. Sie verweigern den Chinesen Beteiligungen an amerikanischen Unternehmen und drohen
     mit protektionistischen Maßnahmen, wenn China seine Währung nicht neu bewertet. Das ist nicht nur albern, sondern dumm. In
     Wirklichkeit finanziert China die amerikanischen Kriege in Afghanistan und im Irak, ganz zu schweigen von der Rettung des
     Finanzsystems und der Reform des Gesundheitswesens. Dieses nationalistische Geschrei kommt vielleicht bei den Wählern zu Hause
     gut an, doch Chinas Geduld hat ihre Grenzen.
    Das bedeutet allerdings nicht, dass damit Chinas Weg zur globalen Vorherrschaft frei ist. In China entfallen nur 36 Prozent
     des Bruttoinlandsprodukts auf den Verbrauch, in den Vereinigten Staaten sind es über 70 Prozent. 10 Während der Inlandskonsum in den Vereinigten Staaten zu hoch ist, ist er in China immer noch viel zu niedrig. Das Wachstum
     der chinesischen Wirtschaft ist nach wie vor in erheblichem Umfang von billigen Exporten in die Vereinigten Staaten abhängig,
     die wiederum durch den Verkauf von

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